Von den deutschen Startern erreichten Erwin Kern und Richard Rau das Halbfinale, beide schieden dort aus. Max Herrmann und Emil Ketterer scheiterten in den Vorläufen. Herrmanns Zeit reichte nicht für ein Weiterkommen aus, während Ketterer in seinem Vorlauf nicht ins Ziel kam.
Leichtathletik-Weltrekorde waren zur damaligen Zeit noch inoffiziell. Die unten genannten Leistungen von 10,5 s erhielten nie eine offizielle Anerkennung durch die IAAF. Zum ersten offiziellen Weltrekord wurde später die hier im sechzehnten Vorlauf durch den US-AmerikanerDonald Lippincott erzielte Zeit von 10,6 s erklärt.[1]
Im sechzehnten Vorlauf verbesserte der US-AmerikanerDonald Lippincott den bestehenden olympischen Rekord um zwei Zehntelsekunden auf 10,6 s.
Durchführung des Wettbewerbs
Es wurden insgesamt 17. Vorläufe am 6. Juli durchgeführt. Die auf den ersten beiden Plätzen eingelaufenen Athleten qualifizierten sich für die Halbfinals, die am gleichen Tag durchgeführt wurden. In den sechs Läufen qualifizierten sich jeweils nur die Sieger für das Finale am 7. Juli.
Anmerkung: Die für die nächste Runde qualifizierten Läufer sind hellblau unterlegt.
Vorläufe
Datum: 6. Juli 1912
Für die nächste Runde qualifizierten sich die jeweils ersten beiden Läufer – hellblau unterlegt.
Es sind nur die Zeiten der Sieger überliefert. Auch im offiziellen Bericht der Spiele werden die Abstände der weiteren Läufer nur in Zentimetern oder Metern angegeben, nicht aber die Zeiten.[3][4]
Wie auch in anderen Wettbewerben waren die Einteilungen in den Vorläufen miserabel organisiert. Einige Rennen gingen mit lediglich zwei Teilnehmern vonstatten, die so natürlich beide schon vorher das Weiterkommen sicher hatten, während andere Läufe mit bis zu sechs Läufern durchgeführt wurden. In einem Vorlauf war sogar nur ein einziger Wettbewerber am Start.
Zwischen dem Briten Victor d’Arcy und dem Südafrikaner Reuben Povey kam es zu einem harten Zweikampf, den der Brite im Endspurt mit einem Meter Vorsprung für sich entschied.
Vorlauf 6
Robert Schurrer – ausgeschieden als Vierter des sechsten Vorlaufs
Nach einem Fehlstart von George Patching kam es nach dem Neustart zu einem Dreikampf zwischen Patching, John Howard und Harold Heiland. Bis zur 85-Meter-Marke führte Patching, ehe Howard doch noch knapp gewinnen konnte.
Frank McConnell erwischte den besten Start und führte bis kurz vor Schluss, musste dann jedoch Rupert Thomas und den siegreichen Arthur Anderson an sich vorbeiziehen lassen.
Zwar hatte der Schwede Ragnar Ekberg den besten Start, doch nach sechzig Metern musste er die Führung an den Gewinner Ralph Craig und Ferenc Szobota abgeben.
Halbfinale
Datum: 6. Juli 1912
Für das Finale qualifizierten sich nur die jeweiligen Sieger – hellblau unterlegt. Wie in den Vorläufen wurden hier nur die Zeiten von weit vorne platzierten Sprintern übermittelt.[5][6]
Lauf 1
Ira Courtney – ausgeschieden als Zweiter des ersten Halbfinals
Peter Clarence Gerhardt – ausgeschieden als Dritter ersten Halbfinals
Wie im Vorlauf verursachte George Patching einen Fehlstart. Beim zweiten Versuch gewann der Südafrikaner sicher und konnte den aufkommenden Schweden Knut Lindberg abwehren.
Lauf 3
David Jacobs – ausgeschieden als Zweiter des dritten Halbfinals
Frank Lukeman – ausgeschieden als Dritter des dritten Halbfinals
Der Schwede Rolf Smedmark glaubte, einen Fehlstart verursacht zu haben und stoppte. Die anderen Starter zogen an ihm vorbei. Alvah Meyer konnte sich nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen gegen David Jacobs durchsetzen.
Lauf 4
René Mourlon – ausgeschieden im vierten Halbfinale
Insgesamt kam es zu neun immer wieder bewusst provozierten Fehlstarts, ein reines Nervenspiel. Richard Rau konnte bis siebzig Meter die Führung behaupten, wurde jedoch von Ralph Craig überholt, der mit einem Meter Vorsprung gewann.
Lauf 5
Victor d’Arcy – ausgeschieden im fünften Halbfinale
Ein Dreikampf zwischen Donald Lippincott, Clement Wilson und Willie Applegarth entwickelte sich über die gesamte Strecke. Lippincott konnte letztendlich seine Rivalen besiegen.
Das Finale bestritten fünf Läufer. Vier von ihnen kamen aus den USA. Howard Drew, ein weiterer US-Amerikaner, hatte sich im Halbfinale eine Verletzung zugezogen und trat daher nicht an. Einziger Nicht-US-Amerikaner war George Patching aus Südafrika.
Das Rennen war von etlichen Fehlstarts geprägt. Bei einem dieser Starts liefen Ralph Craig und Donald Lippincott fälschlicherweise die gesamte Distanz. Craig sagte später aus, er sei, obwohl das Rennen zurückgeschossen wurde, einfach gelaufen, weil er es nicht glauben konnte. Er bezeichnete die ausländischen Schiedsrichter als inkompetent.[7]
George Patching erwischte den besten Start und hatte nach vierzig Metern einen Vorsprung von einem halben Meter. Doch nach sechzig Metern hatte Craig zum Südafrikaner aufgeschlossen. Nach 75 Metern führten Craig und Alvah Meyer mit einer Handbreite Vorsprung vor Patching, einen halben Meter dahinter folgten Lippincott und Frank Belote. Im Finish konnte Craig die Führung behaupten. Er gewann mit einem halben Meter Vorsprung vor Meyer. Fünfzehn Zentimeter hinter Meyer folgte Lippincott, der den Südafrikaner aus den Medaillenrängen drängte.[8]
Im fünften olympischen Finale erlief Ralph Craig den vierten Sieg eines US-Athleten. Craig selber hatte nie einen US-amerikanischen Titel gewonnen. Alvah Meyers Silbermedaille und Donald Lippincotts Bronzemedaille bedeuteten den zweiten Dreifachtriumph über 100 Meter nach 1904. Insgesamt konnten US-Amerikaner bislang elf von fünfzehn Medaillen in dieser Disziplin gewinnen.
Bildergalerie
Start des Finales (v. l. n. r.): Frank Belote, Donald Lippincott, George Patching, Ralph Craig, Alvah Meyer
Zieleinlauf (v. l. n. r.): Frank Belote, Donald Lippincott, George Patching, Ralph Craig, Alvah Meyer