Michel Camélat wuchs im Lavedan als Sohn eines Schusters auf. Er besuchte das Gymnasium für angehende Priester (Petit séminaire) in Saint-Pé-de-Bigorre, verließ es jedoch aus mangelnder Berufung im Alter von 16 Jahren und begann mit eigener Dichtung im bearnesischen Dialekt des Gaskognischen, das wiederum Teilsprache des Okzitanischen ist. Als der Pariser Zweig des Félibrige 1890 in Tarbes ein Felibre-Fest (félibrée) veranstaltete, machte er durch erste eigene Texte auf sich aufmerksam und gewann Simin Palay als Mitstreiter für den Aufbau einer Sprachpflege des Bearnesischen. 1893 kam es zur Gründung der Zeitschrift Armanac patouès dé la Bigorro, 1894 umgetauft in Armanac Gascou–Bigorre–Béarn–Armagnac–Lanes. 1895 wurde eine Feliber-Gruppe gegründet. 1896 riefen die beiden Dichter den heute noch existierenden Verein Escòla Gaston Febus und 1897 die Zeitschrift Reclams de Biarn e Gascougne ins Leben, die unter dem Titel Reclams im März 2024 die 870. Nummer herausgab. 1902 wurde Camélat Majoral (Akademiemitglied) des Félibrige (Sitz: Cigalo Gascouno, o de la Douzo). Von 1909 bis 1914 bestand mit mehr als 100 Nummern die von den beiden Freunden gegründete Zeitschrift La Bouts de la Terre d’Armagnac, Biarn, Bigorre e Lanes. Er unterhielt enge Kontakte zu den Dichtern Jean-Baptiste Bégarie (1892–1915) und André Pic (1910–1958) sowie zur Katalanischen Renaissance.
Camélats literarische Produktion bestand vor allem aus den beiden Epen Belina (1899) und Morta e viva (1920), mit denen er an die Seite von Frédéric Mistral gestellt wurde,[1] dem Erzählungsband Vita vitanta (1937), ferner aus den beiden Theaterstücken Gaston Phebus (1912) und Lola (1925) sowie Gedichten und daneben aus Forschung zur Sprache und Literatur des Bearnesischen.
Michel Camélat starb 1962 im Alter von 91 Jahren in Tarbes. In seinem Geburtsort Arrens wurde ihm eine Statue errichtet. In Tarbes ist eine Straße nach ihm benannt.
Werke (Auswahl)
Le patois d’Arrens. Picard, Paris 1891.
Et Piu-Piu déra me laguta, cansoûs gascoùnas (parsâ mountagnol dèra Bigorra). Lescamela, Tarbes 1895.
Jean Rouquette: La littérature d’oc. PUF, Paris 1963, S. 102.
Marcel Saint-Bézard (Hrsg.): Letres causides de Miqueu de Camelat à Andrèu Pic. Marrimpouey jeune, Pau 1967.
Jean Salles Loustau (Hrsg.): Michel Camélat (1871–1962). Actes du colloque de Flaran, (28 et 29 mars 1983). Centre International de Documentation Occitane, Béziers 1985.