1523 gehörte Johannes Calvin im Collège de la Marche zu seinen Schülern und Mathurin Cordier machte diesen mit dem Buchdrucker Robert Estienne bekannt, der sich mit Bibelübersetzungen beschäftigte. Johannes Calvin widmete Mathurin Cordier zum Dank für die von ihm erhaltene Ausbildung seine Commentaires sur la Première Épître aux Thessaloniciens[1].
Am 18. Oktober 1534 kam es in Paris zur Affaire des Placards; dies beendete die eher versöhnliche Religionspolitik von KönigFranz I. in Frankreich gegenüber lutherischen Protestanten. In Paris und vier weiteren Städten hingen am Morgen an öffentlichen Orten, an Kirchentüren und am Eingang der königlichen Wohnung Plakate gegen die katholische Auffassung der Eucharistie. Mehr als vierzig Personen wurden angeklagt, darunter Clément Marot und Mathurin Cordier, die inzwischen zu Protestanten konvertiert waren; sie mussten, um eine strafrechtliche Verfolgung zu vermeiden, umgehend die Hauptstadt verlassen. So ging Mathurin Cordier erst nach Nevers, doch zwang ihn bald darauf die Unterdrückung der Protestanten zur Flucht nach Bordeaux, und er nahm den ihm am Collège de Guyenne im Dezember 1534 angebotenen Lehrstuhl an. Er blieb in seinem Lehramt bis 1536.
1536 wurde er von den ReformatorenGuillaume Farel und Johannes Calvin nach Genf an das Collège de Rive berufen. 1539, nachdem die beiden Reformatoren Genf verlassen hatten, zog Mathurin Cordier nach Neuenburg und kümmerte sich bis 1545 um die dortigen Schulen; danach war er bis 1557 Rektor des Collège von Lausanne[2].
1559 kehrte er nach Genf zurück, unterrichtete wieder und starb wenige Monate nach Johannes Calvin. Seine Bestattung erfolgte auf eigenen Wunsch in der Nähe des Grabs von Johannes Calvin auf dem Cimetière des Rois.[3]
Berufliches Wirken
Mathurin Cordier publizierte unter anderem 1556 Principia latine loquendi scribendique und 1564 Colloquiorum scholasticorum libri quatuor ad pueros in sermone latine paulatim exercendos; diese lehren nach dem Vorbild der Lehrgespräche eines Erasmus von Rotterdam oder Louis Vivès Schritt für Schritt ein korrektes und elegantes Latein und erteilen zugleich moralische Lektionen. Die Kolloquien erfuhren zahlreiche Neuauflagen und waren in der Schweiz und ganz Europa bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Neuauflagen in Gebrauch.
Er schrieb auch viele Werke über das innere religiöse Leben, darunter 1557 die Cantiques spirituels.
Ehrungen und Auszeichnungen
In Genf wurde die rue du passage Mathurin-Cordier nach Mathurin Cordier benannt.
In Lausanne wurde die rue Mathurin-Cordier nach ihm benannt.
Das Netzwerk Mathurin Cordier France: Mit mehr als 30 Mitgliedsschulen oder -verbänden verfügt der französische Zweig der l’Association des Etablissements Scolaires Protestants Evangéliques Francophones[4] über eine in Frankreich einzigartige Geschichte und Repräsentationsstärke.[5]
Sowohl in Paris als auch in Atlanta/USA befindet sich das Institut Supérieur Protestant Mathurin Cordier, ein Ausbildungszentrum, das unter anderem Lehrer nach christlicher Weltanschauung ausbildet.[6]
In Porcheville wurde die private Grundschule Ecole Privé Mathurin Cordier gegründet.[7]
Mathurin Cordier. In: Biographie universelle ancienne et moderne, Band 9. Paris 1855.
Mathurin Cordier. In: Ernest Gaullieur: Histoire du Collége de Guyenne d'après un grand nombre de documents inédits. Paris 1874.
Jules Le Coultre: Maturin Cordier et les origines de la pédagogie protestante dans les pays de langue française (1530–1564). Neuchâtel, Secrétariat de l'Université, 1926.
↑W. van 't Spijker: Die Kirche in ihrer Geschichte: ein Handbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, 2001, ISBN 978-3-525-52338-4 (google.de [abgerufen am 14. Dezember 2020]).