Otto Kommerell war das vierte und vorletzte Kind des Gründers des populären Tübinger Cafés Kommerell, Adolf Kommerell (1841–1890), und seiner Frau Minna geb. Weiß (1846–1931). Sein älterer Bruder war der verdienstvolle Mathematiker Karl Kommerell.[2]
Ab dem 1. Juni 1920 arbeitete er am Reichsbahn-Zentralamt in Berlin. 1921 wurde er zum Oberregierungsbaurat befördert. 1924 wurde er Mitglied beim Technischen Oberprüfungsamt. 1925 wurde er zum Reichsbahndirektor ernannt und ab 1. März 1925 war er Leiter der Bautechnischen Abteilung im Reichsbahn-Zentralamt. 1930 wurde er zum Abteilungspräsidenten ernannt. 1936 wurde er ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie des Bauwesens. Im September 1939 wurde er Leiter der Sonderabteilung der Reichsbahnbaudirektion Berlin, die für Sonderaufträge im Bahnbrückenbau zuständig war. Trotz des fortgeschrittenen Alters von 70 Jahren hatte er dieses Amt noch 1943 inne.[1]
Neben seiner beruflichen Laufbahn betätigte sich Otto Kommerell seit 1915 als Genealoge und erforschte zunächst die Verwandtschaftsverhältnisse der Familie Kommerell von Anfang an, d. h. vom 15. Jahrhundert. Später befasste er sich auch mit einigen weiteren Familien, die mit den Kommerells verwandt waren. Seine genealogischen Arbeiten zeichnen sich durch außergewöhnliche Genauigkeit in Bezug auf die Lebensdaten sowohl der Hauptfamilie, als auch der Angeheirateten und deren Kinder aus. Dagegen versuchte Kommerell nicht, Biographien der gelisteten Personen vorzulegen. Er begnügte sich im Allgemeinen damit, die Funktionen oder Ämter dieser Personen aufzuzählen, ohne auf die Chronologie und die Wichtigkeit zu achten. Im Falle einiger berühmterer Personen aus der noch nicht so entfernten Vergangenheit übernahm er frühere Veröffentlichungen, vor allem kurze Zeitungsartikel. Dies galt auch im Fall seines Bruders Karl Kommerell. Stattdessen lieferte er zahlreiche Tabellen, in denen er Geburten in jeweiliger Generation, Lebensalter, Krankheiten, Berufe und Zwillingsgeburten statistisch analysierte.
Nach der Pensionierung wechselte er nach Stuttgart, da es für seine genealogischen Forschungen ein günstigerer Standort war als Berlin.
Veröffentlichungen
Zur Bahnbautechnik
Grundlagen für die statische Berechnung von Tunnelmauerwerk, Berlin : W. Ernst & Sohn 1912.
2. erweiterte Auflage als: Statische Berechnung von Tunnelmauerwerk. Grundlagen und Anwendung auf die wichtigsten Belastungsfälle, Berlin : Ernst & Sohn 1940.
Ein Jahr hochwertiger Baustahl St. 48, Berlin : Julius Springer 1925.
mit Bruno Schulz: Einfluss der Fliehkräfte auf Eisenbahnbrücken. Empfohlen in den bei den Reichsbahn-Gesellschaften gültigen Vorschriften für Eisenbauwerke, Berechnungsgrundlagen für eiserne Eisenbahnbrücken vom 25. Februar 1925, Berlin : W. Ernst & Sohn 1925.
mit W. Rein: Engerer Wettbewerb um Entwürfe für eine feste Straßenbrücke über den Rhein in Köln-Mülheim, Berlin : Julius Springer 1927.
Erläuterungen zu den vorläufigen Vorschriften der Deutschen Reichsbahn für die Umgrenzung des lichten Raumes für Normalspurbahnen (auch gültig für Anschlussgleise), Berlin : W. Ernst & Sohn 1928.
Berechnung, bauliche Durchbildung und Ausführung geschweißter Eisenbahnbrücken, Berlin : W. Ernst & Sohn 1930 (zunächst erschienen in: „Bautechnik“ 1930).
Erläuterungen zu den Vorschriften für geschweißte Stahlbauten mit Beispielen für die Berechnung und bauliche Durchbildung, 3., neubearbeitete und erweiterte Auflage, Berlin : Ernst & Sohn 1931.
Erläuterungen zu den Vorschriften für geschweißte Stahlbauten mit Beispielen für die Berechnung und bauliche Durchbildung, Berlin : Ernst & Sohn:
Bd. 1: 4. neubearbeitete und erweiterte Auflage, 1934.
Bd. 2: 4. neubearbeitete und erweiterte Auflage, 1936.
Bd. 3: 5. neubearbeitete und erweiterte Auflage, 1940.
Bd. 3: 5. neubearbeitete und erweiterte Auflage, 1942.
Zur Genealogie
Die Ahnentafel, [Berlin SW 11, Hallesches Ufer 35/36] : [Dr. O. Kommerell] 1932.
Familienchronik Kommerell. Stammtafel mit 79 Bildern und 15 Tafeln, aufgestellt in der Zeit von 1915–1942. Kramer, Frankfurt a. M. 1943.
Nachtrag zur Stammtafel Kommerell, Frankfurt a. M. : Kramer 1952.
Graphische Ahnentafeln Kommerell – Grüneisen, Stuttgart : Verein für Familien- und Wappenkunde in Württemberg und Baden 1954–1964:
Heft 1: Kommerell, 1954
Heft 2: Kommerell, 1954
Hauptband, 1955
Neue Folge, mit Ergänzungen zur Stammtafel Kommerell. Mit etwa 260 Personenbildern, 1959
Heft 3: Kommerell. Grüneisen, 1964
Heft 4: Kirn, 1964
Heft 5: Kirn, Martens, 1964
Namensverzeichnis, 1964
Einzelnachweise
↑ abcOtto Kommerell: Familienchronik Kommerell ..., S. 181
↑Otto Kommerell: Familienchronik Kommerell ..., S. 161
Literatur
Otto Kommerell: Familienchronik Kommerell. Stammtafel mit 79 Bildern und 15 Tafeln, aufgestellt in der Zeit von 1915–1942. Kramer, Frankfurt a. M. 1943.
Gustav Hahn (Hrsg.): 50 Jahre Familienforschung in Südwestdeutschland. Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen des Vereins für Familien- und Wappenkunde in Württemberg und Baden. Selbstverlag, Stuttgart 1970, S. 18.