Die SZD-8 war eines der ersten polnischen Hochleistungssegelflugzeuge. Die Konstruktionsarbeiten erfolgten unter der Leitung von Tadeusz Kostia. Der erste Prototyp wurde 1951 fertiggestellt und absolvierte, mit dem Kennzeichen SP–1222 versehen, am 21. September mit Adam Zientka seinen Erstflug. Er war schwer aus dem Flachtrudeln herauszubringen und wurde deshalb überarbeitet. Der Rumpf wurde um etwa 70 cm verlängert und die Leitwerksfläche vergrößert. Die folgenden Tests wurden von Adam Dziurzynski geflogen, der mit dem Prototyp etwa 1000 Trudelversuche durchführte. Inzwischen war ein zweiter Prototyp gebaut und als SZD-8-2 und dem Kennzeichen SP–1223 am 3. Dezember 1951 geflogen worden. Die weiteren Versuche zogen sich einige Monate hin, aber schließlich wurde im Verlauf des Jahres 1952 die Produktion aufgenommen. Den Erkenntnissen aus der Erprobung folgend bekamen die Serienmodelle eine etwas andere Rumpflinienführung, eine geänderte Konstruktion des Hauptholms im vorderen Bereich und andere Querrudermechaniken. Sie wurden außerdem mit Luftbremsen ausgerüstet und erhielten teilweise auch einziehbare Hauptfahrwerksräder. Am 24. Dezember 1952 absolvierte wiederum Adam Zientka den Erstflug mit dem ersten Serienexemplar (SP–1305), das die Bezeichnung SZD-8bis erhielt und 30 mal gebaut wurde.
In den folgenden Jahren entstanden eine Reihe von Varianten, bei denen insbesondere die Formführung der Bugpartie oftmals unterschiedlich gestaltet wurden. Unter anderem entwickelte Stanisław Wielgus die auf den Export zugeschnittenen SZD-8bis III und SZD-8bis 0 mit geringfügigen Verbesserungen. Den Höhepunkt bildeten die am 2. Mai 1958 erstmals geflogene SZD-8ter Z und die SZD-8ter ZO mit geändertem Rumpf-Flügel-Übergang aus Laminat und Luftbremsen aus Metall, von denen insgesamt 40 Stück entstanden. Mit letzterer konnten zwischen Mai 1954 und Mai 1960 15 Weltrekorde erflogen werden. Unter anderem absolvierte Jerzy Wojnar am 15. Mai 1954 ein 100-km-Dreieck mit 94,716 km/h, eine 200-km-Strecke mit 57,5 km/h und einen Zielflug mit Rückkehr zum Startpunkt über 488,4 km.[1] 1959 wurde die Strecke bei letzterer Disziplin von Ludwig Misiek auf 533,6 km erhöht und Pelagia Majewska flog einen Frauenrekord über 566 km.[2] Auch bei Segelflug-Weltmeisterschaften belegten Jaskółkas vordere Plätze, so Marian Gorzelak 1956 in Saint-Yan den 3. und Edward Makula 1958 in Leszno den 5. Rang.
Bis zum Ende der Produktion im Jahr 1958 wurden 135 SZD-8 aller Versionen gebaut. 75 Stück wurden in 14 Länder exportiert, davon 15 SZD-8bis von 1955 bis 1957 in die DDR, wo sie bei der GST eingesetzt wurden. Die letzte dieser Jaskółkas wurde 1973 aus dem Register gelöscht.[3] China erhielt das Muster ebenfalls und entwickelte es zur X-10 weiter, die ab 1958 in Shenyang in großer Stückzahl gebaut wurde.[4]
SZD-8bis Jaskółka bis: erste Serie von 1952, 30 Stück wurden gebaut
SZD-8bis E Jaskółka E: zweite Serie von 1954, 30 (49?) Stück wurden gebaut
SZD-8bis W Jaskółka W: Versuchsausführung mit Wasserballastbehälter, der im Flug in 2,5 min abgelassen werden konnte. Nur ein Exemplar wurde 1954 gebaut
SZD-8bis Z Jaskółka Z: Serienversion mit geänderter Rumpflinie, geänderter Ruderanlenkung, anderem Instrumentenbrett und verstellbarem Seitenruderpedal. 28 Stück wurden 1954/1955 gebaut
SZD-8bis III: Exportversion auf Basis der SZD-8bis E und Z mit gefedertem Hauptrad, Metall-Heckspornkufe und Kugellager-Rudergelenken. Es erfolgte wahrscheinlich kein Serienbau
SZD-8bis 0 Jaskółka 0: Exportversion auf Basis der SZD-8bis Z mit geändertem Instrumentenbrett und KP-14-Sauerstoffanlage. 1955/1956 wurden fünf Stück gebaut
SZD-8ter Z Jaskółka Z: Version mit Metall-Luftbremsen, Rumpf-Flügel-Übergang aus Laminat, Wasserballastbehälter und neuem Instrumentenbrett. 1958 entstanden zehn Exemplare
SZD-8ter ZO Jaskółka ZO: wie SZD-8ter Z, aber ohne Wasserballast. 1957/1958 wurden 30 Stück gebaut. Leistungsstärkste Jaskółka-Ausführung, mit der mehrere Rekorde erflogen wurden
Aufbau
Die SZD-8 ist ein freitragenderMitteldecker in Holzbauweise. Der Rumpf mit ovalem, sich nach hinten verjüngendem Querschnitt besteht aus einem mit Sperrholz beplanktem Gerüst. Die Tragflügel sind einholmig ausgeführt und ebenfalls sperrholzbeplankt. Sie sind mit Luftbremsen versehen, die nach oben und unten ausfahren und mit dem Hauptrad, sofern es einziehbar gestaltet ist, gekoppelt sind. Das Fahrwerk besteht aus dem starr oder einziehbar gestalteten 300×130-mm-Hauptrad, einer je nach Ausführung in unterschiedlicher Länge ausgeführten Bugkufe und einer Heckkufe aus Holz oder Metall. Sämtliche Ruder bestehen aus einem Holzrahmen mit Stoffbespannung.
Technische Daten
Kenngröße
SZD-8 Jaskółka
SZD-8bis Jaskółka bis
SZD-8bis Jaskółka E
SZD-8bis Jaskółka W
SZD-8ter Jaskółka ZO
Besatzung
1
Spannweite
16,0 m
Länge
6,74 m
7,42 m
Höhe
1,28 m
1,41 m
1,9 m
1,41 m
Flügelfläche
13,6 m
Flügelstreckung
18,8
Leermasse
275,5 kg
252 kg
267,5 kg
270 kg
Wasserballast
nein
95 kg
95 kg (nur Jaskółka Z)
maximale Startmasse
365,5 kg
342 kg
357,5 kg
360 kg
maximale Flächenbelastung
26,8 kg/m²
25,2 kg/m²
26,4 kg/m²
26,5 kg/m²
Höchstgeschwindigkeit
250 km/h
Mindestgeschwindigkeit
50 km/h
55 km/h
Gleitzahl
25,4 bei 80 km/h
26,4 bei 80 km/h
28,5 bei 83 km/h
Geringstes Sinken
0,76 m/s bei 65 km/h
0,76 m/s bei 68 km/h
0,78 m/s bei 70 km/h
0,75 m/s bei 74 km/h
SZD-8 in Deutschland
Nachfolgend eine Liste der in der DDR eingesetzten SZD-8bis.[3] Die Nutzung erfolgte, sofern nicht anders angegeben, bei der GST.
↑Andere Angaben sprechen von bis zu 155 gebauten SZD-8 (siehe Chudzinski, S. 284). Diese Differenz lässt sich hauptsächlich mit den unterschiedlichen Produktionszahlen der zweiten Serie von 1954 erklären, die entweder mit 30 oder 49 gebauten SZD-8bis E angegeben sind.
Einzelnachweise
↑Zentralvorstand der GST (Hrsg.): „Jaskolka – Albatros.“ In: Flügel der Heimat Nr. 11/1955, Neuenhagen b. Berlin, S. 8.
↑Kazimierz Wojciech Chudzinski: Polnische Segelflugzeuge. Band 1: 1945–1970. Verlag für Technik und Handwerk, Baden-Baden 2014, ISBN 978-3-88180-454-7, S. 62–64.
↑ abDetlef Billig, Manfred Meyer: Flugzeuge der DDR. III. Band bis 1990. 1. Auflage. TOM Modellbau, Friedland 2003, ISBN 3-613-02285-0, S.162.
↑Segelflugzeugbau. In: Zentralvorstand der GST (Hrsg.): Fliegerrevue. Nr.7/81 (341). Militärverlag der DDR, Berlin 1981, S.295.