Das Gebiet der Stadt Meldorf zieht sich südlich vom Flusslauf der Miele in West-Ost-Richtung von der Nordseeküste am Rande der Meldorfer Bucht im Mittelteil des Speicherkooges bis zum Niederungsbereich eines Sietlandgebietes nordöstlich vom Kernort im Naturraum Dithmarscher Marsch beim Übergang der hier südlich angrenzenden Heide-Itzehoer Geest.[2][3]
Ortsteile
Die Stadtgemeinde Meldorf besteht siedlungsgeografisch aus einer Mehrzahl verschiedener namentlich erfasster Ortsteile (behördlich als Wohnplätze bezeichnet). Neben dem namenstiftenden Stadtkern zählen auch die HäusergruppenAmmerswurth, Buntenhof, Hesel, Meldorfer Hafen und Meldorfer Moor zur Gemeinde.[4]
Zahlreiche archäologische Funde belegen eine frühe Besiedlung in der Region. Bekannt geworden ist die so genannte Fibel von Meldorf, eine Gewandspange mit vier Schriftzeichen (Buchstaben) aus dem 1. Jahrhundert, deren Lesung unsicher ist. Von rechts nach links gelesen könnte es sich um die Runeninschrifthiwi handeln, was in urgermanischer Sprache für die zum Haus Gehörige bedeuten dürfte, und damit um einen der ältesten Runenfunde überhaupt, von links nach rechts könnte es aber auch eine lateinische Inschrift sein und Idin, die germanische Form für Ida, heißen.
Bereits 1076 wurde von Adam von Bremen erwähnt, dass die Mutterkirche der Dithmarscher in Meldorf ist. 1265 erhielt Meldorf das Stadtrecht. Meldorf war im Mittelalter (bis zur Verlegung nach Heide) Hauptort von Dithmarschen. 1598 verlor Meldorf das Stadtrecht wieder und wurde zum Flecken. 1870 erhielt Meldorf wieder das Stadtrecht. Meldorf war bis zur Auflösung 1970 Kreisstadt des Kreises Süderdithmarschen. Das ehemalige Kfz-Kennzeichen dieses Kreises, MED, leitet sich aus dem Namen der ehemaligen Kreisstadt ab.
Am 1. April 1935 wurde die ein Jahr zuvor selbständig gewordene Gemeinde Ammerswurth (bis dahin ein Teil der Kirchspielslandgemeinde Südermeldorf-Marsch) eingemeindet.[5]
Am 1. Januar 1971 wurde ein Gebietsteil der Gemeinde Wolmersdorf mit damals etwa 20 Einwohnern eingegliedert.[6]
Politik
Stadtvertretung
Von den 21 Sitzen in der Stadtvertretung fielen bei der Kommunalwahl am 14. Mai 2023 an die CDU 8 Sitze, an die SPD 5 Sitze, an die Wählergemeinschaft WMF 5 Sitze sowie an Bündnis 90/Die Grünen, die FDP und DIE LINKE jeweils 2 Sitze.[7] In Wahlkreis 2 kam es zu einem Losentscheid, welcher für die CDU ausging. Daher wuchs die Stadtvertretung wegen Überhang- und Ausgleichsmandaten von 19 auf 25 Sitze an.
Blasonierung: „In Silber auf einem grünen Hügel, durch den sich ein mit fünf roten Sternen belegter silberner Bach schlängelt, eine fünftürmige rote Zinnenburg.“[8]
Sehenswürdigkeiten und Kultur
Bauwerke
Meldorfer Dom
Der in der Mitte des Meldorfer Marktplatzes gelegene Meldorfer Dom St. Johannis im Stadtzentrum ist im Stil der Backsteingotik gehalten, wurde ursprünglich zwischen 1250 und 1300 erbaut und zählt zu den bedeutendsten mittelalterlichen Kirchenbauten an der Westküste. Die heutige Außengestalt und insbesondere der markante 59 m hohe Turm entstanden nach einem Brand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Das „Alte Pastorat“ befindet sich in einer Seitenstraße des Marktplatzes und gilt als das älteste Renaissance-Gebäude Meldorfs. Besonders augenfällig ist der durch Gesimse und Rundbögen verzierte Backsteingiebel des 1601 errichteten Fachwerkanbaus. Das „Alte Pastorat“ diente in der Vergangenheit als Wohnhaus für den Pastor des Meldorfer Doms und beherbergt heute die Museumsweberei.[9]
Nordermühle und Südermühle
Im Stadtgebiet von Meldorf befinden sich zwei gut erhaltene Windmühlen aus dem 19. Jahrhundert. Die Nordermühle „Fortuna“ in der Messnerstraße besitzt bis heute eine voll funktionsfähige Mühlenausstattung und steht unter Denkmalschutz. Die in der Süderstraße gelegene Südermühle verfügt noch über das Flügelkreuz und die Windrose und wird heute als Wohnung und Restaurant genutzt.
Auf dem Meldorfer Friedhof, 1811 angelegt, befinden sich historisch wertvolle Grab- und Denkmale.[10][11] Hier wurde in 200 Jahren eine bemerkenswerte Sammlung verschiedener Bäume gepflanzt.[12] Die Friedhofskapelle auf dem alten Friedhofsteil wurde 1870 erbaut, nach deren Abriss wurde 1968 auf dem erweiterten Gelände eine neue Kapelle nach einem Entwurf des Architekten Otto Andersen errichtet.
Stolpersteine erinnern an Johann Wilhelm Jasper in der Marschstraße 37, Friedrich Jansen am Südermarkt 2, Antje Hinrichs in der Grabenstraße 4 und Heinke Hofmann, Österstraße 6 (Eingang Siegfried Lenz Weg).
Meldorf gilt als Kulturhauptstadt des Kreises Dithmarschen. Zahlreiche Veranstaltungen wie die Meldorfer Videotage im Kulturzentrum Ditmarsia bzw. das Inklusions-Festival Meldorf Summer Open Air haben sich etabliert. Eine Theatergruppe besteht, das Meldorfer Kino zeigt Mainstream, Arthaus-Programm und Dokumentarfilm. Im Dom werden Sommerkonzerte veranstaltet. Im Rahmen des Dithmarscher Kulturprojektes Kunstgriff finden Aktionen statt. Eine Episode der Fernsehserie Stahlnetz, Das Haus an der Stör, behandelte einen lokalen Kriminalfall in der Nachkriegszeit.
Sport
Sportvereine (Auswahl)
TuRa Meldorf (mit etwa 2500 Mitgliedern der größte Sportverein an der Westküste Schleswig-Holsteins)
Der Meldorfer Brückenlauf ist ein Volkslauf, der seit 2010 jährlich am 1. Mai über verschiedene Distanzen bis zu 21,1 km stattfindet.[15]
Schwimmbad
Die Stadt verfügt über ein Hallen- und Freibad. Das Freibad wurde wegen einer drohenden Schließung von 1997 bis 2019 ehrenamtlich vom Förderverein Meldorfer Freibad (FMF) geführt.
Regelmäßige Veranstaltungen
Meldorf-Woche
Der Meldorfer Wirtschafts- und Verkehrsverein veranstaltet jährlich den Meldorfer Mai, der zuvor viele Jahre als Meldorf-Woche abgehalten wurde. In der Regel werden über 100 Programmpunkte aus den Bereichen Sport, Kultur/Musik, Gastronomie, Handwerk und Kinderunterhaltung angeboten.[16]
Meldorfer Kohlvergnügen
Im Rahmen der Dithmarscher Kohltage findet in jedem Herbst auf dem Südermarkt das Meldorfer Kohlvergnügen mit Vorführungen und Aktionen rund um das Thema Kohlanbau statt.[17]
In den Tagesrandzeiten wird der Bahnhof außerdem direkt von Regionalexpresszügen der Linie RE 6 nach Hamburg und Westerland bedient.
Mittelfristig ist im Zuge einer Elektrifizierung die Einrichtung einer Regionalbahnlinie von Heide nach Hamburg Hbf über Itzehoe und Elmshorn mit allen Unterwegshalten geplant, wodurch Meldorf eine durchgängige Direktverbindung nach Hamburg erhält.[18]
Seit der Eindeichung des Speicherkoogs Dithmarschen hat Meldorf einen Segelhafen am Siel der Miele, der Hafen am Stadtrand wurde zugeschüttet.
Öffentliche Infrastruktur
Als ehemaliger Kreissitz beherbergt die Stadt als öffentliche Einrichtungen noch das Amtsgericht Meldorf, die Verwaltung des Amts Mitteldithmarschen ist überwiegend in Meldorf ansässig. Außerdem ist es jeweils der „Südsitz“ von Organisationen, die noch regional aufgespalten sind wie die Kirchenkreise. Meldorf hat eine Stadtbücherei, eine Volkshochschule und folgende öffentlichen Schulen:
Schülerzahlen aus dem Schuljahr 2022/2023[19]
regionales Berufsbildungszentrum (BBZ) Dithmarschen, Friedrichshöfer Straße, (Anstalt öffentlichen Rechts), 3525 Schüler in 209 Klassen[20] (mit Außenstelle in Heide)
Die evangelische Kirchengemeinde unterhält einen Kindergarten, die Arbeiterwohlfahrt einen Kindergarten am Mielepark und ein Kinderhaus in der Marschkammer.
Unternehmen
Große Arbeitgeber sind die Druckerei Evers Druck, die Stiftung Mensch (Werkstatt für Menschen mit Behinderungen), der Fenster- und Türenproduzent Aldra (Unternehmen), die Wurstfabrik Binckebanck und eine Stollenwerk-Konservenfabrik. Stark entwickelt ist das Bauhaupt- und -nebengewerbe mit innovativen Unternehmen, in Meldorf gab es von 1991 bis 2017 den ersten Ökobaumarkt Schleswig-Holsteins.
Im Zuge des Strukturwandels will sich die Stadt stärker als Ort des nachhaltigen und sanften Tourismus profilieren und hat sich deshalb dem internationalen Städtenetzwerk Cittàslow angeschlossen.
Energieversorgung
Meldorf verfügt bereits seit den 1990er Jahren über eine leitungsgebundene Wärmeversorgung, über das das Schwimmbad sowie die Verwaltungsgebäude der ortsansässigen Druckerei mit Abwärme aus der Trocknungsanlage der Druckerei versorgt werden. 2022 begannen Bauarbeiten für einen als Saisonspeicher dienenden Erdwärmespeicher mit einem Fassungsvermögen von 45 Millionen Liter Wasser. Dieser Speicher, der der erste seiner Größe in Deutschland ist, soll im Sommerhalbjahr auf ca. 70 °C aufgeheizt werden und zukünftig per Nahwärmenetz weitere Gebäude wie die Schule und das Museum klimaschonend beheizen. Längerfristig soll der Speicher rund 55 Gebäude ganzjährig mit Wärme versorgen. Durchgeführt werden die Bauarbeiten von einem dänischen Unternehmen, wo solche Speicher bereits deutlich verbreiteter sind.[21] Als Wärmequellen dienen Abwärme aus der Druckerei, die mit dem Speicher in deutlich größerem Maße genutzt werden kann, sowie die Wärme zweier bereits vorhandener Biogasanlagen, je nach Bedarf soll optional auch noch eine Freiflächen-Solarthermie-Anlage errichtet werden.[22]
Meldorf belegt aktuell in der Solarbundesliga in der Wettbewerbskategorie der „Kleinstädte“ den 50. Platz. Dies ist die beste Platzierung einer norddeutschen Kleinstadt.
Astrid Boelter: Meldorf . Kulturhauptstadt Dithmarschens. In: Schleswig-Holstein-Topographie. Band6: Kronprinzenkoog – Mühlenrade. Flying-Kiwi-Verl. Junge, Flensburg 2006, ISBN 978-3-926055-85-9, S.289–293.
Klaus Gille, Schrum Hansen: Meldorf, Bilder einer alten Stadt, Verlag Boyens & Co., Heide 1995, ISBN 3-8042-0688-3 / 3-8042-0688-3.
Nils Hansen: Meldorf 1900: zum Alltags- und Mentalitätswandel in einer westholsteinischen Kleinstadt unter dem Einfluss der Industrialisierung (1869–1914) (Band 29 von Studien zur Volkskunde und Kulturgeschichte Schleswig-Holsteins, Verlag K. Wachholtz, Kiel 1993).
Weblinks
Commons: Meldorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein: Wohnplatzverzeichnis Schleswig-Holstein 1987. 1992, S.22 (statistischebibliothek.de [PDF; abgerufen am 21. Mai 2023]).
↑Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein (Hrsg.): Die Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 1867–1970. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein, Kiel 1972, S.49.
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. Mai 1970 bis 31. Dezember 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.181.