Der Begriff Nekropole (auch Nekropolis nach altgriechischνεκρόπολιςnekrópolis, deutsch ‚Totenstadt‘ aus altgriechischνεκρόςnekrós, deutsch ‚Toter‘ und πόλιςpólis, deutsch ‚Stadt‘) bezeichnet in der Archäologie zumeist jeden größeren abseits einer antiken bzw. prähistorischen Stadt oder Siedlung[1] gelegenen Bestattungsplatz.[2]
Zu Siedlungen oder Städten zugehörige ur- und frühgeschichtlicheGräberfelder und Friedhöfe des Altertums werden demnach von den Archäologen als Nekropolen bezeichnet;[3] - selbst wenn oberirdisch nichts auf deren Gräber hinweist bzw. Grabmäler, die oberirdisch die Gräber markieren, fehlen.[4]
In griechischen, römischen, phönizischen und jüdischen Orten war die Lage der Bestattungsbereiche abseits der Wohnsiedlungen aus religiösen Gründen vorgeschrieben.
Fehlt allerdings das Bauliche im Befund, wird der Fundort mit Gräbern wohl trotz seiner Siedlungszugehörigkeit von einigen Archäologen unspezifisch als Gräberfeld bezeichnet.
Nekropolis wurde ursprünglich in der Antike das Gräberviertel der hellenistischen Stadt Alexandria im alten Ägypten genannt.[5] Weder im Griechischen noch im Lateinischen ist in der Antike das Wort νεκρόπολις nekrópolis allgemein für Gräberstätten gebraucht worden. Es gab aber diese Vorstadt von Alexandria, die den Namen Nekropolis hatte wegen der dort befindlichen Grabstätten und Anstalten zur Einbalsamierung der Toten.[6]
Seit dem 19. Jahrhundert wird der Begriff Nekropole für eine Gruppe von Grabanlagen mit baulichen Grabmälern, die wie die Gebäude einer Stadt angeordnet sind, verwendet.[7]
Unter dem Petersdom in Rom wurde bei Ausgrabungen im Auftrag Pius XII. um 1950 eine ganze Gräberstraße aus dem Römischen Reich freigelegt. In dieser Vatikanischen Nekropole wurden auch Gebeine gefunden, die dem Apostel Petrus zugeschrieben werden. 25 km südwestlich von Rom kann man die Gräberstraßen der Nekropole der Ausgrabungsstätte Ostia Antica besichtigen. Hier liegt die Totenstadt vor dem östlichen Stadttor beiderseits der Straße nach Rom.
In der mittelalterlichen Stadt der Toten in Kairo wurden Fatimiden und Mamluken bestattet. Zwischen prunkvollen Minaretten und Lehmbuden leben in der Nekropole heute noch dicht an dicht gedrängt 300.000 Menschen in „Wohngräbern“.
China
In der chinesischen Wüste Lop Nor wurden Gräberfelder und Nekropolen aus der Bronze- und Eisenzeit freigelegt. Zu den Funden aus der Bronzezeit gehören unter anderem Ördeks Nekropole am Xiaohe (175 km westlich von Loulan), das Grabfeld von Qäwrighul am Kuruk Darya (70 km nordwestlich von Loulan) mit der mumifizierten „Schönheit von Loulan“ und weitere Tarim-Mumien, das Gräberfeld von Gumugou mit den „Sonnengräbern“ (70 km nordwestlich von Loulan) im Delta des Kuruk Darya.
Eisenzeitliche Friedhöfe und spätere Friedhöfe mit unterirdischen Grüften wurden in Yingpan am Kum Darya (200 km westlich von Loulan) entdeckt, mit dem dort gefundenen Yingpan-Mann.
Auf den historisch festgelegten Begriff Nekropole nehmen auch jüngere Grabanlagen Bezug: beispielsweise die Glasgow Necropolis aus dem 19. Jahrhundert, die in Moskau in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angelegte Nekropole an der Kremlmauer und die Künstler-Nekropole, ein aktuelles Kunstprojekt bei Kassel.
Moderne Nekropolen
Die Stadt Colma ist eine aktive Nekropole. Die Friedhöfe San Franciscos wurden nach Colma ausgelagert.
Einzelnachweise
↑Vgl. Daniel Castella: Nekropolen. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Mur – Privilegien. Bd. 9. Schwabe, Basel 2010, ISBN 978-3-7965-1909-3 (Online).
↑Warwick M. Bray, David H. Trump: Lexikon der Archäologie. Teil II. Taschenbuchausgabe in 2 Bänden, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1975, ISBN 3-499-16187-7 (englisch: Dictionary of Archaeology. 1970), S. 278 (Siehe das Stichwort Nekropole).
↑Warwick M. Bray, David H. Trump: Lexikon der Archäologie. Teil II. Taschenbuchausgabe in 2 Bänden, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1975, ISBN 3-499-16187-7 (englisch: Dictionary of Archaeology. 1970), S. 278 (Siehe das Stichwort Nekropole).
↑Vgl. Daniel Castella: Nekropolen. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Mur – Privilegien. Bd. 9. Schwabe, Basel 2010, ISBN 978-3-7965-1909-3 (Online).
↑Vgl. Daniel Castella: Nekropolen. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Mur – Privilegien. Bd. 9. Schwabe, Basel 2010, ISBN 978-3-7965-1909-3 (Online).
Warwick M. Bray, David H. Trump: Lexikon der Archäologie. Teil II. Taschenbuchausgabe in 2 Bänden, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1975, ISBN 3-499-16187-7 (englisch: Dictionary of Archaeology. 1970), S. 278 (Siehe das Stichwort Nekropole).
Daniel Castella: Nekropolen. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Mur – Privilegien. Bd. 9. Schwabe, Basel 2010, ISBN 978-3-7965-1909-3 (Online).
Gilbert Kaenel: Recherches sur la période de La Tène en Suisse occidentale. Analyse des sépultures (=Cahiers d’archéologie romande de la Bibliothèque historique vaudoise. Band 50). Bibliothèque historique vaudoise. Lausanne 1990, ISBN 2-88028-050-8.