Ota Filip wurde 1930 als Sohn eines tschechischen Konditors in Slezská Ostrava (Ostrau) geboren, seine Mutter war polnischer bzw. galizischer Herkunft. Er verbrachte seine Jugend in Ostrava und Prag und arbeitete nach dem Abitur (1948) und einem Fernstudium in Literatur und Journalistik an der Karls-Universität Prag als Redakteur bei verschiedenen Zeitungen und im Rundfunk.[2] 1959 trat er der Kommunistischen Partei bei, wurde aber 1960 bereits wegen kritischer Äußerungen aus ihr ausgeschlossen. 1960 und 1969 wurde er wegen „Unterwühlung von Staat und Gesellschaft“ zu Haftstrafen und Zwangsarbeit verurteilt und arbeitete als Bergarbeiter, Lkw-Fahrer und Bauarbeiter. Trotz Schreibverbot verfasste er Romane, deren Manuskripte unter politischen Sympathisanten in der Bundesrepublik Deutschland und Österreich kursierten.[2] In dieser Zeit entstand u. a. sein Roman Cafe an der Straße zum Friedhof, für den er 1967 den Großen Preis der Stadt Ostrava erhielt. 1968, während des Prager Frühlings arbeitete er als Verlagslektor. Ein Jahr nach der Niederschlagung des Prager Frühlings wurde er 1969 erneut wegen angeblich systemkritischer Publikationen verhaftet und zu 18 Monaten Haft verurteilt. Danach war er als Möbelmonteur, Lastwagenfahrer und Bauarbeiter tätig.[3]
1974 wurde er mit seiner Familie ausgebürgert und lebte seitdem als freier Schriftsteller und politischer Journalist in der Bundesrepublik Deutschland, wo er u. a. als Lektor für den S. Fischer Verlag arbeitete. 1977 erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft. Seit dem Zusammenbruch des Ostblocks widmete er sich in Aufsätzen und Büchern vor allem dem Thema der deutsch-tschechischen Versöhnung. Er war Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, des deutschen PEN-Zentrums und des Tschechischen Schriftstellerverbandes.
Filip verfasste unter anderem satirische Kurzgeschichten aus der Tschechoslowakei der kommunistischen Ära. Eine seiner Figuren ist der Arbeiter Josef Nowak, der gegen die Widrigkeiten des sozialistischen Alltags kämpft.
Aufgrund 1997 in Prag entdeckter Dokumente entstand eine öffentliche Diskussion wegen Filips Tätigkeit für den Geheimdienst StB in den 1950er und 1970er Jahren. Filip bestritt nicht seine Verstrickung, wandte sich jedoch gegen die Vorwürfe, dabei Verfolgten des Regimes persönlichen Schaden zugefügt zu haben. Er verwies auf die Zwänge eines totalitären Systems, konkret auf die Bedingungen seiner Einzelhaft, denen schwer zu entrinnen sei, und gab zu, unter diesen Bedingungen versagt zu haben, was er sehr bedauerte.[4]
Ota Filip starb am 2. März 2018, eine Woche vor seinem 88. Geburtstag.
Verspätete Abrechnungen von Ota Filip, mit einem Beitrag von Walter Schmitz sowie einer Bibliografie. Thelem, Dresden 2012. ISBN 978-3-942-41143-1 (veröffentlichte 9. Dresdner Chamisso-Poetikvorlesungen).[8]
Kliems, Alfrun: Im Stummland Zum Exilwerk von Libuše Moníková, Jiří Gruša und Ota Filip, Lang, Frankfurt am Main/Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien 2003, ISBN 978-3-631-39983-5.
Massum Faryar: Fenster zur Zeitgeschichte – eine monographische Studie zu Ota Filip und seinem Werk, Mensch-und-Buch-Verl., Berlin 2005
↑Zemřel přední český exilový spisovatel Ota Filip. Podívejte se na jeho poslední rozhovor pro Reflex - Reflex.cz. In: Reflex.cz. (reflex.cz [abgerufen am 2. März 2018]).
↑ abJan Kubica: Spisovatel Ota Filip. Větrné mlýny (Prag) 2012, ISBN 9788074430466
↑Ota Filip: Před minulostí nelze utéct. [Vor der Vergangenheit kann man nicht flüchten]. In: czsk.net. Slovensko-český klub, abgerufen am 18. Dezember 2014 (tschechisch, Interview).