Als Melancholiker (von lateinisch melancolicus, „schwarzgallig, Schwarzgalliger; melancholisch, Melancholiker“,[1] von altgriechischμέλαςmélas, deutsch ‚schwarz‘ und χολή cholḗ, ‚Galle‘) wird in der heutigen Umgangssprache ein zu Melancholie, also Schwermut, Trübsinn und Traurigkeit, aber auch zu Misstrauen und Kritik neigender Mensch bezeichnet. Er bildet mit dem Choleriker, Phlegmatiker und Sanguiniker die inzwischen als überholt geltenden vier Temperamente, die auf der Humoralpathologie beruhen. Beim Melancholiker überwiegt dementsprechend in der Mischung der vier Körpersäfte (Blut, Gelbe Galle, Schwarze Galle und Schleim) die Schwarze Galle.[2]
Im positiven Sinn werden dem Melancholiker Verlässlichkeit und Selbstbeherrschung zugeschrieben.
Begriffsentwicklung
Hildegard von Bingen schreibt „[Melancholische Frauen] haben mageres Fleisch, dicke Adern, mäßige Knochen und mehr rotblaues als blutfarbenes Blut, und haben ein Antlitz wie mit blauer oder schwarzer Farbe durchsetzt u.s.w.“[3]
Gemäß Marsilio Ficino werden geniale Menschen, die Außergewöhnliches leisten, aber zudem durch ein reizbares, zwischen Depression und Übererregung schwankendes Temperament bedroht seien, durch Geburt im Zeichen des Saturn oder durch ihre geistige Tätigkeiten zu Melancholikern, bei denen die Schwarze Galle vorherrscht.[4]
↑Konrad Goehl: Guido d'Arezzo der Jüngere und sein 'Liber mitis'. 2 Bände. Königshausen & Neumann, Würzburg 1984 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 32), Band 2, S. 746.
↑Ortrun Riha: Konzepte: Säfte und Symbole. In: Medizin im Mittelalter. Zwischen Erfahrungswissen, Magie und Religion (= Spektrum der Wissenschaft. Spezial: Archäologie Geschichte Kultur. Band 2.19), 2019, S. 6–11, hier: S. 10 f. (Vier Körpersäfte, vier Temperamente.)
↑August Buck: Die Medizin im Verständnis des Renaissancehumanismus. In: Deutsche Forschungsgemeinschaft: Humanismus und Medizin. Hrsg. von Rudolf Schmitz und Gundolf Keil, Acta humaniora der Verlag Chemie GmbH, Weinheim 1984 (= Mitteilung der Kommission für Humanismusforschung. Band 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 181–198, hier: S. 189 f.