Der Sohn einer aus Odessa stammenden russischen Mutter jüdischen Glaubens und eines deutschen Ingenieurs war in der Endzeit des „Dritten Reiches“ Flakhelfer und Fallschirmjäger. Boenisch beantragte am 27. Januar 1943 die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 20. April 1944 aufgenommen (Mitgliedsnummer 9.710.043),[1] was erst 2007 bekannt wurde.[2] Er studierte kurz Slawistik und Rechtswissenschaften, wandte sich jedoch bald dem Journalismus zu und wurde 1945 Lokal- und Sportreporter bei der Allgemeinen Zeitung in Berlin.
1959 wurde Boenisch Mitarbeiter des Axel-Springer-Verlags. Er wurde 1961 Chefredakteur der Bild-Zeitung und war für deren Stil und Erfolg maßgeblich verantwortlich.[3] Unter seiner Führung erreichte die Bild-Zeitung eine Auflage von mehr als vier Millionen Exemplaren.
Von 1965 bis 1979 war Boenisch Chefredakteur der Bild am Sonntag.[3] 1971 wurde er Geschäftsführer der neu gegründeten HoldingAxel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co. Die Führung der Bild musste er an Günter Prinz abgeben, weil die Auflage unter Boenischs Führung zuletzt erheblich sank. Von 1974 bis 1976 organisierte Boenisch den Umzug der Welt-Chefredaktion von Hamburg nach Bonn.
Von Juli 1978 bis März 1981 leitete Boenisch die Chefredaktion der Zeitung Die Welt und reorganisierte das Blatt.[3] 1985 wurde bekannt, dass Boenisch gemeinsam mit Rainer Günzler zwischen 1972 und 1981 für PR-Berater-Tätigkeiten mehr als eine Million Mark vom Automobilhersteller Daimler-Benz erhalten hatte. Die Zahlungen wurden im Zusammenhang mit den Ermittlungen im Rahmen der Flick-Affäre bekannt, da Boenisch das erhaltene Geld nicht versteuert hatte. Boenisch argumentierte als Journalist in zahlreichen Artikeln gegen Beschränkungen für Autofahrer, gegen die Förderung von Öffentlichem Personenverkehr sowie für eine autofreundliche Verkehrspolitik.[4][5]
Zurückgekehrt in die Pressebranche arbeitete Boenisch zunächst als Geschäftsführer für den Burda-Verlag, kehrte aber bald zum Axel-Springer-Verlag zurück, für den er vorwiegend Kolumnen schrieb.[3]
Von 1999 an war Boenisch Mitglied des Aufsichtsrates des Axel-Springer-Verlages. 2001 trat er nach Differenzen wegen einer nach den Hausregeln des Verlages nicht gestatteten Publikation eines 51-zeiligen Kommentars in der Süddeutschen Zeitung zurück.[3] Er begründete seinen Rücktritt mit den Worten:
„Meine publizistische Tätigkeit hat für mich Priorität. Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit sind hierfür zwingend. Die einem Aufsichtsratsmitglied auferlegte besondere Zurückhaltung im Hinblick auf öffentliche Äußerungen behindert mich. Eine klare Trennung meiner Tätigkeiten liegt im beiderseitigen Interesse.“
In dem entstehenden Rechtsstreit ließ sich Boenisch durch den Anwalt Matthias Prinz vertreten.
Nach 2001
Von 2001 an war Boenisch Präsident des Union-Klub, der damals auch die Galopprennbahn Hoppegarten betrieb, für deren Erhalt Boenisch sich massiv einsetzte. Von diesem Posten trat er im Mai 2005 zurück, um nach dem Tod seiner Frau Julia mehr Zeit für die Betreuung der beiden gemeinsamen Kinder zu haben. Dem Verein blieb er als Ehrenpräsident verbunden.
Peter Boenisch starb an Krebs. Sein Grab liegt auf dem Bergfriedhof von Gmund.[7][8] Er wurde von Helmut Kohl als „ein streitbarer und streitbereiter Kritiker“ geehrt. Gerhard Schröder lobte ihn als „einen wahrhaft unabhängigen Kopf“, der sich zeitlebens von niemandem habe vereinnahmen lassen.
Familie
Boenisch war in erster Ehe mit der Bühnenbildnerin und Innenarchitektin Viktoria von Schack verheiratet.[9] Die Ehe wurde 1965 geschieden.
1985 heiratete Boenisch seine zweite Ehefrau Susanne Fischer. 1998 heiratete er in dritter Ehe die Journalistin Julia Schramm (1962–2004), mit der er zwei Töchter hatte. Nach Julia Boenischs Tod kümmerte sich Peter Boenisch alleine um die Kinder.[8]