Michael Diener wuchs als jüngerer Zwillingssohn von Adolf und Beate Diener in Pirmasens auf.[1] Dort war er Mitglied der Evangelischen Stadtmission.[2] Sein Studium der Evangelischen Theologie absolvierte Diener von 1982 bis 1989 am Geistlichen Rüstzentrum Krelingen (Walsrode), in Heidelberg, Erlangen und Tübingen. Von 1990 bis 1993 arbeitete er in Heidelberg an einer Dissertation über den ehemaligen Gnadauer Präses Walter Michaelis.[3]
Nach seinem Vikariat von 1992 bis 1994 im pfälzischen Altenkirchen und bei der Erwachsenenbildung der Evangelischen Kirche der Pfalz war er von 1996 bis 2005 Pfarrer der Johanneskirche in Pirmasens. Von 2005 bis 2009 war Diener Dekan des Kirchenbezirkes Pirmasens und Pfarrer der Lutherkirchengemeinde.[4] Vom Herbst 2009 bis zum 31. August 2020 war er der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes.[5][6] Im September 2011 wurde er als Nachfolger von Jürgen Werth zum ehrenamtlichen Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz ab Januar 2012 gewählt. Diener war seit der Wiedervereinigung der Deutschen Evangelischen Allianz 1991 deren jüngster Vorsitzender.[7][8]
Am 9. März 2016 gab die Deutsche Evangelische Allianz bekannt, dass Diener das Ehrenamt als Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz aus gesundheitlichen Gründen zum Jahresende abgibt. Diese Entscheidung war schon im Oktober 2015 gefallen, als er den Geschäftsführenden Vorstand davon unterrichtet hat, dass er, im Falle einer Wahl in den Rat der EKD, Ende 2016 von seinem Amt als Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, entsprechend einer Vorgabe seines Arbeitgebers, zurücktreten würde. Diese Entscheidung hatten der Vorstand und er in ihrer Klausurtagung am 7. und 8. Dezember 2015 in Berlin einvernehmlich bekräftigt[9]. Im Dezember 2016 wurde Ekkehart Vetter zu seinem Nachfolger im Amt des Ersten Vorsitzenden gewählt.[10]
Im September 2019 teilte Diener dem Vorstand des Gnadauer Verbandes mit, von September 2020 an ein unbezahltes Sabbatjahr anzutreten. Zu diesem Zeitpunkt wollte er noch nach Ablauf seiner Amtszeit 2021 für eine Wiederwahl zur Verfügung stehen. Im Februar 2020 jedoch stand fest, dass Diener Ende August 2020 aus der aktiven Tätigkeit als Präses ausscheiden und in sein Sabbatical gehen würde, ohne danach für eine Wiederwahl anzutreten. Seine Amtszeit lief formell aber noch bis August 2021.[11] Am 21. Mai 2021 wählte ihn die Bezirkssynode Germersheim mit 60 von 67 Stimmen zum Dekan des Kirchenbezirks.[12]
Positionen
Befürwortung der gleichgeschlechtlichen Ehe 2015
In einem Gespräch mit der Zeitung Die Welt Mitte Dezember 2015 sprach sich Diener dafür aus, die Auseinandersetzungen mit der EKD um gleichgeschlechtliche Ehe und Mission zu beenden. Er forderte die von ihm vertretenen Pietisten auf, neben dem festen Glauben auch Selbstkritik zu üben. Die Welt veröffentlichte den Artikel mit dem Titel „Chef der Evangelikalen will Homo-Verdammung stoppen“.[13]
Daraufhin machte der Evangelist, Pro-Christ-Redner und ehemalige CVJM-Generalsekretär Ulrich Parzany gegen die Positionen Dieners mobil und regte das Netzwerk Bibel und Bekenntnis an. Dieser Zusammenschluss von konservativen Evangelikalen Gemeinschaften in Deutschland solle einen Gegenpol zu den Positionen Dieners darstellen. Am 28. Januar 2016 entschuldigte sich Diener. Er bedauerte, dass seine Worte zum Bibelverständnis und zu ethischen Fragen „in der pietistisch-evangelikalen Welt tiefgehende Verwerfungen und Irritationen“ ausgelöst hätten.[14] Gleichzeitig stellten sich mehr als 40 evangelikale und weitere kirchliche Vertreter hinter Diener und seine ursprünglichen Aussagen. Sie verfassten ein Schreiben und riefen darin die Vorstände der evangelikalen Verbände auf, „sich mit aller Kraft hinter Michael Diener zu stellen“.[15] Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehörten auch der Greifswalder Bischof Hans-Jürgen Abromeit, der Theologieprofessor Michael Herbst und Hans-Hermann Pompe (Leiter des EKD-Zentrums für Mission in der Region).
Kritik am Fundamentalismus
In seinem Buch Raus aus der Sackgasse! (2021) wendet sich Diener gegen eine fundamentalistisch-biblizistische Lesart der Bibel. Volker Gäckle vermisst jedoch eine präzisierende Erläuterung Dieners, was oder wen er damit konkret meint.[16]
Ehrenämter
Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland seit November 2015[17], wiedergewählt 2021[18]
berufenes Mitglied der 12. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland[19]
mit Thomas Günzel und Hartmut Steeb (Hrsg.): Freiheit – ich bin so frei! 16 Bibelarbeiten und Impulse zum Galaterbrief. Born Verlag, Kassel 2013, ISBN 978-3-87092-552-9.
Weiter.echter.tiefer: leidenschaftlich glauben. Brunnen Verlag, Gießen 2019, ISBN 978-3-7655-4342-5.
mit Ulrich Eggers: Mission Zukunft. Zeigen, was wir lieben: Impulse für eine Kirche mit Vision. SCM R. Brockhaus, Witten 2019, ISBN 978-3-417-26873-7.
mit Frank Spatz: (H)Auszeit – Ein Kurs zum Leben und Glauben für die Generation PLUS. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2020, ISBN 978-3-761-56744-9.
Raus aus der Sackgasse! Wie die pietistische und evangelikale Bewegung neu an Glaubwürdigkeit gewinnt. Adeo Verlag, Asslar 2021, ISBN 978-3-86334-312-5.
↑Diener folgt auf Werth. Christlicher Medienverbund KEP, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. September 2011; abgerufen am 23. September 2011.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pro-medienmagazin.de
↑Rezension von Michael Diener: Raus aus der Sackgasse! durch Volker Gäckle in den AfeT-Rezensionen im April 2022: „Insgesamt bleibt es aber eine recht dürftige Beschreibung der von ihm angegriffenen Hermeneutik [...] Hier wünschte ich mir mehr Präzision und Kontext.“