Inspiriert durch die Lektüre von Daniel DefoesRobinson Crusoe, hatte Matthew Flinders schon früh den Wunsch, zur See zu fahren. 1789 trat Matthew Flinders der Royal Navy bei und fuhr von 1791 bis 1793 mit Kapitän William Bligh auf der Providence in den Pazifik. Mentor und Förderer von Matthew Flinders war Joseph Banks, der maßgeblich an der Vorbereitung der beiden Expeditionen beteiligt war.
1795 begleitete Flinders als Midshipman den Marinearzt George Bass auf dessen Fahrt an die Südostküste Australiens und erforschte 1798 die Inseln am Osteingang der Bass-Straße. Mit Bass zusammen durchquerte er die nach diesem benannte Straße und umrundete Tasmanien.
Auf dem Rückweg von Sydney nach England musste Flinders wegen des schlechten Zustandes seines Schiffes Cumberland die damals noch französische Insel Mauritius (Île de France) anlaufen. Trotz eines Geleitbriefes der französischen Regierung ließ der Gouverneur der Insel, Charles Matthieu Isidore Decaen, das Schiff beschlagnahmen und Flinders gefangen nehmen. Auch Aufforderungen der französischen Regierung, Flinders freizulassen, ignorierte er. Erst eine britische Blockade erzwang 1810, nach einer Gefangenschaft von sechs Jahren und fünf Monaten, die Freilassung. Im Oktober desselben Jahres erreichte Flinders London und wurde nachträglich zum post-captain befördert, was in diesem Fall etwa einem heutigen Fregattenkapitän entsprach.
Flinders erfand ein Hilfsmittel, den Einfluss des Schiffseisens auf die Kompassnadel zu verringern: die sogenannte Flindersstange, eine senkrechte Eisenstange oder ein senkrechtes Eisenrohr vor dem Kompass. Auch schlug er 1804 als Erster als Namen für den neuen Erdteil Australien vor, zur Erinnerung an das über Jahrhunderte gesuchte sagenhafte Südland, die Terra Australis. Diese Bezeichnung verdrängte schnell den bis dahin gebräuchlichen Namen Neuholland.
Seine einzige Tochter Anne (1812–1892), die aus der Ehe mit Ann Chappelle hervorging, heiratete den Landvermesser und Erfinder William Petrie und wurde die Mutter des bedeutenden Ägyptologen William Matthew Flinders Petrie.
Flinders starb in seinem Haus in London an einer Nephropathie und wurde am 23. Juli 1814 auf dem Friedhof St James’s Garden ebendort bestattet. Nur wenige Jahrzehnte später wurde sein Grabstein jedoch, zusammen mit vielen anderen, bei einer Umgestaltung des Friedhofs entfernt. Bereits 1852 war sein Grab auch für seine Verwandten nicht mehr auffindbar. Bei archäologischen Ausgrabungsarbeiten auf dem Areal des damaligen Friedhofs im Zusammenhang mit dem Bau der Eisenbahnschnelllinie High Speed 2 wurde im Januar 2019 sein Grab wiederentdeckt. Die Zuordnung war aufgrund einer beschrifteten Bleiplakette an seinem Sarg eindeutig möglich.[1][2]
Außerhalb Australiens ist der Flinders Peak, ein Berg in der Antarktis, nach ihm benannt.
Werke
A Voyage to Terra Australis, with an accompanying Atlas. 2 Bände. G & W Nicol, London 18. Juli 1814 (ein Tag vor Flinders Tod) BildText
deutschsprachige Ausgabe
Matthew Flinders: Reise nach dem Austral-Lande in der Absicht, die Entdeckung desselben zu vollenden, unternommen in den Jahren 1801, 1802 und 1803. Aus dem Englischen von Ferdinand Götze. Weimar im Verlag des Landes-Industrie-Comptoirs 1816. (teilweise ungeschickt gekürzt und mit Schwächen in der Übersetzung)
Matthew Flinders: Die erste Umsegelung Australiens. Nach der ersten deutschen Ausgabe von Ferdinand Götze neu herausgegeben von Wolf-Dieter Grün. Edition Erdmann; Stuttgart 1984. ISBN 3-86503-217-6. (gegenüber der Vorlage weiter gekürzt, nur an wenigen Stellen nach der englischen Originalausgabe ergänzt)
Rezeption
Ernestine Hill: Meine Liebe muss warten. Wilhelm Köhler Verlag, Minden – Roman, Titel der englischen Originalausgabe: My Love Must Wait. erschienen bei Angus & Robertson, London.
Die Comic-Zeitschrift Mosaik behandelt in den Heften 430 bis 446 (10/2011–02/2013) die fiktiven Abenteuer der Abrafaxe während der Umsegelung Australiens auf der Investigator mit Matthew Flinders.
Literatur
Ernest Scott: The Life of Captain Matthew Flinders, RN. Angus & Robertson, Sydney 1914
Geoffrey Rawson: Matthew Flinders' Narrative of his Voyage in the Schooner Francis 1798, preceded and followed by notes on Flinders, Bass, the wreck of the Sidney Cove, &c. Golden Cockerel Press, London 1946
Sidney J. Baker: My Own Destroyer: a biography of Matthew Flinders, explorer and navigator. Currawong Publishing Company, Sydney 1962
K. A. Austin: The Voyage of the Investigator, 1801–1803, Commander Matthew Flinders, R. N. Rigby Limited, Adelaide 1964
James D. Mack: Matthew Flinders 1774–1814. Nelson, Melbourne 1966
Geoffrey C. Ingleton: Matthew Flinders: navigator and chartmaker. Guilford, Surrey: Genesis Publications in association with Hedley Australia, 1986
Tim Flannery: Matthew Flinders' Great Adventures in the Circumnavigation of Australia Terra Australis. Melbourne: Text Publishing Company, 2001. ISBN 1-876485-92-2
Miriam Estensen: Matthew Flinders: The Life of Matthew Flinders. Allen & Unwin, Crows Nest, NSW 2002. ISBN 1-86508-515-4
Walter Krämer (Hrsg.): Die Entdeckung und Erforschung der Erde.Brockhaus Verlag, Leipzig 1976
Rudi Palla: Der Kapitän und der Künstler. Die Erforschung der Terra Australis. DuMont Buchverlag, Köln 2013, ISBN 978-3-8321-9729-2 (über das Leben von M. Flinders und Ferdinand Bauer und ihre gemeinsame Umrundung von Australien 1801–1803).
Kenneth Morgan: Matthew Flinders. Maritime Explorer of Australia. New York: Continuum 2016, ISBN 978-1-4411-7962-3.
Wirkung
Nach Matthew Flinders ist das Flindersgebirge in Australien benannt.