Nieszczyce liegt westlich der Oder, etwa 27 Kilometer nordöstlich von Lubin (deutsch Lüben), ca. 30 Kilometer südöstlich von Głogów (deutsch Glogau) und ca. 80 Kilometer nordwestlich von Wrocław (deutsch Breslau).
Geschichte
Etymologie des Dorfnamens
Die Ursprünge des polnischen und des deutschen Dorfnamens (Nieszczyce bzw. Nistiz) sind unklar. Nach Heinrich Adamy leitet sich „Nistitz“ vom slawischen Niski für ‚Niedriger Ort‘ ab.[3] Nach anderen ist der Ortsname „nicht geklärt“.[1][4]
In dem Buch Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis, das ist ein Zehntregister des Bistums Breslau in lateinischer Sprache, welches zwischen 1295 und 1305 beziehungsweise während der Zeit des Bischofs Heinrich von Würben verfasst wurde, wird das Dorf lat. Nesticz genannt. Weitere Schreibweisen des Dorfnamens sind: Nesticz (um 1305), Nisticz (1473, 1485, 1524, 1544), Niswiz (1670), Niswitz, Villa Nieswitz (1679), Nisitiz (1678), von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1945 deutsch Nistitz, danach polnisch Nieszczyce.[4]
Besitzer
Die erste urkundliche Erwähnung von Nieszczyce erfolgte um 1305. Etwa ab dem 15. Jahrhundert sind in den Quellen „Besitzer“ des „Gutes Nieszczyce“ belegt. Beispielsweise wird Nicol Seher Tasse im Jahre 1496 als Besitzer greifbar, der damals seiner Frau das Gut Nisticz vererbte, welches 1503 sein Sohne Hannus übernehmen sollte.[5][A 1] Spätestens im 18. Jahrhundert wird Nieszczyce als Adelssitz in den Urkunden erwähnt. Zu den Besitzern/Verwaltern/Inspektoren gehörten folgende Familien und Personen (Auswahl):[1][4]
Kammerschreiber, Oberamtsmann Moritz Schwarz (1842, 1845)
Friedrich von Katzeler (1876)
Carl Genlig (ca. 1886)
Familie Weber, insbesondere Eduard Friedrich Weber, Konsul in Hamburg (ca. 1891–1905) und Erben (ca. 1912–1921, ca. 1926–1937)
Im Jahre 1791 wurden drei Höfe mit dem Landgut in Nieszczyce verbunden (zwei im Dorf und das Buschvorwerk [Krzewy] dahinter). In den Jahren 1905 bis 1912 wurden die Güter in Nieszczyce und Radoszyce (deutsch Radschütz) zusammengelegt (mit Sitz in Radoszyce); in den Jahren 1912 bis 1937 erfolgte mindestens eine weitere Zusammenlegung zu den Gütern zu Nieszczyce.[4]
Historische Verwaltungseinheiten
Nistitz gehörte in der Vergangenheit zeitweise zum Regierungsbezirk Breslau, zum Kreis Steinau[A 2] und zum Landkreis Wohlau; das Amtsgericht für Nistitz war in Steinau, das Bezirkskommando in Wohlau und das Standesamt in Kammelwitz (polnisch Kębłów). In den Jahren von 1975 bis 1998 respektive in der Zeit der administrativen Teilung Polens gehörte Nieszczyce zur Woiwodschaft Legnica.
Demographie
Der Ort wurde 1791 im Buch Beytaͤrge zur Beschreibung von Schlesien als ‚Nistiz‘ erwähnt. Er fasst in diesem Jahr unter sich: „1 herrschaftliches Schloß, 3 Vorwerke, wovon eines außerhalb des Dorfes liegt, 1 Schule, 6 Frey- 13 Dreschgaͤrnter, 1 Haͤusler, 2 Windmühlen, 4 andere Haͤser, zusammen 33 Feuerstellen und 218 Seelen“.[6] Später entwickelte sich Nieszczyce demographisch folgendermaßen:
Dorf: 2 Wohnplätze, 34 Wohngebäude; 2 Einzelne, 42 Familien; 90 männlich, 93 weiblich; ortsgebürtig 98; evangelisch 179, katholisch 4; unter zehn Jahren 51; über zehn Jahren können lesen/schreiben 120[7]
Rittergut: 2 Wohnplätze, 9 Wohngebäude; 2 Einzelne, 25 Familien; 51 männlich, 56 weiblich; gebürtig 24; evangelisch 96, katholisch 11; unter zehn Jahren 18; über zehn Jahren können lesen/schreiben 79[7]
Nieszczyce befindet sich an der Weggabelung von Chobienia (deutsch Köben an der Oder) nach Kębłów (deutsch Kammelwitz) und Brodowice (deutsch Brödelwitz). Die 64 Kilometer lange Droga wojewódzka 323 und die 106 Kilometer lange Droga wojewódzka 292 werden am Rand von Nieszczyce zusammengeführt. Über die 33 Kilometer lange Droga wojewódzka 334 und anderen Straßen kann man von Moczydlnica Dworska (deutsch Herrnmotschelnitz) nach Nieszczyce reisen.
Sehenswürdigkeiten
Nach dem Register des Narodowy Instytut Dziedzictwa gibt es in Nieszczyce vor allem folgende Sehenswürdigkeiten:
Eine Gutshofanlage (mit Gutshof, Bauernhof, Wohngebäude, Park etc.) aus dem 18. Jahrhundert (1800, 1840, umgebaut 1923), Denkmalregisternummmer 734/L[4]
↑Johann Ernst Tramp: Beytaͤrge zur Beschreibung von Schlesien. 10. Band. Brieg, 1791. S. 422.
↑ abcdDie Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung: nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 / 5: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Berlin, Verlag des Königl. Statist. Bureaus, 1874. S. 58-59. Scan: 70-71; 60-61. Scan: 72-73 (urn:nbn:de:bvb:12-bsb11182550-0)
↑ abFritz R. Barran; Landsmannschaft Schlesien (Herausgeber). Städte-Atlas Schlesien. Rautenbergverlag. Würzburg 2002, ISBN 3-8003-3052-0, S. 333
Anmerkungen
↑Für das Geschlecht der Seherr-Thoß gibt es über die Jahrhundert keine einheitliche Namensschreibweise. Seine Mitglieder heißen Ser; Seer; Serer; Sehren; Seryn; Zerin; Seher; Sehr; Seherr, später mit Doppelnamen aus ‚Seherr‘ und ‚Tasse‘ (Tase, Tassen, Thoß) zum Beispiel Seherr und Thoß; Seherr von Thoß; Seherr-Thoß; Scherr-Thoß; Seherr Tasse; Seren, Tassen genannt und anderes mehr.
↑Der Kreis Steinau war ein preußischer Landkreis in der Provinz Schlesien. Er bestand vom 1. Mai 1816 bis zur Zusammenlegung mit dem Kreis Wohlau am 1. Oktober 1932.