Anmerkung zum olympischen Rekord:
Bei der o. g. olympischen Rekordzeit handelt es sich um die elektronisch genommene Zeit. Offiziell wurden Rekordzeiten 1976 noch in einer Mischung aus handgestoppten und elektronisch ermittelten Zeiten geführt. Die offizielle Siegerzeit für Ralph Doubell lautete eigentlich 1:44,3 min, was 1968 gleichzeitig Weltrekord war.
Rekordverbesserung
Der kubanische Olympiasieger Alberto Juantorena verbesserte im Finale am 25. Juli den bestehenden olympischen Rekord um 1,10 Sekunden auf 1:43,50 min. Damit steigerte er gleichzeitig den Weltrekord um zwei Zehntelsekunden.
Durchführung des Wettbewerbs
Die Athleten traten am 23. Juli zu sechs Vorläufen an. Die jeweils zwei Laufbesten – hellblau unterlegt – und die nachfolgend vier Zeitschnellsten – hellgrün unterlegt – kamen ins Halbfinale am 24. Juli. Hieraus qualifizierten sich die jeweils vier Erstplatzierten der beiden Läufe – wiederum hellblau unterlegt – für das Finale, das am 25. Juli stattfand.
Paul-Heinz Wellmann – am Leichtathletik-Schlusstag Bronzemedaillengewinner über 1500 Meter – kam als Dritter des dritten Vorlaufs nicht in die nächste Runde
Evert Hoving – ausgeschieden als Sechster des dritten Vorlaufs
Mit Mike Boit fehlte auf Grund des kenianischen Boykotts der beste 800-Meter-Läufer des Jahres. Das mit Spannung erwartete Duell mit dem Kubaner Alberto Juantorena fiel somit aus. Weitere Medaillenkandidaten waren der Belgier Ivo Van Damme, der US-Läufer Rick Wohlhuter, der amtierende Europameister, Luciano Sušanj aus Jugoslawien, sowie Vizeeuropameister Steve Ovett aus Großbritannien.
Das Tempo im Finale war von Beginn an ausgesprochen hoch. Zunächst hatte Juantorena die Spitzenposition. Nach dreihundert Metern stürmte der Inder Sriram Singh, hier noch deutlich zurück, mehr und mehr nach vorn, bis er schließlich die Führung übernommen hatte. Die 400-Meter-Zwischenzeit betrug 50,85 Sekunden, das war so schnell, dass ein neuer Weltrekord im Bereich des Möglichen lag. Bei etwa fünfhundert Metern übernahm wieder Juantorena die Spitze, das Tempo blieb weiter hoch. Wohlhuter folgte dem Kubaner, dahinter lief Van Damme, die Abstände waren eng. An vierter Position lag der Deutsche Willi Wülbeck. Bis eingangs der Zielgeraden versuchte Wohlhuter, Juantorena anzugreifen, doch der Kubaner blieb vorne und löste sich nun von seinen Verfolgern. Er sprintete zum Olympiasieg in neuer Weltrekordzeit. Rick Wohlhuter gewann Bronze, denn er musste nun Ivo Van Damme passieren lassen, der damit die Silbermedaille eroberte. Hinter Wohlhuter kam Willi Wülbeck als Vierter ins Ziel noch vor dem Briten Steve Ovett und Luciano Sušanj.[4]
Alberto Juantorena gewann die erste kubanische Goldmedaille in der olympischen Leichtathletik.
Vier Tage später gewann Juantorena auch das Rennen über 400 Meter und war somit der erste Athlet, der einen olympischen Doppelsieg über 400 und 800 Meter erzielen konnte. Nur bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 in Athen war dem US-Läufer Paul Pilgrim dasselbe Kunststück gelungen.
Ivo Van Damme gewann die erste belgische Medaille in dieser Disziplin.
Literatur
Ernst Huberty / Willy B. Wange, Die Olympischen Spiele Montreal Innsbruck 1976, Lingen-Verlag, Köln 1976, S. 218f