Bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking fanden 16 Entscheidungen im Kanusport statt, zwölf bei den Männern und vier bei den Frauen. Zu diesen 16 Entscheidungen zählten vier im Kanuslalom, darunter eine bei den Frauen, und zwölf im Kanurennsport, darunter drei bei den Frauen.
Von den 21 Teilnehmern qualifizierten sich fünfzehn für das Halbfinale und zehn für das Finale. Vorzeitig musste der Schweizer Michael Kurt ausscheiden, da er nur 17. in den beiden Vorläufen wurde. Nach dem ersten Vorlauf nur auf Platz 20, konnte sich der TogoleseBenjamin Boukpeti durch einen guten zweiten Lauf noch für das Halbfinale qualifizieren und sorgte dort mit seiner Bestzeit für eine Überraschung. Sowohl der Deutsche Alexander Grimm als auch der Österreicher Helmut Oblinger schafften im Halbfinale die Platzierung unter den besten 10 und damit die Qualifikation für das Finale. Grimm, der wegen seines vierten Ranges im Halbfinale als Viertletzter startete, konnte vorerst die Bestzeit des bis dahin Führenden unterbieten. Danach scheiterten der Franzose Fabien Lefèvre, der Australier Warwick Draper und auch der Togolese Boukpeti an Grimms Zeit, sodass dieser die erste Goldmedaille dieser Olympischen Spiele für das deutsche Team gewinnen konnte. Zweitplatzierter wurde Lefèvre, Benjamin Boukpeti erreichte den dritten Rang und errang so die erste Medaille überhaupt bei Olympia für Togo. Der Österreicher Helmut Oblinger wurde Siebter.
Der Slowake Michal Martikán setzte seine Erfolgsserie bei Olympischen Spielen fort. Nach Gold 1996 und zweimal Silber 2000 und 2004 setzte er sich auf der schwierigen Strecke in Shunyi erneut durch. Er war trotz je zwei Strafsekunden im Halbfinale und Finale jeweils der Schnellste. Mit nur einer Torberührung erreichte der Brite David Florence den zweiten Platz. Vom fünften Platz im Halbfinale auf den Bronzerang nach vorne fuhr der Australier Robin Bell. Zwei der Favoriten, der Franzose Tony Estanguet, Goldmedaillengewinner von Sydney und Athen, und der Deutsche Jan Benzien, amtierender Vize-Welt- und Europameister, scheiterten im Halbfinale. Estanguet wurde Neunter, während der Vorlaufzweite Benzien nach einem riskanten Manöver in einer Wasserwalze erheblich an Fahrt verlor und am Ende das Finale um drei Sekunden verpasste. Ein österreichischer Canadierfahrer war nicht am Start.
Zum dritten Mal in Folge gelang den slowakischen Zwillingsbrüdern Pavol und Peter Hochschorner der Olympiasieg im Canadier Zweier. Bereits nach den Vorläufen hatten die beiden in Front gelegen. Ebenfalls dort unter den besten 10 und damit für das Halbfinale qualifiziert hatte sich das deutsche Duo Felix Michel und Sebastian Piersig. Ausscheiden mussten die einzigen afrikanischen und amerikanischen Teams aus Südafrika und den Vereinigten Staaten. Im Halbfinale verwiesen Michel und Piersig die Slowaken durch deren Torberührung und damit zwei Strafsekunden auf Rang zwei und übernahmen selbst die Führung. Im Finale starteten die sechs verbliebenen Teams in umgekehrter Reihenfolge des Halbfinals. Nachdem die Zeiten der Italiener, der Franzosen sowie der Russen Michail Kusnezow und Dmitri Larionow von den Tschechen Jaroslav Volf und Ondřej Štěpánek unterboten worden waren, stand fest, dass diese zumindest die Bronzemedaille sicher hatten. Die nächststartenden Favoriten aus der Slowakei konnten diese Zeit noch einmal steigern und da die führenden Deutschen Michel und Piersig durch mehrere Fehler auf den letzten und sechsten Finalplatz zurückfielen, nachdem sie zuvor sogar gekentert waren und auf die Hochschorners fast 15 Sekunden verloren hatten, stand fest, dass die Slowakei die zweite Goldmedaille dieser Spiele holte.
Auch im Kajak Einer der Frauen konnte die Slowakei die Goldmedaille gewinnen; Elena Kaliská hatte schon 2004 in Athen gesiegt und sicherte sich mit Bestzeit in Vorlauf, Halbfinale und Finale überlegen den ersten Platz. Nach dem Halbfinale auf dem vierten Platz, schob sich Jacqueline Lawrence noch auf den Silberrang vor der Österreicherin Violetta Oblinger-Peters, die sogar noch vom siebten Platz nach dem Halbfinale auf den Bronzeplatz fuhr. Auf einem aussichtsreichen zweiten Platz nach dem Halbfinale, verpasste die Französin Émilie Fer ein Tor und fiel auf Platz sieben zurück. Die deutsche Jennifer Bongardt, 2007 noch Welt- und Europameisterin, schied als Vierte der Vorläufe im Halbfinale aus, nachdem sie sogar zwei Tore auslassen musste und den Wettbewerb als Fünfzehnte beendete.
Qualifikation
Jedes NOK durfte pro Wettbewerb ein Boot an den Start schicken, sofern man sich bei diversen Qualifikationswettkämpfen einen Quotenplatz sicherte. Hauptqualifikationswettkämpfe waren die Weltmeisterschaften 2007 in Duisburg (Flachwasser) und Foz do Iguaçu (Kanuslalom). Hinzu kamen verschiedene Kontinentalausscheidungen im Frühjahr 2008.
Kanurennsport
China als Gastgebernation hatte in den Einer-Wettbewerben einen Startplatz sicher. Hätte sich weder über die weltweite noch die asiatische Ausscheidung ein chinesisches Boot direkt qualifiziert, rückte es anstelle des letzten qualifizierten Bootes der Weltmeisterschaften nach.
Hinzu kamen ein weiterer Startplatz für Europa, einer für Amerika und einer für Asien.
Kanuslalom
Die besten 15 im Einer-Kajak (Frauen und Männer), 10 im Einer-Canadier (Männer) und 6 im Zweier-Canadier (Männer) der Weltmeisterschaften in Foz do Iguaçu vom 19. bis 23. September 2007 qualifizierten sich für Peking. Hinzu kamen in allen Disziplinen zwei weitere Startplätze für Europa und einer für alle anderen Kontinente, die bei Ausscheidungen Ende 2007 und Anfang 2008 vergeben wurden. China als Gastgeber hatte in jedem Wettbewerb einen Startplatz sicher. Sollte sich kein chinesisches Boot über die Weltmeisterschaften oder die asiatische Ausscheidung für Peking qualifizieren, rückte es anstelle des letzten qualifizierten Boots der Weltmeisterschaften nach.