Nach seiner Lehre als Schriftsetzer und einem Studium an der Werkkunstschule und Werkakademie in Kassel arbeitete Junge zunächst als Werbegrafiker. Seit 1967 lebte und arbeitete er in Köln.[1] Ab den 1970er Jahren fertigte er Skulpturen aus unterschiedlichsten Materialien. In den 1980er Jahren war Junge im öffentlichen Raum künstlerisch aktiv. Er brachte damals Siebdrucke auf Wänden und Mauern an, die in Anlehnung an den Roman 1984 mit Piktogrammen die zunehmende Technisierung und Überwachung des menschlichen Lebens kritisierten.[2]
Bekannt wurde Junge vor allem durch seine Illustrationen von Bilderbüchern. Er illustrierte 20 Bücher. Sein Debüt gab er 1985 mit Lehn dich an und träume – Geschichten für aufgeweckte Kinder (Text: Monika Seck-Agthe). Danach folgten Zaubertrottel (1988, Text: Josef Schnelle), Nix Kuckuck (1989, Text: Stephan Köster), Die Ballade von Herrn Gelb und Frau Blau (1992), Jakob und seine 200 Großväter (1992, Text: Miloš Macourek), Eine gemütliche Wohnung (1994, Text: Paul Maar), Der Himmel fiel aus allen Wolken (1994, Text: Fredrik Vahle), immer höher (1996, Text: Ernst Jandl), fünfter sein (1997, Text: Ernst Jandl), Antipoden – Auf der anderen Seite der Welt (1999, Text: Ernst Jandl), Der Schlafbewacher (2000, Text: Erwin Grosche), Der Schnupfen (2000, Text: Christian Morgenstern), Norbert, der Nachtwandler (2001, Text: Donna Bee), ottos mops (2001, Text: Ernst Jandl), Maler Moll (2003, Text: Joachim Rönneper), Das große Lalula (2004, Text: Christian Morgenstern), Geheimes Kinder-Spiel-Buch (2005, Text: Joachim Ringelnatz, weitere Illustratoren: Michael Sowa, Isabel Pin, Katja Wehner, Aljoscha Blau), Alphabet mit Zeichnern – Die Schönen und die Biester von Nikolaus Heidelbach und Norman Junge (2008, Text: Thomas Linden, weiterer Illustrator: Nikolaus Heidelbach), Kinder-Verwirr-Buch (2008, Text: Joachim Ringelnatz) und Pustekönig (2011, Text: Erwin Grosche).
Junge illustrierte in vieren seiner Bücher – immer höher (1996), fünfter sein (1997), Antipoden – Auf der anderen Seite der Welt (1999) und ottos mops (2001) – Gedichte von Ernst Jandl. Jeweils zweimal illustrierte er Gedichte von Joachim Ringelnatz – Geheimes Kinder-Spiel-Buch (2005) und Kinder-Verwirr-Buch (2008) – sowie von Christian Morgenstern – Der Schnupfen (2000) und Das große Lalula (2004).
Hausverlage von Junge waren der Verlag Beltz & Gelberg, bei dem zehn seiner Bücher, sowie der Aufbau-Verlag, bei dem fünf seiner Bücher erschienen. Von Junges Büchern sind mit Eine gemütliche Wohnung (1994), immer höher (1996), fünfter sein (1997), ottos mops (2001), Maler Moll (2003), Geheimes Kinder-Spiel-Buch (2005), Alphabet mit Zeichnern – Die Schönen und die Biester von Nikolaus Heidelbach und Norman Junge (2008), Kinder-Verwirr-Buch (2008) und Pustekönig (2011) neun Publikationen im Buchhandel erhältlich, alle anderen sind vergriffen. Von Junge illustrierte Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt: Baskisch, Chinesisch, Dänisch, Englisch, Französisch, Japanisch, Koreanisch, Niederländisch, Portugiesisch, Schwedisch, Slowenisch und Spanisch.
Neben seiner Tätigkeit als Illustrator von Bilderbüchern zeichnete Junge zahlreiche Filme für Die Sendung mit der Maus. 2004 zeichnete er verschiedene Folgen für die Fernsehserie Das Nilpferd Nödel.[3]
Allgemeine Bedeutung als Illustrator und Bildhauer
„Junge wählt für seine Illustrationen hauptsächlich Texte, die voraussetzen, dass hinter der Welt der sinnlichen Erfahrungen noch eine weitere existiert; in den Texten von Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz, Ernst Jandl und Paul Maar wird der Phantasie ein Eigenrecht eingeräumt. Junge gelingt es mit seiner Kunst nicht nur eine Brücke zu diesen Texten zu bauen, sondern ihnen mit seinen Illustrationen noch eine weitere Deutungsebene hinzuzufügen. Dabei bedient sich Norman Junge einer eigenen Bildsprache, die sich konsequent der Verzweckung entzieht; sein Schaffen steht für Schönheit und Freiheit und erkennt die Realität der Phantasie an. Zu allen Zeiten ist eine solche Sprache vonnöten, um auf die der Kunst innewohnende Freiheit hinzuweisen. Und für diese Sprache der Phantasie hat Norman Junge unverwechselbare und unvergessliche Bilder geschaffen.“
„Norman Junge zählt zu den Urgesteinen der Kölner Künstlerszene. Bekannt wurde er mit Illustrationen nicht nur für Kinderbücher, sondern auch mit skurrilen und absurden Bildergeschichten. [...] Zu den Highlights in der Ausstellung zählen sicher Norman Junges Bildserien zu den Vertretern der deutschen Unsinnspoesie wie Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz und Ernst Jandl – ihnen fühlt sich der Zeichner geistes- und wesensverwandt. Der gleiche Nonsens mit einer verdrehten Logik findet sich ebenso in Junges Beton-Skulpturen wieder, die auch in der Ausstellung gezeigt werden.“
– J. R.: Ausstellung des Monats – Skurril bis absurd, in: Kölner Illustrierte, Juni 2010[7]
„Junge verdichtet, vereinfacht, verknappt zwischen elementarem Klötzchengefüge und unbefangener Assoziation. Die Freude am Effekt, die Verlockung, am Rand harmloser Katastrophen zu bauen, bleibt die gehobenste Form in der Heiterkeit.“
„Die einfallsreichen Illustrationen von Norman Junge machen aus einem 36-seitigen Bilderbuch ein kleines Meisterwerk, das durch Witz und Klugheit besticht und nicht nur kleine Lesefreunde hellauf begeistern wird – so wie Jandls Gedicht, das dem Spiel mit der bezaubernden Lyrik huldigt und großen Spaß bringt.“
„Für das Bilderbuch kombinierte Junge Illustrationen aus einem seiner Trickfilme für Die Sendung mit der Maus. Er begleitet Jandls aus zwölf Wörtern bestehenden Abzählreim, der von der Kraft der Wiederholung lebt, mit minimalen Variationen. Zusätzliche Akzente setzt der Lichtkegel der schwingenden Deckenleuchte.“
„Norman Junge hat Knappheit und Komik der Jandlschen Sprache genial und böse in bildnerische Form übertragen: eine Groteske, die das Absurde im Alltäglichen sichtbar macht. Er reduziert sein Bühnenbild auf wenige Requisiten, um den beiden Akteuren freien Raum zu lassen, und Mops ist dabei eindeutig der Überlegene, der sein Herrchen an der Nase herumführt. Der Blick in den kleinen Bühnenraum bleibt konsequent frontal wie im Theater. Dafür verändert sich aber, je nach Stimmung und Situation, der Raum selbst. Junge verzieht ihn mal zu einem verschachtelten Gebilde ohne rechte Winkel, dann wieder kippt er ihn zur Seite oder lässt seine Wände zerfließen. Auf dem Höhepunkt des kleinen Dramas taucht der Illustrator das Bild, bis dahin in warmen rotbraunen Tönen gezeichnet, in fahles gelb-blaues Licht, denn "ottos mops kotzt".“
Alphabet mit Zeichnern – Die Schönen und die Biester von Nikolaus Heidelbach und Norman Junge (2008)
„Hier das Rotkäppchen mit dem Korb, dort – frei nach Ernst Jandl – Ottos kotzender Mops, hier das Selbstporträt des vor sich hin brütenden Künstlers im karierten Hemd, dort die Affenfamilie in Sonntagskluft. – Die Federn in diesem ABC-Buch zweier genialer Künstler sind spitz. Ein lustiger Tanz auf dem Alphabet.“
„So eröffnet ein Illustrator den sprachspielerischen und auch bitterbösen Gedichten und Märchen von Joachim Ringelnatz neue Verstehensmöglichkeiten. Denn Norman Junges absurde und hintergründige Illustrationen animieren dazu, beharrlich und entdeckungsfreudig die über 70 Jahre alten Texte zu erobern. Gleichzeitig bieten sie in ihrer reduzierten, blau dominierten und durchsichtigen Farbigkeit einen eigenen ästhetischen Genuss. Mit den das Buch durchziehenden Matrosen- und Meeresmotiven nimmt Junge immer wieder deutlichen Bezug zum „sprachverliebten“ Dichter Ringelnatz. So gelingt Norman Junge ein Buch, das Kindern nicht nur die Texte eines wichtigen deutschen Autors darbietet, sondern auch den Verstehensschlüssel dazu.“
„Das ist die Kunst von Norman Junge: dass er Ringelnatz nicht ab-, sondern ausbildet. Das Buch bietet illustrierte Interpretationen zu den Texten. Und wenn auch der Tod, der hier eine große Rolle spielt, nicht direkt dargestellt wird, so ist doch der leere Sessel des Großvaters, auf dem noch Brille und Hut liegen und neben dem zwei Krückstöcke lehnen, eindrucksvoll genug – zumal oben rechts noch ein Rauchkringel verweht. Ist das die Seele oder nur der letzte Rest der großväterlichen Zigarre? Um Missverständnisse zu vermeiden: Die Texte und Bilder sind eher frech als melancholisch – und kongenial. Kannten wir Ringelnatz bisher so? Nein, kannten wir nicht. Sollten wir aber schleunigst kennenlernen.“
1990: Modell oder Plastik, Galerie Pazzi Both Köln
1996: Maler Moll und Dichter Dur (Zeichnung) Text: Joachim Rönneper, Kurpfälzisches Museum Heidelberg, Städtisches Museum Gelsenkirchen, Museum der Stadt Ratingen, Bilderbuchmuseum Troisdorf
1999: Maler Moll & Dichter Dur, Galerie CCAA Köln
1999: Norman Junge als Zeichner, Stadtbibliothek Duisburg
2000: Norman Junge Zeichnungen, Stadtmuseum Freising
2001: Maler Moll und Dichter Dur (Zeichnung) Text: Joachim Rönneper, Stadtbibliothek Nettetal
2001: Plastiken und Zeichnungen, Kunstverein Pumpwerk Siegen
2003: Maler Moll und Dichter Dur (Zeichnung), Museum für Angewandte Kunst Köln
2004: so so (Kleinplastiken), Erdrand 432 u.N.N. Weweler / Belgien
2005: Junge, Junge!, Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg, Kunsthalle Emden, Kinder-Akademie Fulda
2006: Junge, Junge! (Zeichnungen und Skulpturen) im Burg Wissem Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf vom 11.6.–20.8.
2006: Kinderspielebuch, Ringelnatz-Museum Wurzen
2009: Jandl trifft Junge, Literaturhaus Wien / Österreich
2010: Ungeheuer Nikolaus Heidelbach / Norman Junge, Museum für Angewandte Kunst Köln vom 17. April bis 4. Juli (circa 600 Originalskizzen, Entwürfe und Zeichnungen sowie 30 Skulpturen, dazu Bücher und Filme)[16]
2010: Drei Wochen war der Frosch so krank..., Foyer der Angelika-Lautenschläger-Klinik Heidelberg
2012: VERZEICHNET, Städtische Galerie am Abdinghof Paderborn
2012: Das große Lalula, Museum Langes Tannen Uetersen vom 21.9.–25.11.[17]
2013: Alphabet mit Zeichnern, Illustrationen von Norman Junge und Nikolas Heidelbach ab 28. November[18]
1996: Dieter Höss: Mal mal Rette deine Haut – Lehrbuch gegen Hauskrebs. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW
1998: Wiltrud Beringer: Spiel mit mir – Spielebuch. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW
2000: Pochoir: Siebdruck auf Häuserwände
2005: Papierschrauben & FlugbetonSkulpturen und Zeichnungen, Kindermuseum im Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg, Kunsthalle in Emden, Kinder-Akademie Fulda, Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf Burg Wissem
2006: Gedichte und Bilder, Carlsen Verlag Hamburg
2009: Aus dem Stamm. Sinnlichkeit des Materials, Holzskulptur heute. Kunstverein Wilhelmshöhe Ettlingen e. V., Städt. Kunstmuseum Singen und Kunstverein Singen
Nominierungen und Auszeichnungen
1972: Rosarium-Plakat der Stadt Dortmund (1. Preis) auf der Royal Agricultural Winter-Fair Toronto / Kanada
1982: Preisausschreiben Konkret Heft 6. Juni 1892 (1. Preis)
2004: Buch des Monats der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendliteratur für Das große Lalula im Dezember
2008: Die 7 besten Bücher für junge Leser Deutschlandfunk für Das Kinder-Verwirr-Buch
2008: Illustrationspreis für Kinder- und Jugendbücher des Gemeinschaftswerkes der Evangelischen Publizistik Frankfurt am Main für Das Kinder-Verwirr-Buch
↑Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.06.2008, Nr. 131 / Seite 42: Wie man die Oma verhauen kann. In: FAZ.net. 7. Juni 2008, abgerufen am 13. Oktober 2018.