Das in weiblichenPaarreimen gedichtete Lied verwendet zahlreiche Zwillingsformeln („gehn und treten, tun und machen, Großen und Kleinen“…). Es besteht aus zwei Teilen, einem resümierenden Gotteslob und Vertrauensbekenntnis (Strophen 1–7) und einer Segensbitte (Strophen 8–15), deren durch einsilbige Imperative eingeleitete Einzelbitten (Strophen 8–13) das jeweilige Anliegen intensivieren. Bis Strophe 8 spricht die Gemeinde in der 1. Person Plural („uns, wir“), ab Strophe 9 flicht sich auch der Einzelne in der 1. Person Singular ein („mir“).
Inhalt
Das Lied ist, wie aus Strophen 2 und 15 hervorgeht, für den Jahreswechsel gedichtet.
Eingangs lädt es ein, sich singend und betend Gott zu nähern (Strophe 1). Strophe 2 greift das „Gehen“ auf und wandelt es ab in das Wandern durch den Wechsel der Zeit, die in Strophen 3 und 10 durch drastische Formulierungen („Angst, Schrecken, Blutvergießen“) als Leidenszeit gekennzeichnet ist. Dies verweist auf die Erfahrungen des Autors in der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, denen die Strophen 4 und 5 das Bild der bewahrenden Mutter („Ich will euch trösten wie einen seine Mutter tröstet“ Jes 66,13 LUT) und des schützenden Vaters (wohl Anspielung auf den Schoß Gottes 1 Joh 1,18 LUT) entgegensetzen. Strophe 6 reflektiert die Erkenntnis der Vergeblichkeit menschlichen Strebens ohne diese Bewahrung (Anspielung auf „Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst“ Ps 127,1 LUT). Dieser Erfahrung schließt sich an zentraler Stelle des Liedes (Strophe 7) ein Lobpreis an, der die Erkenntnis aufgreift: „Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind; seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß“ (Klgl 3,22f LUT).
Der fürbittende Teil ist in Anlehnung an das Allgemeine Kirchengebet formuliert,[2] das traditionell die „heilige allgemeine Kirche, alle Gemeinden des Erdkreises, die Ortsgemeinde und ihre Kleriker, Witwen und Waisen, Kaiser und Reich, Frieden in der Welt, Fruchtbarkeit der Erde, gutes Wetter, Feinde und Verfolger, Notleidende und Bedürftige“ einschloss.[3]
Der Text findet sich erstmals in der 1653er Ausgabe der Praxis Pietatis Melica[8], Sp. 215–217, Rubrik Vom neuen Jahre,[9] war aber vermutlich auch schon in der verloren gegangenen Ausgabe von 1648 abgedruckt.[1]