Missen liegt in der Niederlausitz östlich des Naturparks Niederlausitzer Landrücken und wird von der Luckaitz durchflossen. Der Dorfanger ist in Ost-West-Richtung angelegt. Im Norden des Ortes befinden sich die Wohnungsbauten, im Süden landwirtschaftliche Anlagen. Im Osten liegen die Schule, Geschosswohnungen, der Friedhof und der Sportplatz.
Umgeben ist der Ort von weiteren Vetschauer Ortsteilen; im Westen grenzt er an Calau. Im Norden liegen der Gemeindeteil Jehschen sowie der Ort Repten, weiter im Norden folgt die Stadt Vetschau/Spreewald. Im Nordosten, Osten und Südosten folgen die Orte Tornitz, Briesen, Wüstenhain und Laasow. Westlich von Missen befinden sich der Gemeindeteil Gahlen sowie die Stadt Calau und im Nordwesten deren Ortsteile Bolschwitz und Erlenau. Im Süden grenzt der Ort an Ogrosen, weiter südlich folgen Ortsteile der Gemeinde Luckaitztal.
Geschichte
Es wird angenommen, dass es sich bei dem Angerdorf Missen wie beim Gemeindeteil Gahlen und beim 1986/1987 abgebrochenen Ort Kahnsdorf um eine planmäßige deutsche Siedlung handelt, die im Auftrag des Bistums Meißen angelegt wurde. Der Ortsname lässt eine Verbindungen zum Wort Meißen zu. Ernst Eichler leitet den Ortsnamen vom altsorbischen Wort Mšina oder Mšeny, was mit Moos bestanden bedeutet, ab. Das Küchengut Missen war ein Bauerndorf der Markgrafschaft Niederlausitz, für das Ablieferungspflicht nach Lübben bestand. Im Jahr 1346 wurde die Missener Kirche erstmals erwähnt. Der älteste Teil des Ortes wird zwischen Kirche und Winkel vermutet, da von dieser Stelle aus die Straßen strahlenförmig in die Nachbarorte führen. Im Jahr 1761 wird der Ort als Missen sowie als Pschinne erwähnt, 1843 folgt die Nennung als Pšyny.
Nach dem Wiener Kongresses kam Missen mit der gesamten Niederlausitz an das Königreich Preußen und gehörte zum Landkreis Calau. Nach der Separation kam das Erbrichtergut an den Grafen von Pourtales. Dabei handelte es sich um einen landwirtschaftlichen Großbetrieb mit 30 Arbeitskräften. Neben dem Erbrichtergut entwickelte sich das Kruggut, bestehend aus Brennerei, Brauerei und Gaststätte mit 15 Arbeitskräften. Des Weiteren gab es im Ort eine Wassermühle.
Laut Arnošt Muka hatte Missen Anfang der 1880er Jahre 351 Einwohner, von denen nur noch etwa 30 Sorben waren. Diese waren größtenteils Zugezogene. Nach einem Bericht des Vetschauer Oberpfarrers aus dem Jahr 1884 war der letzte ortsgebürtige Sorbe im Herbst des Vorjahres verstorben.[2] 1956 hatte Missen bei 502 Einwohnern insgesamt nur einen sorbischsprachigen Einwohner.
Am 1. Januar 1928 wurde der Ort Jehschen nach Missen eingegliedert. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Missen zum 1952 neugegründeten Kreis Calau. Im Jahr 1955 wurde in Missen eine Zentralschule mit Turnhalle und Schulküche errichtet. Der Nachbarort Gahlen wurde am 1. Januar 1957 eingemeindet.[3] Der Ort gehört zum Kirchenkreis Niederlausitz. Am 26. Oktober 2003 wurde das Dorf mit den Orten Koßwig, Lassow und Raddusch in Vetschau/Spreewald eingegliedert.[4]
Einwohnerentwicklung
Einwohnerentwicklung in Missen von 1875 bis 2002[5]
Jahr
Einwohner
Jahr
Einwohner
Jahr
Einwohner
Jahr
Einwohner
Jahr
Einwohner
Jahr
Einwohner
Jahr
Einwohner
1875
275
1933
386
1964
694
1989
511
1993
489
1997
515
2001
481
1890
315
1939
359
1971
674
1990
498
1994
497
1998
510
2002
481
1910
347
1946
539
1981
602
1991
494
1995
502
1999
500
1925
359
1950
531
1985
570
1992
499
1996
509
2000
492
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Dorfkirche wurde 1887 im Stil der Neogotik anstelle einer baufälligen Fachwerkkirche errichtet. Sie besteht aus einem Saalbau mit fünfseitiger Apsis und einem eingezogenen quadratischen Turm. In der Kirche befindet sich eine Sauer-Orgel aus der Erbauungszeit der Kirche. Die Kirche gehört zu den Baudenkmalen der Stadt Vetschau/Spreewald.
In Missen gibt es heute die Lindengrundschule und einen Kindergarten. Die Grundschule wurde für den Modellversuch des Landes Brandenburg „Kleine Grundschule“ ausgewählt. Das Schulgebäude der ehemaligen Oberschule wurde zwischen 1954 und 1956 im neoklassizistischen Stil der DDR errichtet. Außerdem gibt es einen Blumenladen und eine Kfz-Werkstatt.
↑Arnošt Muka: Statistik der Lausitzer Sorben. Deutsch von Robert Lorenz. Domowina-Verlag, Bautzen 2019, ISBN 978-3-7420-2587-6, S. 56.
↑Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt