Die Pandora fungiert – vergleichbar mit einem vollwertigen PC – als umfassende Multimedia-, Spiele- und Arbeitsplattform, worunter auch die für Handhelds unübliche Anwendung eigenhändig entwickelter Programme zählt (insbesondere Homebrew). Die Software-Entwicklung steht grundsätzlich jedem frei, ob privat oder kommerziell; daher auch die Projektbezeichnung. Ihr Name ist eine Anspielung auf die Büchse der Pandora aus der griechischen Mythologie.
Nach Angaben der Hersteller sei die Pandora besonders für Emulatoren geeignet. Damit können klassische Spielkonsolen, Heimcomputer sowie Arcade-Automaten originalgetreu auf dem Gerät nachgebildet werden. Funktionsfähig sind PlayStation, Super NES, Mega Drive, Game Boy, Amiga, MS-DOS und viele andere mehr. Während die meisten Spielkonsolen Kopierschutzmechanismen aufweisen, verfügt die Pandora über keine solchen Mechanismen. Um ein gewünschtes Spiel zu spielen, muss dieses lediglich in Form eines Abbildes, z. B. als ROM, vorliegen.
Für Software und Computerspiel für die der Quelltext verfügbar ist, wurden auch anstelle von Emulationsansätzen auch sogenannte Source ports für die Pandora-Plattform erstellt. Nennenswerte Beispiele sind die PC/DOS-Computerspiele Jagged Alliance 2[4][5] und Homeworld,[6][7] welche mit Hilfe von SDL auf die Pandora-Plattform migriert wurden.
Eine weitere Besonderheit sind die von der Pandora Community mit eigens entwickelten Tools erstellten, binären, statischen Rekompilate von komplexer Software für die Pandora-Plattform.[8] Beispielsweise wurde 2014 eine Arm-Version des 1998er ComputerspielsStarCraft durch statische Rekompilation und zusätzliches Reverse Engineering aus der ursprünglichen x86-Version generiert und verfügbar gemacht.[9][10]
Entwicklungsgeschichte
Ausgangspunkt der Entwicklung der Pandora war die im Februar 2007 erfolgte Zusammenkunft mehrerer Privatpersonen mit der Absicht, ein tragbares, multifunktionales Gerät herzustellen. Diese Personen waren der Engländer Craig Rothwell, der Türke Fatih Kilic, der Deutsche Michael Mrozek und der später dazugekommene Kanadier Michael Weston. Ersten gemeinsamen Kontakt pflegten sie in einem für Anwender und Programmierer bestimmten Internetforum, das sich dem GP32 und dem GP2X, zwei in Südkorea hergestellte Handheld-Konsolen, als Diskussionsgrundlage gewidmet hatte. Im April 2007 wurde die Gemeinschaft über das geplante Vorhaben in Kenntnis gesetzt, was zuerst allgemeine Skepsis, später große Begeisterung hervorrief. Durch von zahlreichen Forenmitgliedern ausgegangene Ideen und Vorschläge unterstützt, entstand innerhalb weniger Jahre die Pandora, die ihre beiden inoffiziellen Vorgänger dort ergänzen sollte, wo es an wünschenswerten Zusatzfunktionen mangelte und noch als Prototyp weit vor ihrer Veröffentlichung den Status als ultimativer Open-Source-Handheld beanspruchte.[2][11] Rothwell, Kilic und Mrozek fühlten sich als offizielle Distributoren des GP2X in Europa zusätzlich durch den eigenen Wunsch verbunden, das Produkt an Ansprüche ihrer Kunden anzupassen und demgemäß zu verbessern. Die Leitung des Projekts blieb dabei stets jenen drei bzw. vier überlassen, ist doch die Kommunikation und Verwaltung über vier verschiedene auf der Erde verteilten Standorte erschwerlich genug.
Im Oktober 2008 wurden Vorbestellungen für die erste Fabrikationsserie entgegengenommen. Die Serie erreichte eine Stückzahl von ungefähr 4.000. Die Auslieferung war anfangs für Ende November 2008 geplant,[12] verzögerte sich aber wegen der Finanzkrise 2007 und Verlangsamungen bei der Produktion. Im Mai 2010 wurden erstmals Geräte an Kunden ausgeliefert. Im November 2013 kam es wiederum zu Lieferverzögerungen, diesmal aber aufgrund gestiegener Nachfrage.
Am 31. Mai 2014 wurden Gehäusedaten und der Schaltplan für den nichtkommerziellen Gebrauch veröffentlicht.[13]
Hardware
Die Pandora ähnelt vom Aufbau her einem Netbook, ist aber um einiges kleiner. Neben einem 4,3"-Display mit 800×480 Pixel sind Stereo-Lautsprecher und ein Mikrofon eingebaut. Zusätzlich können externe Kopfhörer angeschlossen werden. Das Gerät kann mit dem eingelegten Lithium-Polymer-Akkumulator auch bei maximaler Arbeitsleistung für ungefähr zehn Stunden mit Energie versorgt werden; alternativ kann es per Netzadapter betrieben werden.
Mittels Adapterkabel lässt sich die Pandora an einen Fernseher oder Projektor anschließen (TV-Out).
Aus Platzersparnis wurde auf der Platine ein USB-2.0-Controller verbaut. Dank eines USB-2.0-Hubs sind auch USB-1.1-Geräte wie z. B. Maus und Tastatur lauffähig. Zusätzlich besitzt die Pandora einen USB-OTG-Anschluss.
Dieser unterstützt sowohl USB-1.1- als auch USB-2.0-Geräte.[14]
Datenaustausch und Zugang zum Internet sind kabellos über WLAN und Bluetooth möglich.
Die unterschiedlichen Modellversionen verfügen über 256 bis 512 MB Arbeitsspeicher.[15] Die Herstellung erfolgt mit Ausnahme einiger Plastikteile in Deutschland und Großbritannien,[16] wobei die Bestückung der Hauptplatine[17] sowie die Endmontage in Deutschland durchgeführt werden.
Die Pandora wird mit dem Betriebssystem Super Zaxxon (Vers. 1.60 RC) ausgeliefert. Es basiert in Grundzügen auf der Linux-Distribution Ångström. Xfce und das eigens für die Pandora entwickelte Minimenu sind als Desktop-Umgebungen von Haus aus verfügbar.
Die Pandora nutzt Programmbibliotheken wie OpenGL ES oder SDL, welche frei verfügbar sind und jedermann erlauben, Programme für das Gerät zu schreiben. Besonders unerfahrenen Entwicklern wird damit der Einstieg in die „Pandora-Programmierung“ erleichtert.
PND-System
Anfangs wurde überlegt, einen Paketmanager einzusetzen, um die Handhabung von Software zu erleichtern. Weil das Entfernen einer SD-Karte jedoch zu Inkonsistenzen in der Datenbank führen würde, wurde ein eigener Softwaremanager, das PND-System, entwickelt.
Eine PND-Datei beinhaltet sämtliche Programmdateien sowie eine XML-Datei mit Metainformationen wie Titel, Autor und Inhaltsbeschreibungen. Zusätzlich können auch Icons und Screenshots enthalten sein.[18] Nach dem Einlegen der Speicherkarte werden darauf abgelegte Programme automatisch erkannt und auf dem Desktop und/oder im Startmenü automatisch kategorisiert angezeigt.
zwei Analogsticks (15 mm Durchmesser, konkav), vier Aktionsknöpfe (A/X/B/Y), vollständiges Gamepad mit Schulterknöpfen (L/R), QWERTY-Tastatur mit 43 Tasten und Nummernpad
bis zu 14 h (für Videos/Standardanwendungen, bei verringerter Arbeitsleistung), 100 h für Musik
sonstige Eigenschaften
IVA2+ Audio- und Video-Prozessor
integriertes 802.11b/g WLAN
integriertes Bluetooth 2.0 + EDR (3 MBit/s; Class 2, +4 dBm)
zwei SDHC-Karten-Slots (zurzeit bis zu 64 GB Speichergröße)
Kopfhörerausgang mit bis zu 150 mW/Kanal mit 16 Ohm, 99 dB SNR
internes Mikrofon, Möglichkeit externe Mikrofone anzuschließen
extern zugänglicher UART für Hacking und Debugging der Hardware
Schutz vor Firmewareschaden mit integriertem Bootloader