Naters liegt geographisch im Zentrum des Oberwallis und ist mit 101,26 km2 Fläche eine der grössten Gemeinden im Wallis. 67,68 km2 sind Teil des UNESCO-Weltnaturerbe-Gebietes Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch. Der tiefste Punkt der Gemeinde, das Rhoneufer, liegt auf 673 m ü. M., der höchste Punkt ist das Aletschhorn mit 4195 m ü. M. Damit besitzt die Gemeinde Naters einen der grössten Höhenunterschiede der Schweiz (Bagnes (VS) erstreckt sich zwischen 778 m ü. M. und 4314 m ü. M., Anniviers (VS) sogar zwischen 580 m ü. M. und 4505 m ü. M.). Zu Naters gehören auch die Orte Blatten bei Naters, Belalp, Birgisch und Mund.
Bevölkerung
Im Jahr 2013 hatte Naters 9'483 Einwohner, davon waren rund 86,3 % Schweizerinnen und Schweizer und 13,7 % Ausländerinnen und Ausländer. Die Bevölkerung umfasste 2'596 Jugendliche und 6'887 Erwachsene (Stand: 21. August 2013). Im Jahre 2016 hat die Bevölkerung die Marke von 10'000 Einwohnern überschritten.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
1970
5517
1975
6607
1980
7074
1985
7063
1990
7339
1995
7853
2000
7758
Jahr
Einwohner
2005
7953
2009
8254
2013
9483
2015
9808
2016
9951
2017
9983
2018
10075
Wirtschaft
Naters ist durch eine Klein- und Mittelbetriebsstruktur geprägt. Die Gemeinde zählt zirka 280 ortsansässige kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verschiedener Art. In der Jahrhundertwende hat sich im alten Dorfteil von Naters viel Kleingewerbe entwickelt.
Verkehr
Naters ist durch die Hauptstrasse 19 an das nationale Strassennetz der A9 angebunden. Vom Bahnhof Brig ist das Ortszentrum von Naters innerhalb von fünf Gehminuten oder mit dem Bus erreichbar.
Geschichte
Der Ortsname findet sich erstmals 1018 in der romanischen Form «Nares». Die deutschen Formen konservierten das -t- bis heute. Es lässt sich die Grundform *Nateres annehmen. Die Erstsilbe des Namens ist in Tirol mehrmals aufzufinden (siehe Natters in Nordtirol, Naturns in Südtirol). Man erklärt sie in der Regel über altgriechischνοτερόςnoteros («nass»).[5]
König Heinrich IV. schenkte 1079 «Natres» dem Bischof von Sitten auf ewige Zeiten. Zuvor war Naters im Besitz des Klosters St-Maurice. Die Urkunde, in welcher Naters (geschrieben als «Nares») erstmals schriftlich erwähnt wird, ist eine Schenkung des Burgunderkönigs Rudolf III an das Kloster St. Maurice.[6]
Die Herren von Ornavasso bauten 1250 den Ornavassoturm. Die Beziehungen zur norditalienischen Gemeinde Ornavasso werden bis heute mit regelmässigen Treffen gepflegt. Nach Aufständen des Oberwalliser Adels gelangte Naters an den Zehnden.
Bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde der Zehnden Naters in Gumperschaften eingeteilt: Naters, Rischinen, Mund, Brig, Brigerberg, Simplon und Zwischbergen. Naters war bis 1518 der Hauptort des Bezirks Brig, was der Nähe zum Bischof und der kirchlichen Macht zu dieser Zeit zuzuschreiben ist. Abgelöst wurde Naters durch Brig als Hauptort, als die Simplonroute zur wichtigen Handelsstrasse wurde.
Vom 1. November 1755 bis zum 7. März 1756 wurde Naters mehrfach von schweren Erdbeben erschüttert. Viele Gebäude, unter anderem auch die Kirche, wurden schwer beschädigt. Der Krieg gegen Frankreich von 1798/1799 zog auch Naters in Mitleidenschaft: 24 Männer fielen im Kampf. Viele Bewohner verliessen fluchtartig den Ort. Die Franzosen plünderten viele Häuser und brandschatzten Weiler in der Umgebung von Naters.
Im 19. Jahrhundert wanderte rund ein Viertel der damaligen Einwohner von Naters in der Hoffnung auf ein besseres Leben aus, hauptsächlich nach Südamerika.
Mit dem Baubeginn des Simplontunnels und der Lötschberglinie setzte in Naters der Aufschwung ein. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die Bevölkerungszahl stark zu. Zahlreiche italienische Gastarbeiter liessen sich nieder. Noch heute pflegt Naters zum grenznahen Raum in Oberitalien und besonders zur Schwestergemeinde Ornavasso enge Beziehungen.
Zwischen 1960 und 1970 erfuhr Naters wie das gesamte Wallis eine ungeahnte wirtschaftliche Entwicklung. Die Einwohnerzahl stieg in diesem Zeitabschnitt um 45 % auf 5'517. Heute ist Naters die zweitgrösste Oberwalliser Gemeinde.
Aus Naters kamen in den letzten 120 Jahren etwa 80 Schweizergardisten. Naters ist damit die Gemeinde der Schweiz mit den meisten Gardisten.[7]
Am 26. September 2010 stimmten sowohl die Mitglieder der Einwohnergemeinden als auch der Burgergemeinden der Fusion von Naters mit Birgisch und Mund mit grosser Mehrheit zu.[8] Der Zusammenschluss erfolgte auf den 1. Januar 2013, die fusionierte Gemeinde trägt den Namen Naters.[9][10]
Burgerschaft
Die Verfassung und Gesetzgebung des Kantons Wallis kennen zwei Arten von Gemeinden: die Einwohnergemeinde oder Munizipalgemeinde und die Burgergemeinde oder Heimatgemeinde (administrativer Dualismus). Durch Gesetz vom 2. Juni 1851 wurden im Wallis die Munizipalgemeinden eingeführt. Seither bestehen wie anderorts, so auch in Naters Burger- und Munizipalgemeinde nebeneinander. Zeitweise wurden die beiden von einem gemeinsamen Rat, dem Gemeinderat, geleitet. Im Mai 1988 sprachen sich die Burger für eine Trennung von Burger- und Munizipalgemeinde aus. Seit 2013 verfügt die Burgerschaft Naters über ein zeitgemässes Burgerreglement. Darin werden die Organisation und die Verwaltung der Burgerschaft, des Burgervermögens sowie die Erteilung des Burger- und Ehrenburgerrechts geregelt.[11]
Der Gemeinderat von Naters besteht aus sieben Mitgliedern. Bei den Gemeinderatswahlen 2016 wurden folgende Parteien in den Gemeinderat gewählt: CSP (1 Sitz), CVP (2 Sitze), SP (1 Sitz) und SVP (3 Sitze).[12] Das Amt der Gemeindepräsidentin hat Charlotte Salzmann-Briand (CVPO) inne. Vizepräsident ist Diego Wellig (CSP).
Der alte Dorfteil von Naters besitzt viele historisch wertvolle Gebäude. Zu den ältesten zählen die katholische Pfarrkirche St. Mauritius mit Kirchturm (12. Jahrhundert), das Pfarr- (1461) und Beinhaus (1514 – eines der grössten der Schweiz), der Ornavassoturm (1250), der Zendenstadel (1650), die Burg «uf der Flüe» (1701).[14]
Die ältesten Wohnhäuser sind der Junkerhof (14./15. Jahrhundert), das Krämerhaus mit Kramplatz (1508), das Supersaxo-Haus (1597),[15] das Lergjen-Haus (1599), das Megetschen-Haus (1606) und das Waldenhaus (1653).
Sehenswert sind ebenfalls die Brunnenplastik Sonnengesang von e.w. bregy und die alte Linde.
Das Museumzentrum «La caverna» im ehemaligen Artilleriewerk Naters⊙46.322137.98218 beherbergt neben dem Simplonfestungsmuseum das Schweizergarde-Museum.
Das auch architektonisch bemerkenswerte World Nature Forum präsentiert seit September 2016 als Besucherzentrum das UNESCO-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch.
Panorama
Brunnenplastik Sonnengesang von e.w. bregy
Alter Dorfkern Naters
Historischer Dorfrundgang
Der historische Dorfrundgang beschränkt sich auf den alten Dorfkern. Er beginnt und endet in der Judengasse. Manche der heutigen Gebäude haben ältere Kernbauten. Die erstmalige Erwähnung ist mit * bei der Jahreszahl gekennzeichnet:[16]
Judengasse 1393* (frühere Hauptstrasse) ⊙46.324457.98586
Heidenhaus 1485 ⊙46.325177.98653Kramplatz⊙46.325417.98677
Krämerhaus 1508 ⊙46.325367.98686
Kaufmannshaus 1542 ⊙46.325377.9866
Lergienhaus 1679 ⊙46.32557.98648
Pfarrhaus 1461, alter Teil um 1100 ⊙46.325867.98722Gerichtslinde 1357* ⊙46.325967.98725
Prangersockel Mittelalter ⊙46.325967.98725
Lergien/Eggelhaus 1599 ⊙46.32617.98687
Ornavasso-Turm 1250 ⊙46.327097.98609
Kapelle St. Antonius 1750 ⊙46.328357.98533
Burg Supersaxo/«uf der Flüe» 12./13. Jh. ⊙46.327897.98753
Zendenstadel Supersaxo 1650 ⊙46.326957.98831
Haus Supersaxo 1597 ⊙46.326937.98835
Der klassische 18 Kilometer lange Wanderweg auf der Lötschberg-Südrampe von Hohtenn bis Lalden wurde um fünf Kilometer bis Naters verlängert und verläuft auf einem neuen Weg oberhalb der BLS-Bahnlinie. Seit 2009 heisst der Wanderweg «Lötschberger».[17][18]
Persönlichkeiten
Georg Michel-Supersaxo (um 1550–1625/1626), Landeshauptmann (1593–1595)
Georg Michel-Supersaxo (um 1601–1676), Enkel des Georg, Landeshauptmann (1664–1670)
Johannes Zentner (1903–1989), Komponist, Direktor des Musik-Collegiums Schaffhausen
Erwin Jossen: Naters. Das grosse Dorf im Wallis. Rotten, Visp 2000, ISBN 3-907816-99-4.
Walter Ruppen: Naters und «Natischer Bärg». Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 1984, ISBN 3-85782-351-8.
Heinz Horat: Kunsthistorisches Inventar des Dorfkerns von Naters. In: Vallesia. Bulletin annuel de la Bibliothèque et des Archives cantonales du Valais, des Musées de Valère et de la Majorie. 1979, ISSN0253-1615, S.289–342 (rero.ch [PDF]).
Marco Guetg: Herzstück am Munder Berg. In: Heimatschutz. Nr.4, 2017, S.44–45 (heimatschutz.ch [PDF] Restaurierung «Schnydrighaus» von 1435 im Weiler «Unner Warbflie» am Munder Berg).
↑Herold Bieler: Ein überraschend klares Ja des Souveräns. In: Walliser Bote. Jg. 170, Nr.224, 27. September 2010, S.7.
↑Naters, Birgisch und Mund fusionieren! In: 1815.ch. 26. September 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. November 2013; abgerufen am 30. September 2012.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.1815.ch
↑Alphons Epiney, Norbert Zurwerra: 1000 Jahre Naters, 1018 bis 2018.
↑Schloss «Uf der Flüe». Gemeinde Naters, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Oktober 2013; abgerufen am 12. Juni 2013.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.naters.ch
↑Das Supersaxo Haus. Gemeinde Naters, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Dezember 2013; abgerufen am 12. Juni 2013.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.naters.ch
↑Heinz Horat: Kunsthistorisches Inventar des Dorfkerns von Naters. 1979.