Der Orden des Heiligen Geistes,[1] nach seinem Emblem auch Orden des Knotens, Orden vom Knoten[2], Orden von dem Knoten[3] sowie Orden von der Bandschleife[4], teilweise mit dem Zusatz „in Neapel“ oder „von Neapel“ (italienischOrdine del Nodo o del Santo Spirito, lateinischOrdo Nodi insignis[5]) genannt, war ein neapolitanischerRitterorden. Ihre Mitglieder wurden Knotenritter genannt[6]. Der Ritterorden überlebte nicht lange den Tod seines Gründers Ludwig von Tarent († 1362).
Die Ordenskleidung, als Giornea (tagsüber, wahrscheinlich im Sinne von „Alltagsrobe“) bezeichnet, bestand aus einem ärmellosen weißen „Habit“ und einem „Barett“ (siehe Abbildung rechts).[3] Die Farbe „weiß“ symbolisierte die Reinheit im Glauben und in der Ehre der Ritter.[13]
Freitags mussten die Ritter einen schwarzen Umhang mit einem weißen Seidenknoten ohne Gold, Silber oder Perlen tragen, um an die Passion Jesu Christi zu erinnern.[14]
Ordensdekoration
Die einzig erlaubte Dekoration war ein Knoten aus purpurnen und goldroten Seidenfäden, der vom König nach dem Treueid und nach Wahl an der Brust oder am Arm des Ritters befestigt wurde.[13] Unter dem Knoten befand sich das aufgestickte Motto „Se Dieu Plait“ (so Gott will). Das gleiche Motto, mit dem Namen des Ritters daneben, wurde auf dem Schwertknauf eingraviert.[14]
Ordensregel
Der Orden des Knotens oder des Heiligen Geistes war ein höfischer Orden, der mit der Dynastie verbunden war, die im Königreich Neapel regierte und den religiösen Regeln Basilius' des Großen folgte.[14] Die Anerkennung der Kirche erfolgte durch den päpstlichen Brief Papst Clemens' VI.[13]
Diesem Ritterorden sind die entsprechenden Statuten beigefügt, die in 24 Kapitel unterteilt sind und die Hauptpflichten der Knotenritter enthalten.[17] Das oberste Oberhaupt des Ordens war Ludwig von Tarent selbst, der nur das Recht hatte, neue Ritter zu ernennen.[13]
Absoluter Fastentag war der Freitag. Die Nichteinhaltung der letztgenannten Vorschrift bedeutete, dass der Ritter verpflichtet war, drei Bettler zu verköstigen (drei zu Ehren und zum Lob der Heiligen Dreifaltigkeit).[13]
Die Statuten legten die Fälle fest, in denen ein Ritter seinen Knoten lösen konnte: Bei schwerer Verletzung durch den Feind im Kampf; in einem fairen Kampf mit einer Anzahl von Feinden, die nicht geringer waren als die seiner Gefährten, die zuerst vorgerückt waren, um den Gegner zu verletzen, die Flagge zu erobern oder zu Boden zu bringen oder den Kapitän der Feinde gefangen zu nehmen. Der gelöste Knoten wurde vom Ritter als Pilger nach Jerusalem gebracht und am Heiligen Grab mit der Aufschrift seines Namens an einer gut sichtbaren Stelle angebracht.[14] Erst dann konnte der Knoten wieder geknüpft werden, mit einer Feuerzunge darauf, gekrönt mit dem Namen des Ritters unter dem neuen Motto: „a pleut à Dieu“ (Gott hat es gewollt).[13]
Jedes Jahr an Pfingsten mussten die weißbekleideten Ritter dem Großmeister (König) eine schriftliche Darstellung der Waffenereignisse vorlegen, an denen sie teilgenommen hatten. Wertvolle, erwähnenswerte Taten wurden dann in dem Register „Livre des Avvenements“ vermerkt, das im Hauptquartier des Ordens aufbewahrt wurde.[13] Am selben Tag fand auch die Ritterinvestiturzeremonie statt.[14]
In den jährlichen Pfingstversammlungen des Ordenskapitels in der großen Halle des Castel dell’Ovo in Neapel waren diejenigen anwesend, die den Knoten für glorreiche Waffenereignisse gelöst hatten und diejenigen, die ihn nach dem Besuch am Heiligen Grab wieder geknotet hatten. Einen Platz am Ehrentisch des Großmeisters zu haben, war das oberste Ziel eines jeden neuen Ritters und ein unwiderstehlicher Ansporn für neue Heldentaten.[13]
Einem solchen Überschwang des individuellen Wertes entsprach andererseits eine völlige Verachtung für einen Ritter, der auch nur die kleinste Schuld begangen hatte. Der schuldige Ritter musste sich schwarzbekleidet mit einer roten Flamme an der Seite des Herzens und mit der gestickten Inschrift: „Fais esperance au Saint Esprit de ma grande honte amender“ (Ich schwöre dem Heiligen Geist, meine schwere Schuld zu heilen) zum Kapitelschwurgericht begeben. Er saß alleine in der Mitte des Raumes und niemand konnte mit ihm sprechen. Nur wenn der Großmeister und der Rat glaubten, dass er genug gesühnt hätte, konnte er in den Augen der anderen Ritter rehabilitiert werden.[13]
Nach dem Tod eines Ritters mussten die Verwandten sein Schwert dem König und Großmeister Ludwig von Tarent während des Offertoriums des Trauergottesdienstes übergeben. Das Schwert wurde dann an den Wänden der Grabkapelle aufgehängt.[14] Die Grabinschrift des Ritters des Ordens des Knotens, Colluccio Bozzuto, in der Kathedrale von Neapel lautet folgendermaßen:
„… qui fuit de Societate Nodi illustris Ludovici Regis Siciliae quem nodum in campali bello victoriose dissolvit, et dictum nodum religavit in Jerusalem, qui obiit…“[18]
Der frühe Tod Ludwigs († 1362), der keine Nachkommenschaft hinterließ, ließ diesen Orden bald untergehen.[4]
Literatur
Ordre du S.-Esprit au Droit-Désir. Bibliothèque nationale de France. Département des Manuscrits, 1352 (bnf.fr).
Raffaele Cuomo: Ordini cavallereschi antichi e moderni divisi per regioni. Band30. Regio Stabilimento tipografico de Angelis & Bellisario, Neapel 1894.
Artaud de Montor: Welt-Gemälde-Gallerie oder Geschichte und Beschreibung aller Länder und Völker. Italien und Sizilien. Band2. E. Schweizerbart, Stuttgart 1836 (Volltext in der Google-Buchsuche).
Angelo Di Costanzo: Raccolta di tutti i più rinomati scrittori dell’istoria generale del Regno di Napoli. Tomo I. Giovanni Gravier, Neapel 1769 (Volltext in der Google-Buchsuche).
Luigi Gibraro: Descrizione storica degli ordini cavallereschi. Band2. Stabilimento Tipografico Fontana, Torino 1846 (Volltext in der Google-Buchsuche).
Johann Hübner: Neu-vermehrtes und verbessertes Reales Staats-Zeitungs- und Conversationslexicon. Emerich Felix Bader, Regensburg, Wien 1761 (Volltext in der Google-Buchsuche).
Johann Georg Krünitz: Oekonomisch-technologische Encyklopädie oder allgemeines System der Stats- Stadt- Haus- und Land-Wirthschaft und der Kunst-Geschichte: in alphabetischer Ordnung. Band41. Joachim Pauli, Berlin 1787, S.791–792 (Volltext in der Google-Buchsuche).
Giovanni Palazzi: Histoire des ordres monastiques, religieux et militaires, … Jean-Battiste Coignard, Parigi 1719, S.314–319 (Volltext in der Google-Buchsuche).
Kurt von der Aue: Das Ritterthum und die Ritter-Orden, oder historisch-kritische Darstellung der Entstehung des Ritterthums, und vollständige Beschreibung aller bestehenden Ritterorden für Freunde der Geschichte alter und neuer Zeit. Sonntag, Merseburg 1825 (Volltext in der Google-Buchsuche).
↑Europäische Sittengeschichte vom Ursprunge Volkstümlicher Gestaltungen bis auf unsere Zeit, Band 4, Seite 570, Wilhelm Wachsmuth, Verlag Friedrich Christian Wilhelm Vogel, Leipzig 1837
↑ abJohann Georg Krünitz: Oekonomisch-technologische Encyklopädie, Volume 41, S. 791
↑ abArtaud de Montor: Welt-Gemälde-Gallerie oder Geschichte und Beschreibung aller Länder und Völker, S. 328