Die Familie Levinson stammte aus Berlin und trug ursprünglich den Familiennamen Lewinski. Seit ihrer Emigration in die Vereinigten Staaten im Jahre 1941 führte sie den Familiennamen Levinson. Die Familie kehrte erstmals wieder 1950 nach Berlin, in das befreite Deutschland, zurück.
Nach den Novemberpogromen 1938 wurden alle jüdischen Privatschulen aufgelöst. Infolgedessen existierte nur noch das Gymnasium der Jüdischen Gemeinde in der Wilsnacker Straße, wo Levinson im Jahr 1940 noch sein Abitur ablegen konnte. Er hielt aus diesem Anlass eine Abiturrede, die ihm so viel bedeutete, dass er sie fast sein ganzes Leben bei sich führte.
1941 gelang es der Familie Levinson in allerletzter Stunde, Deutschland zu verlassen und damit der sicheren Vernichtung in der Zeit des Nationalsozialismus durch die Schergen Adolf Hitlers zu entgehen. Über Polen, Russland, Korea und Japan gelangten die Levinsons in die Vereinigten Staaten nach Ohio, wo sie sich in Cincinnati niederließen.[4]
Am Hebrew Union College in Cincinnati absolvierte Levinson einen sechs Jahre dauernden Rabbinatsstudiengang, den er mit dem Magister in Hebräischer Literatur und der Ordinierung zum Rabbiner abschloss.
Rückkehr nach Deutschland
Die Weltunion für das progressive Judentum entsandte Levinson 1950 nach Berlin, wo er von 1950 bis 1953 das Amt des Großrabbiners des Landes Berlin bekleidete. Im selben Jahr kehrte er noch einmal in die USA zurück, um einen Lehrgang zur Ausbildung zum Militärrabbiner zu absolvieren. Levinson wollte danach eigentlich nach Berlin zurückkehren, wurde dann aber, Absprachen zum Trotz, 1955 als Militärrabbiner erst einmal nach Japan verpflichtet. Anschließend wurde er als Militärrabbiner zur Ramstein Air Base in die Bundesrepublik Deutschland versetzt. 1961 schied Levinson aus dem Militärdienst aus.
Rabbiner Andreas Nachama würdigte Peter Levinson zu dessen 90. Geburtstag in der Jüdischen Allgemeinen: „Er ist für mich der letzte deutschsprachige Rabbiner seiner Generation, der tatsächlich noch jene Mischung aus höchster wissenschaftlicher Gelehrsamkeit, aus aufgeklärter akademischer Liberalität und jüdisch-traditionellem Wissen darstellt, für das die deutsch-jüdische Rabbinergeneration um Leo Baeck stand.“ Zudem habe er sich als Versöhner um den christlich-jüdischen Dialog verdient gemacht.[7]
Privatleben
Levinson trat 1985 von seinen offiziellen Ämtern zurück. Er lebte danach jeweils ein halbes Jahr in Deià auf Mallorca und ein halbes Jahr in Jerusalem. In jenen Jahren widmete er sich intensiv religionswissenschaftlichen Forschungen und seinen Arbeiten als Autor. Ab 2002 lebte er ausschließlich in Berlin.
Nathan Peter Levinson war zweimal verheiratet. 1947 vermählte er sich in Cincinnati mit Helga Heimberg. Dieser Ehe entspross die gemeinsame Tochter Sharon, die 1952 geboren wurde. Helga Levinson starb nach langer Krankheit im Jahr 1968. Sie ruht auf dem Jüdischen Friedhof in Heidelberg, der dem Heidelberger Bergfriedhof angegliedert ist.
1970 heiratete Levinson die Gelehrte Pnina Navè. Sie starb nach einer Herzoperation im Jahr 1998[6] und ruht in Israel.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Nathan Peter Levinson im Berliner Altersheim Tertianum, wo er am 27. Oktober 2016 im Alter von 94 Jahren starb. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee.[8]
Ein Ort ist, mit wem Du bist. Lebensstationen eines Rabbiners (= Schriften der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum). Autobiografie. Ed. Hentrich, Berlin 1996, ISBN 3-89468-206-X.
„Ketzer“ und Abtrünnige im Judentum. Historische Porträts. Herausgegeben von Irmgard Zepf. Lutherisches Verlagshaus, Hannover 2001, ISBN 3-7859-0825-3.
Widerstand und Eigensinn. Sechs jüdische Lehrer: Jesus – Jeschua, Martin Buber, Franz Rosenzweig, Leo Baeck, Joseph Carlebach, Abraham Joshua Heschel. Vorträge und Aufsätze (= Schibboleth: Forum jüdische Kulturphilosophie. Studien zu Religion und Modern. Band 3). Herausgegeben von Irmgard Zepf. Lit, Berlin/Münster 2006, ISBN 3-8258-8717-0.
↑ abGestorben. Pnina Navè Levinson. In: Der Spiegel. Nr.34, 17. August 1998, S.194 (Digitalisat [PDF]): „1982 veröffentlichte die Professorin als erste Frau eine ‚Einführung in die rabbinische Theologie‘.“