Uzanne entstammte einer bürgerlichen Familie aus Auxerre im Burgund. Nach dem Tod seines Vaters erhielt er eine klassische Ausbildung am angesehenen Collège Rollin in Paris. Eine Erbschaft 1872 erlaubte es ihm, sich seinen literarischen Neigungen zu widmen.
Er gründete die Zeitschriften Miscellannées bibliographiques (1878–1880), Le Livre, Bibliographie Moderne (1880–89), Le Livre Moderne, Revue du Monde Littéraire et des Bibliophiles Contemporains (1890/91) und L’Art et L’Idée, Revue Contemporaine du Dilettantisme Littéraire et de la Curiosité (1892/93).
1889 war Octave Uzanne Mitbegründer der Societé des bibliophiles contemporains, welcher 1896 die Societé des bibliophiles indépendants folgte. Bei der Illustration der von ihm für einen elitären Kreis von Bibliophilen herausgegebenen Bücher halfen ihm Künstler wie Félicien Rops, Paul Avril, Félix Vallotton und Albert Robida. Robida wirkte auch als Mitautor der Contes pour les bibliophiles.[1]
Uzanne arbeitete an zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften mit, unter anderem an La Plume, Le Figaro, L’Echo de Paris, The Studio und dem Magazine of Art.[2]
Ein Pionier der Anwendung neuer Technologien, etwa des Farbdrucks[3], verabscheute er dennoch die Massenproduktion und die damit einhergehende Demokratisierung des Buchs. Nach Silverman kommt Uzanne eine paradoxe Stellung zu: einerseits snobistischer, reaktionärer Dandy mit einer Vorliebe für vergessene Autoren des 17. und 18. Jahrhunderts, andererseits ein Neuerer der Buchkunst und der Bibliophilie, der sich gegen die alte Garde der nur antiquarisch sammelnden, meist aristokratischen Bücherfreunde wandte, die in der Société des Bibliophiles François organisiert waren.[4] Er unterhielt vielfältige Verbindungen zu Künstlern und Förderern des Symbolismus und des Art Nouveau, unter anderem zu Jules Barbey d’Aurevilly, dessen Vorwort zu Le Bric-à-Brac de l’amour ihm 1880 den Zutritt zu jener Welt eröffnete[5], dem Schriftsteller Jean Lorrain, dem Maler James McNeill Whistler und dem Schmuckkünstler und Vertreter des JaponismusHenri Vever.
Uzannes Stil zeichnet sich durch die Verwendung von Anglizismen und exzentrischen Neologismen aus.
Veröffentlichungen (Auswahl)
Poètes de ruelles au XVIIe siècle (Benserade, François Sarrazin, Mathieu de Montreuil), 4 Bände, 1875–1878
Les Evolutions du bouquin: la Nouvelle Bibliopolis, voyage d’un novateur au pays des Néo-Icono-Bibliomanes, 1897
Monument esthématique du XIXe siécle, les modes de Paris, variations du goût et de l’esthéthique de la femme 1797-1897, 1898 Gallica
L’art dans la décoration extérieure des livres, 1898
Dictionnaire bibliophilosophique, typologique, iconophilesque, bibliopégique et bibliotechnique à l’usage des bibliognostes, des bibliomanes et des bibliophilistins, 1896
La Locomotion à travers l’histoire. Sports et transports, 1900
Le célibat et l’amour, traité de vie passionelle et de dilection féminine, 1912 Gallica
Les Parfums et les fards à travers les âges, 1927
In deutscher Übersetzung
Die Bibliotheken der Zukunft In: Zeitschrift für Bücherfreunde N. F. 4, 1912/13, S. 65–69
Parfum und Schminke im Wandel der Zeiten, Genf, 1927
Die geheimen Sitten des 18. Jahrhunderts übersetzt von Waltram., Dresden, um 1928
Die Pariserin : Studien zur Geschichte der Frau, der Gesellschaft, der französischen Galanterie und der zeitgenössischen Sitten, übersetzt von J. von Oppen, Dresden, 1929
Die geheimnisvollen Sitten des galanten Jahrhunderts: pikante Begebnisse aus einer frivolen Zeit, München, 1982
Canaletto, New York, 2008
Das Ende der Bücher, Übersetzung aus Contes pour les bibliophiles. Berlin 2021 ISBN 978-3-8398-1891-6
Literatur
Mariagiulia Longhi: Octave Uzanne (1851-1931), „un esprit moderne“ In: Cahiers de littérature française. VII–VIII. Décadents méconnus (Hrsg.: Guy Ducrey, Hélène Védrine), Bergamo University Press, 2009
Willa Z. Silverman: The new bibliopolis: French book collectors and the culture of print, 1880–1914, University of Toronto Press, Toronto u. a., 2008
↑Darin die Erzählung La fin des livres, wo tragbare Phonographen als Nachfolger des Buches vorhergesagt werden. Siehe Friedemann Mattern: Hundert Jahre Zukunft - Visionen zum Computer- und Informationszeitalter, 2007. PDF