2011 veröffentlichte er gemeinsam mit Sebastian Heiser in der taz die „geheimen Papiere der Atomlobby“. Aus den bis dato unveröffentlichten Papieren der Kommunikationsagentur Deekeling Arndt Advisors ließ sich nachzeichnen, wie das Deutsche Atomforum versuchte, den von der rot-grünen Bundesregierung zuvor beschlossenen Atomausstieg rückgängig zu machen.[5] Die Recherche belegte unter anderem, wie die Agentur bei dem Universitätsprofessor Joachim Schwalbach ein Gefälligkeitsgutachten im Wert von 135.000 Euro in Auftrag gab. Das Geschäft war über die Kommunikationsagentur von dessen Ehefrau eingefädelt worden.[6]
2016 veröffentlichte er gemeinsam mit Sebastian Erb eine Recherche über die sogenannte Keylogger-Affäre um den früheren taz-Redakteur Sebastian Heiser. Dieser hatte über mindestens ein Jahr Passwörter und Daten von taz-Mitarbeitern entwendet und sich nach seiner Entdeckung ins Ausland abgesetzt. Erb und Kaul spürten Heiser Anfang 2016 in einem asiatischen Land auf, wo Heiser unter einer neuen Identität lebte.[7]
Aufmerksamkeit erhielten Kauls Live-Reportagen via Twitter und Periscope.[10] Im Herbst 2015 berichtete er vom Budapester Bahnhof Keleti.[11][12] In der Nacht auf den 5. September 2015 begleitete Kaul den ersten Bus, der in Folge einer Abmachung zwischen den Regierungen in Ungarn, Österreich und Deutschland Flüchtlinge aus Ungarn an die österreichische Grenze brachte und damit zeitweise die sogenannte Dublin-Verordnung außer Kraft setzte. Im Juli 2017 berichtete er in Livestreams von den Protesten rund um den G20-Gipfel in Hamburg. Dabei wurde er von einem Vermummten niedergeschlagen.[13] Im September 2018 dokumentierte er in Köthen die volksverhetzende Rede des Thügida-Gründers David Köckert, der dort von einem „Rassenkrieg gegen das deutsche Volk“ gesprochen hatte und zur Rache aufrief.[14]
Auszeichnungen und Nominierungen
2009 wurde Kaul für seinen Text Einer verweigert den Gleichschritt für den Alternativen Medienpreis nominiert.
2018 wählte ihn eine Jury des Medium Magazins auf Platz 3 der Journalisten des Jahres in der Sparte „Reportage“.[22]
2019 erhielt er gemeinsam mit Sebastian Erb, Alexander Nabert, Daniel Schulz und Christina Schmidt den 2. Platz beim Journalistenpreis „Der lange Atem“ für Recherchen zum sogenannten Hannibal-Netzwerk.[23]
2019 wählte eine Jury des Medium Magazins Kaul gemeinsam mit Sebastian Erb, Alexander Nabert, Daniel Schulz und Christina Schmidt für diese Recherchen auch zum „Team des Jahres“.
↑S. Heiser: taz enthüllt: Die Geheimpapiere der Atomlobby. In: Die Tageszeitung: taz. 28. Oktober 2011, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. August 2020]).
↑M. Kaul: Interne Dokumente der Atomlobby: Professor Dankeschön. In: Die Tageszeitung: taz. 29. Oktober 2011, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. August 2020]).
↑Martin Kaul: Keylogger-Affäre in der taz: Dateiname LOG.TXT. In: Die Tageszeitung: taz. 4. Juni 2016, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. August 2020]).
↑Anna Catherin Loll: Der Fall Jacob Appelbaum: Über Gerechtigkeit. In: Die Tageszeitung: taz. 10. Dezember 2016, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. August 2020]).
↑Editorial: Journalismus per Livestream. In: journalist – das Medienmagazin. 24. Oktober 2018 (journalist-magazin.de [abgerufen am 8. November 2018]).
↑Martin Kaul: Kommentar Flüchtlinge in Budapest: Schickt Sonderzüge, jetzt! In: Die Tageszeitung: taz. 2. September 2015, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. August 2020]).
↑Martin Kaul: Bei den Fliehenden in Budapest: Über die Grenzen. In: Die Tageszeitung: taz. 7. September 2015, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. August 2020]).