Nachdem seine Versuche, sich nach Kriegsende als freischaffender Tänzer zu etablieren, gescheitert waren, kehrte er Anfang der 1950er Jahre als Aushilfstänzer an die Staatsoper zurück, wo er zuletzt 1966 auftrat. Ende der 1960er Jahre trat er als Schauspieler in Produktionen des Modernen Theaters unter Leitung von Ute Emmer auf und fand Anschluss an die alternative Kunst- und Theaterszene in München. 1974 wurde Kroecher, der bereits in den 1940er und 1950er Jahren als Tänzer in einer Reihe von Filmen mitgewirkt hatte, von Werner Herzog für die Rolle des eigenwilligen ‚Lord Stanhope’ in dem Kasper-Hauser-Film Jeder für sich und Gott gegen alle verpflichtet. Dieser Film machte Kroecher bei einem größeren Publikum bekannt und führte zu weiteren Engagements in deutschen und internationalen Filmproduktionen. Meist spielte Kroecher kleine (und kleinste) Rollen als exzentrischer Adliger oder Geistlicher. Zu seinen bekanntesten Auftritten gehören die unheimliche Figur des ‚Der Violette’ in Manfred Purzers Verfilmung Die Elixiere des Teufels (1976) nach E.T.A. Hoffmann und der geheimnisumwitterte Priester ‚Don Gaspare’ in Dino RisisDie zwei Gesichter einer Frau (1981) an der Seite von Marcello Mastroianni und Romy Schneider. Noch mit annähernd 90 Jahren gastierte Kroecher 2000 als ‚Schwarzer Tod’ in einer Folge von Geisterjäger John Sinclair.
Kurz nach seinem Tod drehte Dominique Müller[1] einen Dokumentarfilm über Kroecher und seinen Verehrer Daniel:
„Daniel ist der letzte Fan des vergessenen Schauspielers Michael Kroecher. Als kleiner Junge entdeckte er seinen Star im Fernsehen. Kroecher spielte zwar nie eine Hauptrolle, doch irgendetwas war anders an diesem Darsteller mit dem geheimnisvollen, Gesicht. Nach jahrelangem Schreiben wird Daniel plötzlich von seinem Star eingeladen. Mit Freude stellt er fest, dass sein Michael im realen Leben genau so ist wie in seinen Filmrollen. Von da an filmt und fotografiert er ihn über vier Jahre bis ans Sterbebett. Die Symbiose zwischen einem Fan und seinem Star.“[2]