Nirgendwo in Afrika ist ein deutscher Spielfilm der Regisseurin Caroline Link aus dem Jahr 2001. Der Film basiert auf dem sechs Jahre zuvor erschienenen autobiografischen Roman von Stefanie Zweig mit demselben Titel. Der Produzent Peter Herrmann sicherte sich die Rechte an dem Stoff, noch bevor das Buch zum Bestseller wurde. Caroline Link drehte ihn mit großem Aufwand an Originalschauplätzen in Kenia. Nirgendwo in Afrika wurde im Jahr 2003 mit einem Oscar in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet.
Handlung
Die jüdische Familie Redlich flüchtet im Jahr 1938 mit einer kleinen Tochter vor dem NS-Regime aus dem Deutschen Reich nach Kenia. Der ehemalige Rechtsanwalt Walter Redlich arbeitet dort als Verwalter auf der kümmerlichen Farm eines Briten. Seine Frau Jettel kann sich nur schwer an das Leben in dem ganz anderen Land gewöhnen. Sie hat große Schwierigkeiten mit den Fremdsprachen und der fremden kulturellen Umgebung. Im Exil erfahren die Eltern von den NS-Verfolgungen im November 1938 gegen Juden überall in Deutschland. Ihre Tochter Regina hingegen blüht in dem fremden Land förmlich auf. Sie lernt die Sprache, interessiert sich für die Bräuche des Landes und besucht auch erfolgreich eine englische Schule. In dem Koch Owuor findet sie einen guten väterlichen Freund. In der Ehe der Redlichs kriselt es zunehmend. Nachdem die beiden langsam wieder zueinander gefunden haben, erfahren sie von der Ermordung der Eltern Jettels sowie des Vaters und der Schwester Walters in einem Konzentrationslager „im Osten“. Walter Redlich, der nun bei der britischen Armee dient, bewirbt sich nach dem Ende des Krieges um eine staatliche Anstellung als Jurist im zerstörten Deutschland; ihm wird daraufhin ein Richteramt angeboten. Seine Frau möchte lieber in Kenia bleiben. Eine Heuschreckenplage bedroht das Dorf und auch ihre Farm. Im Jahr 1947 kehren die Redlichs doch ins stark zerstörte Deutschland zurück. Owuor geht zu seiner Familie nach Hause. Der Schlusssatz Jettels in Kiswahili zu einer Afrikanerin, die am Bahngleis Obst verkauft, kennzeichnet ihre Lage und zugleich ihre Liebe zu diesem Land nach diesen acht Jahren: „Ich kann nichts kaufen, bin arm wie ein Affe.“ Sie erhält von ihr eine Banane geschenkt.
Hintergrund
An der Oscar-Verleihung konnte Caroline Link aufgrund einer Erkrankung ihrer Tochter nicht teilnehmen. 23 Jahre, nachdem der letzte deutsche Film als Bester fremdsprachiger Film mit dem Oscar bedacht worden war (Die Blechtrommel), gewann Nirgendwo in Afrika ebendiesen Preis, für den 1998 auch schon Caroline Links Debütfilm Jenseits der Stille nominiert war.
Das kleine kenianische Dorf Mukutani war Schauplatz des Films. Die Crew um Regisseurin Caroline Link gründete die Mukutani-Stiftung, um Dorfbewohnern auch nach Ende der Dreharbeiten nachhaltig zu helfen. Gemeinsam mit World Vision bauten sie eine Straße nach Mukutani.[3]
Im Gegensatz zum Spielfilm Jenseits von Afrika (1985) wird hier keine wahre Geschichte einer Auswanderung nach Kenia erzählt. Die Romanvorlage wird nicht direkt verfilmt. Im Film gibt es jedoch vielfach Bezüge zur historisch bezeugten Lage von deutschen Juden nach 1933 und vor dem Beginn der Massenvernichtungen während des Zweiten Weltkriegs (Trennung von den Eltern, Benachrichtigung über deren Tod, finanzielle Sorgen, Scheidung, Leben der dortigen jüdischen Glaubensgemeinde, Integration der Folgegeneration in dem neuen Heimatland, Auseinandersetzungen mit dem bisherigen Heimatland und den dort lebenden Tätern bis hin zum Einsatz als Soldat der Alliierten). Die NS-Verfolgungsmaßnahmen bis 1939 und die mit einer Emigration aus dem Deutschen Reich häufig verbundenen Probleme werden realistisch angedeutet und dramatisch akzentuiert.
Kritiken
„Der einfühlsam inszenierte, ausgesprochen unterhaltsame Film profitiert von wohl temperierten Landschaftsaufnahmen, flotter Dramaturgie, einfühlsamer Musik und einer entschlossenen Kamera- und Schnittführung. Dank hervorragender Schauspieler beschreibt er die Jahre der Emigration anteilnehmend und ohne sentimentale Anklänge.“
„Empfehlenswert“
‚Einfühlsames Epos in grandiosen Bildern‘
„Spaß: 1/3; Action: 1/3; Erotik: 1/3; Spannung: 1/3; Anspruch: 2/3“
Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW in Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat besonders wertvoll.
Siehe auch
Auszeichnungen
Oscars 2003
Golden Globe Awards 2003
Deutscher Filmpreis 2002
Bayerischer Filmpreis 2002
Literatur
- Caroline Link, Peter Herrmann: Abenteuer Afrika. Erlebnisse, Geschichten und Bilder. Langen Müller, München 2002, ISBN 3-7844-2848-7.
- Stefanie Zweig: Nirgendwo war Heimat: Mein Leben auf zwei Kontinenten. Langen Müller, München 2012, ISBN 978-3-7844-3310-3 (Die Biografie der Autorin und verschiedene Schriften wie ihr Roman von 1995 kommen wohl zum Teil als Vorlage ihres Drehbuchs in Betracht).
- Christine Arendt: Zur Analyse kulturreflexiver Filme und ihrer Rezeption im DaF-Unterricht. „Das Leben der Anderen“ und „Nirgendwo in Afrika“. Interpretation, Narratologie, Erinnerungsrhetorik und Rezeption durch italienische Studierende. (= Film, Medium, Diskurs), Königshausen & Neumann, Würzburg 2019. ISBN 978-3-8260-6636-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Freigabebescheinigung für Nirgendwo in Afrika. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Dezember 2001 (PDF; Prüfnummer: 89 349 K).
- ↑ Alterskennzeichnung für Nirgendwo in Afrika. Jugendmedienkommission.
- ↑ Jahresbericht 2002. (PDF) World Vision Deutschland, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Dezember 2003; abgerufen am 29. Juli 2010. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.worldvision.de
- ↑ Nirgendwo in Afrika. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 31. Mai 2023.