Neben seiner intensiven Theatertätigkeit fand Otto Niedermoser auch die Zeit für die Arbeit jenseits der schönen Künste. So entwarf er auch in den Arbeitsbereichen Hochbau und Innenarchitektur: 1932 entstanden nach seinen Entwürfen zwei Reihenhäuser in der Wiener Werkbundsiedlung[2], 1941 gestaltete er das Theater der deutsch-besetzten lothringischen Hauptstadt Metz neu. Etwa zeitgleich entstanden im staatlichen Auftrag in Metz die Ausstattungen von Regierungsgebäude und Wirtschaftskammer nach Niedermosers Entwürfen sowie das Haus Bürckel in Saarbrücken. 1950 renovierte er das Theater in der Josefstadt, 1955–1957 erfolgte die Instandsetzung und Umbau der Urania in Wien. Zwischen 1960 und 1962 leitete Niedermoser den Umbau des Theaters an der Wien, 1963 die Renovierung der Synagoge in Wiens Seitenstettengasse. 1973 übernahm er den Umbau der Kammerspiele an Wiens Fleischmarkt.[1]
Lehrtätigkeit und Entwürfe für den Film
Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Wiener erhielt später eine Professur angeboten und war vor allem als Leiter der Klasse für Bühnen- und Filmgestaltung an der Akademie für angewandte Kunst und auch als Dozent am Max Reinhardt Seminar tätig.
Angesichts dieser Fülle von Aktivitäten blieben Niedermosers architektonischen Beiträge für den Film auf eine Handvoll Produktionen zwischen 1936 und 1952 beschränkt. 1963 kehrte er noch einmal zum Kino zurück und entwarf diejenigen Bauten, die der einst aus Wien nach Hollywood emigrierte Filmregisseur Otto Preminger für die Wiener Sequenzen seines Films Der Kardinal benötigte.
Ihm zu Ehren wurde in Wien 22 eine Straße nach ihm benannt (Niedermoserstraße).
Otto Niedermoser heiratete 1928 die Architektin Friederike Domnosil (* 13. Oktober 1904 in Wien; † 2000). Sie hatte von 1922 bis 1924 auch an der Kunstgewerbeschule bei Oskar Strnad und Carl Witzmann studiert.[3] Nach der Heirat gab sie ihre selbständige Arbeit auf und war im Atelier ihres Mannes tätig. Später leitete sie die Möbelfirma Niedermoser. Die Kostüm- und Bühnenbildnerin Gabriele Niedermoser (* 1933), ehemalige Professorin der Universität für angewandte Kunst Wien, ist die Tochter von Otto und Friederike Niedermoser.[4]
Raumeinteilung im Kleinhaus. In: Schönes Wohnen 1.1927, 1. H., S. 20.
Neues Wohnen. Wien 1952
Otto Niedermoser: Schön Wohnen. Schöner Leben. Humboldt Verlag, Frankfurt am Main / Wien 1954.
Oskar Strnad: 1879–1935. Wien 1965
Ein Haus in Sievering, In; profil 3.1935, H..9, S. 424f.
Ist ein Gesamtkunstwerk – Architektur, Malerei, Plastik – heute noch möglich? In: profil 16.1961, Oktober, Sonderheft, S. 2 f.
Literatur
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 5: L – N. Rudolf Lettinger – Lloyd Nolan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 674.
Heinz P. Adamek: Otto Niedermoser (1903–1976), Jung Wien – eine Versuchung. In: Heinz P. Adamek: "KUNSTAKKORDE – diagonal". Wien 2016, ISBN 978-3-205-20250-9, S. 136–153.