Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Am weitesten sprang die nigerianische Olympiasiegerin Chioma Ajunwa, die im Finale bei einem Rückenwind von 0,9 m/s 7,12 m erzielte und damit den olympischen Rekord um 28 Zentimeter verfehlte. Zum Weltrekord fehlten ihr vierzig Zentimeter.
Doping
Die Bulgarin Iwa Prandschewa, mit 6,82 m zunächst auf Platz sieben, wurde des Dopings mit Metandienon überführt und disqualifiziert. Noch vor den folgenden Spielen von Sydney wurde sie nach einer weiteren positiven Dopingprobe als Wiederholungstäterin lebenslang gesperrt.[2]
Tünde Vaszi, Ungarn – Ihr hätten im Finale als achtplatzierte Teilnehmerin drei weitere Versuche zugestanden.
Leistungsniveau auf dem Hintergrund des Einsatzes unerlaubter Mittel
Das Leistungsniveau war nicht mehr vergleichbar mit dem Level, das von den Athletinnen ausgangs der 1980er Jahre angeboten wurde, als 7-Meter-Weiten in Serie produziert wurden und die Spitzen-Resultate um dreißig Zentimeter besser waren als hier in Atlanta. Dieser Entwicklungsrückgang muss gesehen werden vor allem im Zusammenhang mit einem besonderen Höhepunkt des Einsatzes verbotener Mittel zur Leistungssteigerung. In zahlreichen Veröffentlichungen gibt es Hinweise auf Dopingpraktiken der 1980er Jahre, die Kontrollen hatten einen noch löchrigeren Standard als später. So gibt es im Sinne eines sauberen Sports aus Fachkreisen unter anderem Forderungen nach Rücknahme aller bestehenden Leichtathletik-Rekorde.[3] Es finden sich zwar keine offiziellen Nachweise oder positiven Dopingbefunde für die Athletinnen, die damals mit ihren Leistungen geglänzt hatten. Aber die kritischen Rückblicke dazu kommen nicht aus dem Nichts.[4][5]
Legende
Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:
–
verzichtet
x
ungültig
w
Windunterstützung über dem zulässigen Wert
Anmerkung: Alle Zeiten sind in Ortszeit Atlanta (UTC−5) angegeben.
Für die Qualifikation wurden die Athletinnen in zwei Gruppen gelost. Sieben von ihnen (hellblau unterlegt) übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 6,70 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmerinnen nicht erfüllt. So wurde das Finalfeld mit den fünf nächstbesten Springinnen (hellgrün unterlegt) beider Gruppen auf zwölf Wettbewerberinnen aufgefüllt. Für die Finalteilnahme mussten schließlich 6,58 m gesprungen werden.
Zwölf Athletinnen hatten sich für das Finale qualifiziert, sieben über die geforderte Qualifikationsweite, fünf weitere über ihre Platzierungen. Zwei Griechinnen trafen auf je eine Teilnehmerin aus Australien, Bulgarien, Italien, Neuseeland, den Niederlanden, Nigeria, Polen, der Ukraine, Ungarn und den USA.
Nach der verletzungsbedingten Absage der deutschen Olympiasiegerin von 1992Heike Drechsler war eigentlich die US-Amerikanerin Jackie Joyner-Kersee die Favoritin. Allerdings laborierte auch sie an einer Oberschenkelverletzung. Weitere Medaillenkandidatinnen waren die amtierende Weltmeisterin Fiona May aus Italien, früher für Großbritannien am Start und bei den Europameisterschaften 1994 auf Platz drei, sowie die russische EM-Dritte Inessa Krawez, die hier bereits den Dreisprung gewonnen hatte.
Gleich im ersten Versuch sprang die Nigerianerin Chioma Ajunwa 7,12 m. Mit 6,90 m lag die Polin Agata Karczmarek auf Platz zwei. Im zweiten Durchgang gelangen May 7,02 m, was sie auf Rang zwei brachte. Die Griechin Niki Xanthou verdrängte mit 6,97 m Karczmarek vom dritten Platz. In der nächsten Runde änderte sich nichts.
Im vierten Durchgang sprang die Ukrainerin Olena Schechowzowa wie Xanthou 6,97 m. Wegen ihrer besseren nächstbesten Weite lag Schechowzowa jetzt auf dem Bronzerang, Xanthou war Vierte. Die Griechin drehte das mit ihrem fünften Versuch auf 6,95 m und eroberte damit zunächst einmal Platz drei zurück. In ihrem letzten Sprung erreichte Jackie Joyner-Kersee 7,00 m und hatte damit die Bronzemedaille gewonnen. Olympiasiegerin aber wurde die Außenseiterin Chioma Ajunwa vor Fiona May. Niki Xanthou kam auf Platz vier vor Olena Schechowzowa und Agata Karczmarek.
Chioma Ajunwa war nicht nur die erste nigerianische Medaillengewinnerin im Weitsprung der Frauen. Sie war gleichzeitig die erste Olympiasiegern Nigerias überhaupt.
Fiona May war die erste italienische Medaillengewinnerin in dieser Disziplin.
Silbermedaillengewinnerin Fiona May
Bronzemedaillengewinnerin Jackie Joyner-Kersee
Chantal Brunner (hier im Jahr 2020) kam auf den neunten Platz
Gerd Rubenbauer (Hrsg.), Olympische Sommerspiele Atlanta 1996 mit Berichten von Britta Kruse, Johannes Ebert, Andreas Schmidt und Ernst Christian Schütt, Kommentare: Gerd Rubenbauer und Hans Schwarz, Chronik Verlag im Bertelsmann Verlag, Gütersloh / München 1996, S. 50f