Neu-Berich breitet sich auf einer leicht nach Norden hin abfallenden und unbewaldeten Hochfläche auf 225 bis 270 m ü. NN zwischen den Tälern von Twiste im Westen und Watter im Osten aus; letzteres Fließgewässer mündet etwa 2 km nordöstlich der Ortschaft in das erstere. Vom Dorf reicht der Blick unter anderem nach Nordosten zur bei der Volkmarsener Kernstadt befindlichen Kugelsburg; noch weiter in dieser Richtung sieht man eine Autobahnbrücke der A 44.
Geschichte
Ortsgeschichte
Neu-Berich ist ein verhältnismäßig junger Ort mit einzigartiger und kaum vergleichbarer Vergangenheit. Als zwischen 1908 und 1914 etwa 22 km (Luftlinie) weiter südlich die Edertalsperre gebaut wurde, war sicher, dass das im Edertal gelegene Dorf Berich im neu entstehenden Edersee versinken werde. Von 1908 an suchten die Bewohner eine neue Bleibe.
Insgesamt 150 Familien mit 900 Menschen in den waldeckischen Dörfern Bringhausen und Berich sowie im preußischen Asel mussten ihre Gehöfte aufgeben und wurden umgesiedelt. Die meisten fanden Platz oberhalb des künftigen Edersees. Für die anderen hatte die fürstliche Landwirtschaftsverwaltung die Übersiedlung auf die fürstliche Domäne Büllinghausen bei Arolsen vorgeschlagen. Karl Meyer, Architekt und Hochbautechniker der Weserstrombauverwaltung in Hannover, entwarf die Siedlung Neu-Berich, in der dann acht Bauernfamilien aus Berich und neun aus Bringhausen angesiedelt wurden. Zusätzlich kamen fünf Handwerker, ein Gastwirt, ein Tagelöhner, der Gemeindediener (Polizeidiener, Hirte und Totengräber) und ein Lehrer aus dem Edertal hinzu. 1910 begannen die baulichen Vorbereitungen für Neu-Berich, 1911 wurde das neue Dorf zumeist aus eigener Kraft und im fränkischen Stil gebaut. Am 13. Juli 1912 wurde es festlich eingeweiht.
Kirche in Neu-Berich
Die Bericher nahmen mit der Kirche aus dem 13. Jahrhundert (zuvor Teil des Klosters Berich) ein Stück ihrer alten Heimat mit nach Neu-Berich, indem das Bauwerk transloziert wurde.
Bei der Dorfeinweihung legte man den Grundstein für die Kirche, die – um zwei Joche verkürzt – in Neu-Berich wieder aufgebaut wurde. Die Türen und Fenster, die Steine um Fenster und Portal, der Fußboden, die Orgel und der Altar wurden auf Pferde- oder Ochsenwagen aus Berich herbeigeschafft. Unter Einbeziehung mittelalterlicher Scheiben wurden die künstlerischen Verglasung in den drei mittleren Chorfenstern 1914 von der in Marburg tätigen Glasmalerei-Werkstatt K.J. Schultz-Söhne geschaffen.[2] Auch eine Schrifttafel, die von einem Umbau in der ehemaligen evangelischen Kirche zu Berich berichtet, wurde in die neue Kirche übernommen.[3]
Mit dem 1977 eingeweihten Stausee Twistesee entstand in Dorfnähe ein attraktives Naherholungsgebiet.
Weitere Ortsumsiedelungen
Neben Berich wurden auch die ursprünglich im Tal der Eder liegenden Dörfer Asel und Bringhausen sowie drei Einzelgehöfte umgesiedelt und an höher gelegenen Stellen oberhalb des damals entstehenden Edersees neu errichtet.
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck, Stadt Bad Arolsen[Anm. 1]
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg, Stadt Bad Arolsen
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Neu-Berich 201 Einwohner. Darunter waren 3 (1,5 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 18 Einwohner unter 18 Jahren, 78 waren zwischen 18 und 49, 66 zwischen 50 und 64 und 39 Einwohner waren älter.[8]
Die Einwohner lebten in 39 Haushalten. Davon waren 15 Singlehaushalte, 12 Paare ohne Kinder und 9 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 9 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 24 Haushaltungen leben keine Senioren.[8]
Einwohnerentwicklung
Neu-Berich: Einwohnerzahlen von 1925 bis 2015
Jahr
Einwohner
1925
143
1939
192
1946
315
1950
310
1956
272
1961
253
1967
277
1980
?
1990
?
2000
?
2011
201
2015
189
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[6]; Zensus 2011[8]
↑Götz J. Pfeiffer: „an die letzten Ausläufer der alten Tradition angeknüpft“. Die Marburger Glasmalerei-Werkstatt K.J. Schultz seit 1850. In: Hessische Heimat. 68. Jg., Heft 1, S.10–16.
↑Götz J. Pfeiffer: Die Schrifttafel von 1699 aus der evangelischen Kirche zu Berich. Hinweise auf den Pietismus in Waldeck unter Graf Christian Ludwig. In: Geschichtsblätter für Waldeck. Band106, 2018, S.33–40.
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.28, S.1117, Punkt 988; Abs. 7. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0MB]).
↑Hauptsatzung. (PDF; 1,94 MB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Bad Arolsen, abgerufen im Mai 2021.