Oskar Pfister war der Sohn des reformierten Pfarrers Johannes Pfister (1838–1876) und der Klavierlehrerin Luise, geb. Pfenninger (1843–1918), und kam in Zürich-Wiedikon als jüngster von vier Brüdern zur Welt. Nach dem Tod des Vaters im März 1876 übersiedelte die Mutter, die aus einer pietistischen Familie stammte, in die Herrnhuter BrüdergemeineKönigsfeld im badischen Schwarzwald.[1] Oskar studierte Evangelische Theologie, Philosophie und Psychologie an den Universitäten Basel, Zürich und Berlin. 1898 wurde er an der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich über die Religionsphilosophie Alois Emanuel Biedermannspromoviert. Im selben Jahr heiratete er Erika Wunderly (1872–1929), die 1899 den gemeinsamen Sohn Oskar zur Welt brachte.
Von 1897 bis 1920 war er Pfarrer in Wald. 1920 übernahm er eine Pfarrstelle in Zürich, die er bis 1939 innehatte. Pfister unterhielt Beziehungen zu den religiösen Sozialisten von Leonhard Ragaz. Zwischen 1909 und 1939 korrespondierte er regelmässig mit Sigmund Freud über Theologie und Psychoanalyse. Er war einer der Pioniere der Psychoanalyse in der Schweiz und gehörte zum Kreis der Zürcher Schule der Psychoanalyse um Eugen Bleuler und Carl Gustav Jung. 1919 war er Mitgründer der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse. Er verfasste die erste theologische Würdigung der Psychologie Sigmund Freuds, insbesondere des Buches Die Zukunft einer Illusion. 1929 starb seine Frau. 1930 heiratete er Martha Zuppinger-Urner, eine 1898 geborene, verwitwete Cousine, die zwei Kinder in die Ehe mitbrachte.
Das Christentum und die Angst: Eine religionspsychologische, historische und religionshygienische Untersuchung. Zürich, Artemis 1944
Die psychoanalytische Methode. Eine erfahrungswissenschaftliche-systematische Darstellung. Leipzig. Julius Klinkhardt, 1924. Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. S. Freud. 3. stark umgearbeitete Auflage. Pädagogium Band 1. Hrsg. von Prof. Dr. Aloys Fischer und Dr. Alberth Huth.
Die Willensfreiheit: Eine Kritisch-Systematische Untersuchung. Berlin, Boston: De Gruyter, 1904.
Literatur
Petra Braunias: Oskar Pfister – Ein vergessener Pionier der psychoanalytischen Pädagogik? Überblick über sein pädagogisches Werk. Wien, Univ., Dipl.-Arb., 2010.
Pfister, Oskar. In: Élisabeth Roudinesco; Michel Plon: Wörterbuch der Psychoanalyse: Namen, Länder, Werke, Begriffe. Springer, Wien; New York 2004, ISBN 3-211-83748-5, S. 782–784.
Hans Zulliger: Oskar Pfister 1873–1956. Psychoanalysis and Faith. In: Franz Alexander, Samuel Eisenstein, Martin Grotjahn (Hrsg.): Psychoanalytic pioneers. Basic Books, New York 1966, S. 169–179.
↑Dieter Schwarz, Oskar Pfister. In: Werner Weber: Helvetische Steckbriefe. 47 Schriftsteller aus der deutschen Schweiz seit 1800. Artemis Verlag, Zürich; München 1981, ISBN 3-7608-0540-X, S. 169–179