Bernhard zufolge tritt ein Passus duriusculus auf zwei Arten in Erscheinung: Erstens, wenn eine Stimme „ein Semitonium minus steiget, oder fället“,[2] sich also in chromatischen Halbtonschritten fortbewegt. Dies demonstriert Bernhard anhand des folgenden Beispiels:
Die aufsteigende Variante dieses Passus duriusculus findet sich beispielsweise zu Beginn von O süßer, o freundlicher, o gütiger Herr Jesu Christe (SWV 285) von Heinrich Schütz. Häufiger jedoch ist die absteigende Form, zumal diese als Element des chromatisch diminuiertenLamentobasses in zahlreichen Kompositionen des 17. bis 19. Jahrhunderts auftaucht, wie z. B. als Ostinato im Crucifixus der h-Moll-Messe (BWV 232) von Johann Sebastian Bach.
Des Weiteren spricht Bernhard von einem Passus duriusculus, wenn „der Gang zur Secunde allzugroß oder zur Tertie zu klein, oder zur Quarta und Quinta zu groß oder zu klein ist“,[3] was er durch folgende Beispiele veranschaulicht (Bass und Bezifferung hinzugefügt):
So entsteht im ersten der beiden Beispiele zwischen den Tönen es und fis eine übermäßige Sekunde. Im zweiten Beispiel ergibt sich zwischen den Tönen es und cis eine verminderte Terz.
Dietrich Bartel: Musica Poetica. Musical-Rhetorical Figures in German Baroque Music. University of Nebraska Press, Lincoln und London 1997, ISBN 978-0-8032-1276-3.