Die Schweizerische Nordostbahn baute 1865 in ihrer Werkstätte in Zürich vier Tenderdampflokomotiven der Bauart E 2/2. Diese nur 17 Tonnen schweren Maschinen waren für den Einsatz auf der als Pferdebahn geplanten Bülach-Regensberg-Bahn vorgesehen. Da sich die Maschinen bewährten, baute sie 1868 eine Nordbahn-Lokomotive um (D 1/3 Limmat), sowie in Eigenleistung vier weitere neue Maschinen. Danach bezog sie 24 Maschinen von den Maschinenfabriken Esslingen (14) und Winterthur (10). Als Neubauten kamen so insgesamt 32 Dampflokomotiven dieses Typs bei der NOB zum Einsatz.
Die ersten vier Maschinen der NOB-Werkstätte Zürich wurden 1865 unter der Leitung des Maschinenmeisters Krauss gebaut. Auch die zweiten vier Maschinen entstanden 1868 dort, aber unter Maschinenmeister Heinrich Maey. Dies war auch auf den Fabrikschildern so vermerkt.
Für die 1868 umgebaute D 1/3 Näheres im eigenen Artikel.
Alle Maschinen hatten einen Innenrahmen. Die vier Längsfedern waren alle über dem Umlaufblech aufgehängt und stützten sich mit Stangen auf den Achslagern ab.
NOB, Krauss
Der Achsstand der 1865 geliefertem Maschinen betrug 2100 mm, Zwischen dem 9 mm starken Innenrahmen war der Wasserkasten eingebaut. Der domlose Kessel trug auf der Oberseite nur das Sicherheitsventil. Der Schieberkasten befand sich seitlich der Rauchkammer. Das Außentriebwerk war mit einer Allansteuerung mit Hebelbedienung versehen. Die vierklötzige Spindelbremse wirkte auf die Hinterachse. An Betriebsstoffen konnte die Maschine 1,5 m³ Wasser und 0,8 Tonnen Kohle mitführen.
NOB, Maey
Bei dieser Maschine wurde der Achsstand auf 2500 mm verlängert. Die Feuerbüchse des aus dem Ausland bezogenen Kessels war in Maey’scher ankerloser Bauart. Die Kessellage betrug 1945 mm über Schienenoberkante. Weil die Feuerbüchse über der Hinterachse stand, hatte die Maschine durch den 6280 mm langen Rahmen nur einen mäßigen Überhang. Die Unterkante des 10 mm dicken Innenrahmens befand sich 880 mm über der Schienenoberkante. Der Drehschieberregulator lag als einziger bei einer Maschine der NOB in einem Gehäuse über dem Kessel. Die Einströmrohre wurden durch die Rauchkammer geführt. Zwischen den Rahmen befand sich unter der Rauchkammer der 2,4 m³ fassende Wasserkasten. Beidseitig hinter dem Führerstand befanden sich zwei Kohlekästen für insgesamt eine Tonne Kohle. Das Sicherheitsventil war über der Feuerbüchse montiert. Die Stangenlänge konnte als günstig betrachtet werden. Die Steuerung war in der Bauart Allan mit Exzenter und Hebelumsteuerung. Die Kolbenstangen wurden nicht nach vorne durchgeführt. Neben dem Umlaufblech wurde auch ein Geländer um den Kessel geführt. Im Führerhaus war eine Stirnwandtüre eingebaut. Die vierklötzige Spindelbremse wirkte auf die Hinterachse. Die Sandkästen befanden sich hinter den Zylindern und wurden gemeinsam betätigt.
Esslingen und SLM
Weil die Hauptdaten der von der SLM erbauten Maschinen weitgehend den letztgebauten Esslinger Maschinen entsprechen, beschränkt sich die Beschreibung weitgehend auf die Esslinger Maschinen.
Die ersten Maschinen entsprachen weitestgehend der NOB C 2/2 des gleichen Herstellers. Ab 1875 erhielten die Maschinen einen verlängerten Achsstand von 2700 mm, um die Laufruhe bei der Höchstgeschwindigkeit von 55 km/h zu verbessern.
Der Kessel in Maey’sche Ausführung besass keinen Dampfdom. Das Ramsbottom-Sicherheitsventil befand sich auf dem Mannlochdeckel. Der Drehschieberregulator befand sich wie die Einströmrohre in der Rauchkammer. Die Rauchkammer war mit nur noch einem Entleerungstrichter für die Flugasche versehen. Der Dampfdruck wurde anfänglich mit 12 bar, in den Statistiken nach 1875 nur noch mit 11 bar angegeben. 1890 musste er wegen auftretender Deformierungen sogar auf 10 bar gesenkt werden. Die zwischen 1884 und 1906 eingebauten Ersatzkessel waren nur noch für 10 bar zugelassen und waren um 165 mm kürzer. Sie waren nicht mehr Maey’scher Bauart ausgeführt, da sich der ankerlose Aufbau in Form von Kesseldeformationen negativ bemerkbar machte. Der 10 mm starke Innenrahmen war als Kastenrahmen mit integriertem Wasserkasten aufgebaut. Der Wasserkasten bestand aus zwei Kammern, wodurch eine wirksame Querversteifung über 4 m verhindert wurde. Die Steuerung war in der Bauart Allan mit Exzenterkurbel und Taschenkulisse. Die vierklötzige Spindelbremse wirkte auf die Hinterachse. Der Sandkasten befand sich auf dem Umlaufblech, das mit einem umlaufenden Geländer ausgerüstet war. Der Führerstand besass eine Stirnwandtüre.
An Betriebsstoffen konnte die Maschinen 8071–8085, 2,4 m³ Wasser und 1,1 Tonnen Kohle mitführen. Die Maschinen 8086–8098 hatten Platz für 2,5 m³ Wasser und 1,1 Tonnen Kohle.
Eine Dampfheizung wurde zwischen 1889 und 1896 eingebaut. Mit einem Geschwindigkeitsmesser der Bauart Klose wurden die Maschinen ab 1901 ausgerüstet.
Die Maschinen 8075, 8076, 8078–8080 und 8096–8098 wurde zwischen 1895 und 1912 mit der automatische Westinghousebremse ausgerüstet, die aber nicht auf die Lokomotivräder wirkte: .
Nummerierung
NOB bis 1879
NOB 1879–1895
NOB 1895–1902
SBB ab 1902
Fabrik- nummer
Baujahr
Hersteller
2. Kessel
Ausrangiert
Bemerkungen
46
202
–
–
1
1865
NOB
–
1882
47
203
–
–
2
1865
NOB
–
1882
48
204
–
–
3
1865
NOB
–
1882
49
205
–
–
4
1865
NOB
–
1882
56
211
411
8071
5
1868
NOB
1884
1907
57
212
412
8072
6
1868
NOB
1884
1910
58
213
413
8073
7
1868
NOB
1884
1910
59
214
414
8074
8
1868
NOB
1884
1911
71
215
415
8075
1259
1873
Esslingen
1903
1916
a
72
216
416
8076
1260
1873
Esslingen
1903
1916
a
73
217
417
8077
1261
1873
Esslingen
1903
1913
74
218
418
8078
1262
1873
Esslingen
1999
1916
a
75
219
419
8079
1312
1873
Esslingen
1901
1916
a
76
220
420
8080
1313
1873
Esslingen
1905
1916
a
77
221
421
8081
1314
1873
Esslingen
1903
1916
a
78
222
422
8082
1314
1873
Esslingen
1904
1913
97
223
423
8083
1341
1874
Esslingen
1905
1916
a
98
224
424
8084
1342
1874
Esslingen
1904
1909
99
225
425
8085
1343
1874
Esslingen
1902
1914
100
231
431
8086
1457
1875
Esslingen
1900
1916
a
101
232
432
8087
1458
1875
Esslingen
1903
1914
102
233
433
8088
1459
1875
Esslingen
1897
1913
181
234
434
8089
91
1876
SLM
1904
1916
a
182
235
435
8090
92
1876
SLM
1904
1916
a
183
236
436
8091
93
1876
SLM
1906
1916
a
184
237
437
8092
94
1876
SLM
1904
1916
a
185
238
438
8093
95
1876
SLM
1895
1916
a
186
239
439
8094
96
1876
SLM
1904
1916
a
187
240
440
8095
97
1876
SLM
1897
1913
188
241
441
8096
98
1876
SLM
1904
1916
a
189
242
442
8097
99
1876
SLM
1897
1913
190
243
443
8098
100
1876
SLM
1897
1914
Bemerkungen Tabelle: a 1916 Verkauf an k.u.k Heeresverwaltung, nach 1918 an FS und MÁV, bei der MÁV nicht umgezeichnet, Verbleib unbekannt.
Betriebliches
Die Maschinen der Ausführung NOB-Maey wurden von der NOB für den Trajektverlad in Romanshorn benötigt. Sie wurden dort von den umgebauten Ed 2/2 abgelöst.
Die Maschinen von Esslingen und SLM wurden von der NOB bevorzugt im Vorortsverkehr um Zürich eingesetzt.
Bei den SBB waren die Maschinen 8075–8080 dem Kreis VI und damit der Werkstätte Romanshorn zugeteilt. Die restlichen Maschinen waren dem Kreis III und der Werkstätte Zürich zugeteilt.
Verbleib
Im Jahre 1916 verkauften die SBB die übriggebliebenen Maschinen an die k.u.k Heeresverwaltung. Von dieser gelangten nach 1918 die Maschinen zur FS und MÁV, bei der MÁV nicht umgezeichnet, weitere Angaben und Verbleib unbekannt.
Quellen
Der Dampfbetrieb der Schweizerischen Eisenbahnen 1847–1966 (Moser Buch) S. 93 ff