Im Jahr 1919 erregte Spielmann mit dem rigorosen Umbau der Villa Bianca (heutige Residenz der kroatischen Botschaft) in Prag-Bubeneč bei tschechoslowakischen Nationalisten nebst dazugehöriger Künstlerkreise Aufmerksamkeit und Empörung. Er verpasste der Fassade der erst im Jahr 1909 von Jan Kotěra in tschechischer Volksarchitektur erbauten Villa eine neobarocke Erscheinungsform und entfernte dabei auch Skulpturen des tschechischen Bildhauers Jan Štursa.[2][3] Max Spielmann arbeitete jedoch hauptsächlich für eine wohlhabende deutschsprachig jüdische Kundschaft, die seine monumentale Architektur bevorzugte.[5]
Zahlreiche prestigeträchtige Aufträge erhielt er von den Prager Petscheks, eine der reichsten jüdischen Unternehmerdynastien Europas. In Bubeneč baute Spielmann in den 1920er Jahren für die Familie fünf Villen sowie in der Prager Neustadt den Hauptsitz des Bankhauses Petschek & Co.[6] Allein die Gesamtkosten für den Bau der im Jahr 1930 fertiggestellten Villa Otto Petschek beliefen sich auf 300 Millionen Kronen.[7] Tschechoslowakische Nationalisten und Kommunisten verachteten die Architektur auch dieser Bürgervilla. Nach ihrer Ansicht stellte sie eine direkte Verbindung zum Baustil und Geschmack der Habsburgermonarchie und somit einen versuchten „Wiederbelebungsstil“ dar.[8][6]
Verheiratet war Spielmann mit Irene Stern, geborene Freund (1889–1939), die in erster Ehe mit dem im Dezember 1917 verstorbenen Rechtsanwalt Wilhelm Stern liiert war. Max Spielmann und Irene Stern hatten keine gemeinsamen Kinder.[9] Ab dem Jahr 1934 arbeitete er in Brünn. Im Herbst 1938, noch vor der Zerschlagung der Rest-Tschechei, floh Spielmann mit seiner Frau nach Frankreich. Die nächsten Jahre lebte er in Nizza. Irene Stern verstarb 1939 während einer Reise in Bordeaux. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Spielmann gemäß der Beneš-Dekrete als Deutscher, ihm wurde die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft aberkannt und sein Besitz in Prag enteignet.[10][6]
↑Österreichischer Ingenieur- und Architekten-Verein (Hrsg.): Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. Band 65. Waldheim & Förster, 1913, S. 699 und S. 864.