Der Zauberkünstler und Artist Hermann Mehl (1843–1923) kam in den 1870er Jahren nach Hannover und trat dort unter dem Künstlernamen „Mellini“ auf.[2] Im Jahr 1889 ließ er in der damaligen Artilleriestraße 10[3] in Hannover ein „Spezialitäten-Theater“ mit 1667 Plätzen[4] errichten. Das Bauwerk wurde nach Plänen von Theodor Hecht und H. Siepmann errichtet[5] und am 7. September 1889 eröffnet. Sein Giebel war mit symbolischen Darstellungen des Tanzes, des Gesangs und der Akrobatik von Carl Dopmeyer geschmückt.[6] Das Deckengemälde des Theaters schuf der Maler Ernst Pasqual Jordan.[7]
Das Haus wurde zunächst für Artistik- und Ballettvorführungen sowie Varieté-Veranstaltungen, Kleinkunst und Operetten genutzt. Ab 1897 wurden auch „laufende Bilder“ bzw. „lebende Riesen-Photographien“ der Madame Olinka gezeigt, woraus sich bald die Tradition entwickelte, zum Abschluss der Varieté-Veranstaltungen Kinovorführungen zu zeigen.[8] Im Jahr 1900 wurde das Haus verkauft; Hermann Mehl blieb aber künstlerischer Leiter.[9]
1910 wurde das Theater neu gebaut, vor allem aber erfolgte ein „völliger Innenumbau.“[10]
1930 ging das Haus in den Besitz von Anton Lölgen über, der es als reines Operettentheater weiterführte.[1] Zu Beginn der 1930er Jahre soll das Haus auch von den Berliner Theaterdirektoren Fritz und Alfred Rotter bespielt worden sein.[11]
Adolf Wohlauer war noch während seiner Studienzeit 1913 Kapellmeister im Mellini-Theater,[15]Rudolf Senius war dort von 1915 bis 1918 beschäftigt,[16]Walter Jankuhn hatte einige seiner ersten Engagements dort.[17] Mit ihm und seiner Ehefrau „Tutti“ (Karin, geborene Ahrens) blieb die am Mellini-Theater arbeitende Operettensängerin Emmi Wöbbeking ein Leben lang in Freundschaft verbunden.[18]
ders.: Mellini-Theater. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 437.
↑In vielen Quellen wird der Vorname des zweiten Architekten nur mit H. abgekürzt; hier ist er als Heinrich ausgeschrieben, bei Hugo Thielen im Artikel Mehl, Hermann In: Hannoversches Biographisches Lexikon (s. Abschnitt „Literatur“), S. 237, allerdings als „Herm.“
↑Dieter Brosius: 1910. In: Hannover Chronik (s. Abschnitt „Literatur“), S. 148
↑Peter Kamber: Fritz und Alfred Rotter. Ein Leben zwischen Theaterglanz und Tod im Exil. Henschel Verlag in E.A. Seemann Henschel, Leipzig 2020, S. 18.
↑ abWaldemar R. Röhrbein: 1939. In: Hannover Chronik (s. Literatur), S. 183
↑ abHugo Thielen: Alten, (2) Jürgen Claus Eugen von. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 28; online:
↑Waldemar R. Röhrbein: 1946, in Hannover Chronik (s. Literatur), S. 209