Der «Howenstein» wurde 1145 erstmals beurkundet. Er verband das Rheintal mit dem Schweizer Mittelland und gehörte zu den zentralen Juraübergängen, die als gute Verkehrswege für den Zusammenhalt des riesigen Römerreichs wichtig waren. Davon zeugen römische Münzen und ein Votivaltar, die im Bereich der Passhöhe gefunden wurden und auf ein römisches Passheiligtum hinweisen. Der historische Pass war zur Römerzeit die kürzeste Verbindung von Aventicum via Solodurum nach Augusta Raurica.
Alte Strassenstücke (sogenannte «Römerstrassen») finden sich noch östlich des Passes bei Langenbruck und auf dem Wanderweg zwischen Holderbank und Balsthal. Von der alten befestigten Strasse sind in den Stein gemeisselte Karrenrinnen erhalten geblieben. Es handelt sich um Sicherungsmassnahmen aus dem frühen Mittelalter, damit die schweren Fuhrwerke die steilen, gefährlichen Stellen mit Seilen gesichert in der vorbestimmten Spur passieren konnten, ohne mit Radblockaden in den Wald abzurutschen. Tief eingeschnittene Hohlwege und die Pflästerung der Chaussée aus dem 18. Jahrhundert bezeugen die damalige Bedeutung der Strasse.[2]
Am 20. Juli 2000 führte die 87. Tour de France über den Oberen Hauenstein. Die 17. Etappe von Lausanne nach Freiburg im Breisgau führte von der Schweiz zum Etappenziel Freiburg im Breisgau nach Deutschland.[3][4] Der Obere Hauenstein wurde aufgrund seiner vergleichsweisen Kürze und Steigung mit der Kategorie 3 („leicht“) klassifiziert. Die Bergwertung am Oberen Hauenstein konnte Jean-Cyril Robin vor Jacky Durand und Alexander Winokurow für sich entscheiden.[5]
Passstrasse heute
Über den Pass verläuft die Hauptstrasse 12 von Bern und Solothurn nach Basel. Sie schafft die Verbindung zwischen den Strassen am Jurasüdfuss bei Oensingen und dem Ergolztal bei Liestal. Bis zur Eröffnung der Autobahn A1 bildete sie die wichtigste Strasse zwischen Basel und Solothurn.
Sperrstelle Oberer Hauenstein
Der Obere Hauenstein ist seit römischer Zeit eine bedeutende Verkehrsverbindung ins Mittelland. Für die Militärstrategen stellte sich immer wieder das Problem der wirksamen Verteidigung dieser Nord-Süd-Achse.
Die Sperrstelle wurde im November 1938 im Detail geplant, die Truppen der Grenzbrigade 4 begannen im Sommer 1940 mit dem Bau der Werke. Die Artilleriestellungen Spittel wurden im Juli/August 1941 durch das Baudetachement «Renfer» errichtet. Die Strasse von Liestal nach Oensingen besteht aus acht aufeinander folgenden Sperren. Mögliche Umgehungsstrassen wurden ebenfalls mit Sperren versehen.
Das Engnis von Waldenburg wurde mit vier Infanteriebunkern gesperrt. Am Felsenfuss unter dem Bunker A 3606 wurde eine Zivilschutzanlage gebaut. Der 2018 gegründete Bunkerverein Waldenburg führt mehrere jährliche Führungen durch.[6][7]
Die Sperrstelle im Gebiet von Spittel besteht aus zwei Bunkern, vier Artilleriestellungen, sechs modernen Unterständen und einem Geländepanzerhindernis mit Strassen- und Bachbarrikaden.
Die Sperrstelle wurde 1994 mit der Auflösung der Grenzbrigade 4 ausser Dienst gestellt. Sie gilt als militärhistorisches Denkmal von nationaler Bedeutung.[8]
Ik-Stand A 3599 Rankwog Brücke, Winznau ⊙47.3677867.922382
Infanteriebunker A 3600 Talhaus ⊙47.4531867.753561
Infanteriebunker A 3601 Bubendorf ⊙47.4514397.747611
Infanteriebunker A 3602 Oberdorf ⊙47.3964397.751239
Infanteriebunker A 3603 Oberdorf ⊙47.3968067.74846
Infanteriebunker A 3604 Waldenburg Ost: Pak (früher 7.5-cm-Feldkanone)⊙47.3826477.749238
Infanteriebunker A 3605 Waldenburg West ⊙47.3830137.74679
Infanteriebunker A 3606 Waldenburg Ost: Pak (früher 7.5-cm-Feldkanone) ⊙47.3815627.747868
Infanteriebunker A 3607 Waldenburg West: Pak (früher 7.5-cm-Feldkanone) ⊙47.3825747.746232
Infanteriebunker A 3608 Spittel ⊙47.3638627.757402
Infanteriebunker A 3609 Spittel ⊙47.3632847.755016
Artilleriebunker A 3610 Spittel-Nünbrunnen ⊙47.3671327.748976
Artilleriebunker A 3611 Spittel-Nünbrunnen ⊙47.365177.752896
Artilleriebunker A 3612 Spittel-Nünbrunnen ⊙47.3650187.752419
Artilleriebunker A 3613 Spittel-Nünbrunnen ⊙47.3648857.751769
Der im Juni 2020 gegründete «Bunkerverein Titterterberg» betreibt und unterhält ihm zur Betreuung übergebene Anlagen als militärhistorische Zeitdokumente. Er will damit das öffentliche Interesse an deren Geschichte und Technik fördern. Die ersten Arbeiten am Bunker A 3622 haben begonnen.[11]
Die Festungswerke Sperrstelle Waldenburg, Infanteriebunker Kuhweid (Reigoldswil) und Festungswerke Kleinlützel (BL/SO) sind im Besitze anderer Eigentümer.[12]
Der Verein Festungswerke Solothurner Jura unterhält Festungswerke im Bezirk Thal (Raum Gänsbrunnen-Welschenrohr und Mümliswil-Balsthal-Oensingen) mit der Sperrstelle Gänsbrunnen sowie Festungswerke im Raum Olten (Raum Belchen-Challhöchi, Trimbach) mit der Sperrstelle Challhöchi. Er führt jeweils im September «Tage der offenen Türen» durch.[13]
Werner Reber: Zur Verkehrsgeographie und Geschichte der Pässe im östlichen Jura. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Baselland 11, Liestal 1970.
Beat Horisberger: Zur Problematik der «römischen» Karrgeleise im schweizerischen Jura. Archäologie des Kantons Solothurn 8, 1993.
Jan von Wartburg: Liestal, Langhagstrasse 36: Datierung einer historischen Strasse. Archäologie Baselland, Jahresbericht 2017.
↑Silvio Keller, Maurice Lovisa, Thomas Bitterli: Militärhistorische Denkmäler in den Kantonen Solothurn, Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport, 2001 (admin.ch [PDF]).