Geboren und aufgewachsen in Budapest verließ Fonagy Ungarn mit der Familie im Jahr 1967. Die Eltern ließen sich in Paris nieder, wollten aber ihrem Sohn eine britische Ausbildung angedeihen lassen und schickten ihn deshalb zum Studium nach London. Fonagy wurde depressiv, er vermisste seine Freunde, die Familie und sprach kein Englisch. Ein Nachbar, der sich sorgte, schlug vor, sich Hilfe zu suchen und so geriet er in Behandlung bei der Kinderpsychotherapeutin Anne Hurry in der damals sogenannten Hampstead Clinic. Sein Gesundheitszustand besserte sich, er schloss die Schule ab und nahm sein Psychologie-Studium am University College London (UCL) auf. Diese Erfahrung habe dazu beigetragen, dass er später selbst Psychoanalytiker werden wollte, wie Eleanor Sawbridge Burton 2017 auf der Webseite des psychoanalytischen Instituts der British Psychoanalytical Society mitteilte.[1]
Juveniler Diabetes mellitus und die Ursachen für die Nichtbefolgung ärztlicher Ratschläge war der erste Forschungsschwerpunkt des jungen Fonagy. Peter Fonagy ist Professor am University College London, er hält dort den Freud Memorial Chair und leitet die Psychoanalytic Unit für Doktorratsstudenten. Zudem ist er Forschungskoordinator am Anna Freud Centre (London) und in dieser Position Nachfolger von Anna Freud und Joseph Sandler. Er ist Vize-Präsident der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung sowie Mitherausgeber einer Anzahl von Fachzeitschriften, z. B. des International Journal of Psychoanalysis, von Development and Psychopathology und des Bulletin of the Menninger Clinic.
Werk
Fonagy bemüht sich insbesondere um empirische und interdisziplinärePsychotherapieforschung mit den Schwerpunkten Bindungstheorie, Mentalisierung und Psychoanalyse. Er gilt in dieser Hinsicht als einer der weltweit führenden Köpfe.[2][3]
Er gab den Adult Attachment Interview Test an Schwangere und untersuchte die Bindungsqualität ein Jahr nach der Geburt der Kinder. Er fand eine direkte Korrelation zwischen unsicherer Bindung in der Kindheit bei den Müttern und unsicherer Bindung bei deren Kindern.
Clarkin, John F., Fonagy, Peter, Gabbard, Glen O.: Psychodynamische Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen. Schattauer, Stuttgart 2012. ISBN 978-3-79452-835-6
Fonagy, Peter, Gergely, György, Jurist, Elliot L., Target, Mary: Affektregulierung, Mentalisierung und die Entwicklung des Selbst. Klett-Cotta, Stuttgart 2004. ISBN 978-3-60894-384-9
Fonagy, Peter: Bindungstheorie und Psychoanalyse. Klett-Cotta, Stuttgart 2006. ISBN 978-3-60895-991-8
Fonagy, Peter, Target, Mary: Psychoanalyse und die Psychopathologie der Entwicklung. Klett-Cotta, Stuttgart 2006. ISBN 978-3-60894-151-7
Fonagy, Peter, Roth, Anthony: What Works For Whom?: A Critical Review of Psychotherapy Research. 2. Auflage. Guilford Press, New York 2004, ISBN 978-1-59385-272-6
↑Eleanor Sawbridge Burton: Peter Fonagy. In: The Institute of Psychoanalysis, British Psychoanalytical Society. 2017, abgerufen am 10. November 2020 (englisch).
↑Gerhard Stumm, Alfred Pritz (Hrsg.): Personenlexikon der Psychotherapie. Wien / New York 2005, S. 143 f
↑Internationaler Sigmund-Freud-Preis für Psychotherapie