Paul Frère war sowohl ein Rennfahrer als auch ein weltbekannter Automobil-Journalist. Schon als Kind las er die Motorsport-Zeitschriften seines Vaters und kannte jede Marke. Sein Onkel nahm ihn öfter als Zuschauer mit nach Spa-Francorchamps und von da an wollte sich Frère ausschließlich mit Motorsport beschäftigen.
Sein erstes Rennen waren die 24 Stunden von Spa1948. 1949 war er ebenfalls angemeldet, kam aber nicht zum Zuge, da sein Partner Jock Horsfall die 24 Stunden alleine bestritt.
Später fuhr er für das kleine britische Team HWM, für das er einen fünften Platz beim Grand Prix von Belgien 1952 erreichte. Defekte verhinderten weitere Punkte für ihn.
Er wollte Motorsport-Journalist werden, weil ihm das Zeit ließ, an Rennen teilzunehmen, und tatsächlich wurde er immer wieder von Teams zu Rennen eingeladen. Ein Mercedes-Engagement scheiterte knapp, aber auf Gordini trat er mehrmals an. Für 1955 empfahl er sich Ferrari, die ihn zu Testfahrten einluden. Einen Vollzeitjob lehnte er im Hinblick auf seinen Beruf und seine Familie ab, erklärte sich aber bereit, immer dann einzuspringen, wenn ein Fahrer benötigt wurde. Er erreichte einen vierten Platz beim Großen Preis von Belgien 1955 und einen zweiten Platz beim Großen Preis von Belgien 1956.
Frère konzentrierte sich zunehmend auf Langstreckenrennen. Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans1955, bei dem durch den tödlichen Unfall Pierre Leveghs auch 83 Zuschauer den Tod fanden, wurde er Zweiter, ebenso 1959. Das Jahr 1960 brachte den Sieg in Le Mans. Danach zog er sich vom Rennsport zurück, um sich ganz dem Schreiben zu widmen.
1966 setzte er sich noch einmal ans Steuer und pilotierte zusammen mit Rainer Günzler einen Porsche 904 als Kamerawagen für das ZDF beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1966 auf dem Nürburgring. Den etwas veralteten Wagen, der noch die 70 kg schwere Kameraausrüstung trug, qualifizierte Frère auf den 26. Platz unter 77 Teilnehmern. Im Rennen gab es 18 Runden lang Live-Bilder aus dem Cockpit des Rennwagens.
In Deutschland wurde Paul Frère, der fließend Deutsch sprach, vor allem durch seine Autotests in der ZDF-Sendung „Telemotor“, die er von 1978 bis 1987 durchführte, bekannt.
Bis zu seinem Tod war Frère als Automobil-Journalist tätig und nahm auch hin und wieder probeweise am Steuer eines Rennwagens Platz. Im September 2008, unmittelbar vor dem Großen Preis von Belgien, wurde die bisherige Stavelot-Kurve des Circuit de Spa-Francorchamps umbenannt in Courbe Paul Frère.
Die Porsche 911 Story. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02225-7 (mehrere Auflagen).
My Life Full of Cars. Behind the Wheel with the World’s Top Motoring Journalist. Haynes Publishing, Sparkford 2000, ISBN 1-85960-670-9.
mit Herbert Völker: quattro. Sieg einer Idee. Orac, Wien 1986, ISBN 3-7015-0035-5 (2. Auflage ebenda 1988).
Mercedes-Benz C 111. Eine Fahrzeugstudie. Edita Lausanne, Lausanne 1981, ISBN 2-88001-096-9.
mit Karl Ludvigsen: Opel. Räder für die Welt. Automobile Quarterly Publications u. a., Princeton NJ u. a. 1979, ISBN 0-915038-17-X.
Das Rennen vor dem Rennen. Porsche-Rennwagen zwischen Versuch und Einsatz. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1971.
Les 800 heures du Mans. Editions Gamma, Paris u. a. 1967 (In deutscher Sprache: Die 24 Stunden von Le Mans. Die Geschichte der härtesten Dauerprüfung für Fahrer und Wagen. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1968).
Sports Car and Competition Driving. Robert Bentley Inc., Cambridge MA 1963.
Starting grid to chequered flag. Batsford, London 1962.
Je conduis mieux. Ma voiture et moi ne faisons qu'un! (= Marabout-flash. Bd. 26). Gérard et Cie, Verviers 1959.
Irrésistibles „Moteurs“ „Un des vingt“ au départ (= L'automobile.). Éditions Techniques et Touristiques de France, Paris 1959.