Markus Grill

Markus Grill (* 23. Februar 1968 in Aalen) ist ein deutscher Journalist. Er ist Chefreporter der Investigativressorts von NDR und WDR.

Werdegang

Grill studierte Geschichte und Germanistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 1997 bis 1999 volontierte er bei der Badischen Zeitung, anschließend war er Korrespondent in Straßburg. Von 2003 bis 2008 arbeitete er als Reporter und Investigativjournalist beim Stern in Hamburg, seit 2009 beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel, darunter von 2012 bis 2014 als Wirtschafts-Korrespondent in Washington D.C. (USA). Er war von Juni 2009[1] bis Juni 2017[2] Mitglied im Vorstand der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche. Von Juni 2015 bis August 2017 war Grill Chefredakteur des Recherchezentrums Correctiv.[3] Seit 1. November 2017 arbeitet er im Rechercheverbund NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung bis Ende 2021 als Bürochef Berlin der Investigativressorts von NDR und WDR, seit 2022 als deren Chefreporter[4]. Während der Corona-Pandemie analysierte er das Infektionsgeschehen regelmäßig in verschiedenen ARD-Sendungen und kommentierte die Lage immer wieder in den "Tagesthemen".[5]

Öffentliche Wahrnehmung

Eine Reihe von Recherchen Grills machten ihn einer größeren Öffentlichkeit bekannt.

Im Jahr 2005 enthüllte Grill die Bestechung von Ärzten beim Pharmaunternehmen Ratiopharm. 2007 deckte er das Aspirin-Kartell bei der Bayer AG auf (was dem Konzern eine Geldbuße des Bundeskartellamts von 10 Mio. Euro einbrachte), 2008 den Lidl-Überwachungsskandal[6][7][8] und 2009 die Krankenprotokolle über Lidl-Mitarbeiter auf.[9]

Internationale Aufmerksamkeit erregte Grill, als er 2020 in der anthropologischen Sammlung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte mit Hilfe von Nils Seethaler vier aus Kanada stammende Schädel vermutlich indigener Herkunft identifizierte, die im Jahr 1884 als Geschenk von William Osler an Rudolf Virchow nach Berlin gelangten und als verschollen galten.[10][11][12]

In der Corona-Pandemie deckte Grill zusammen mit Kolleginnen und Kollegen den Skandal um fingierte Schnelltest-Abrechungen auf und die Geldverschwendung bei der Maskenbeschaffung und beim Aufbau von Intensivbetten.[13]

Preise und Auszeichnungen

Schriften

Beiträge in Zeitschriften (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. netzwerk recherche wählt neuen Vorstand netzwerkrecherche.org, 6. Juni 2009
  2. netzwerk recherche wählt neuen Vorstand netzwerkrecherche.org, 14. Juni 2017
  3. Weiterer prominenter Abgang bei Correctiv: Nach Co-Gründer Daniel Drepper verlässt auch Chefredakteur Markus Grill das Recherchebüro meedia.de, 30. August 2017
  4. NDR: Markus Grill. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  5. Von Correctiv zu den Öffentlich-Rechtlichen: Markus Grill wechselt in Investigativ-Ressort von WDR und NDR meedia.de, 7. September 2017
  6. Markus Grill, Malte Arnsperger: Überwachungsskandal: Lidl gibt Bespitzelung zu stern.de, 25. März 2008
  7. Malte Arnsperger, Markus Grill: Überwachungsskandal: Lidl entschuldigt sich bei Mitarbeitern stern.de, 27. März 2008
  8. Vgl. den Bericht von Susanne Amann auf spiegel.de, 7. Mai 2008, über die Konfrontation von Lidl-Chef Klaus Gehrig mit Markus Grill und Günter Wallraff in der Talkshow Johannes B. Kerner.
  9. Susanne Amann, Markus Grill: Mitarbeiterkontrolle: Lidl führte geheime Krankenakten über Mitarbeiter spiegel.de, 4. April 2009
  10. tagesschau.de: Auf der Spur der indigenen Schädel. Abgerufen am 19. Dezember 2020.
  11. Markus Grill/Ralf Wiegand: Die Spur der Schädel Süddeutsche Zeitung vom 17. Dezember 2020. Seite 3.
  12. David Bruser/Markus Grill: The untold story of four Indigenous skulls given away by one of Canada’s most famous doctors, and the quest to bring them home. Toronto Star, 17.12.20.
  13. NDR: Markus Grill. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  14. Stern-Reporter Markus Grill belegt dritten Platz beim Otto Brenner Journalistenpreis, stern-Marktkommunikation, 3. Oktober 2007