Wie viele ihrer Genossinnen kam Marie Goegg über ihren Mann, den Politiker Amand Goegg, zur Politik. In der Zeitschrift Les États-Unis d’Europe verfasste sie ihren ersten Artikel, einen Aufruf zum Zusammenschluss der Frauen mit dem Ziel, sich für ihre politischen Rechte einzusetzen. Nur wenige Frauen meldeten sich, der Verein wurde jedoch trotzdem gegründet. Marie Goegg war sehr belesen und inspirierte sich insbesondere bei den englischen Suffragetten. Bei ihrer Gründungsansprache stellte sie klare Forderungen, so z. B. das Frauenstimmrecht. Es sei an der Zeit, dass Frauen auch Bürgerinnen seien wie ihre Brüder, die Bürger, «weil es für uns Frauen Zeit ist, nicht mehr eine besondere Gesellschaftsklasse zu bilden».
Wegen innerer Streitereien wurde die Association internationale des Femmes aber bald aufgelöst und 1872 unter dem Namen Association pour la défense des droit de la Femme (genannt Solidarité) neu gegründet. Eine weitere populäre Kämpferin für das Frauenstimmrecht, Julie von May, stiess hinzu.
Dank einer von Goegg-Pouchoulin initiierten Petition wurden Frauen ab 1872 an die Universität Genf zugelassen. 1875 wurde sie zur Präsidentin der Solidarité gewählt. Nachdem diese 1880 aufgelöst und die Zeitschrift eingestellt worden war, wurde es still um Goegg-Pouchoulin. 1886 wurde sie in den Vorstand der Fédération abolitionniste internationale gewählt. 1891 gründete sie die kurzlebige Union internationale des femmes pour la paix.[1] Ebenfalls 1891 wählten sie die Genferinnen zur Vizepräsidentin der neu gegründeten Union des femmes de Genève.
Marie Goegg-Pouchoulin war eine Pionierin des egalitären Feminismus in der Schweiz. Zu ihrer Zeit war sie eine Symbolfigur der progressiven Frauenbewegung in der Romandie und beeinflusste mit der Gründung der «Fraueninternationale» die Frauenbewegung europaweit.
Berta Rahm: Marie Goegg (geb. Pouchoulin). Mitbegründerin der Internationalen Liga für Frieden und Freiheit, Gründerin des Internationalen Frauenbundes, des Journal des femmes und der Solidarité. Ala, Schaffhausen 1993, ISBN 3-85509-032-7.
↑Catherine Chadefaud: Histoire des femmes en France de la Renaissance à nos jours (= Collection « Biographies et mythes historiques »). Éditions Ellipses, Paris 2023, ISBN 978-2-340-07811-6, S.310.