Jedoch gab es für die Familie ohne Geld nicht die Möglichkeit, zusammen bei Verwandten zu leben. So verteilten die Eltern die Kinder: Maximilian und Carl kamen in ein Basler Waisenhaus, Immy in ein Kinderheim nach Brunnen bei Schwyz und Maria nach Colmar. Hier lernte sie akzentfreies Französisch. Erst hierdurch hatte sie später die Möglichkeit, die Rolle der Gervaise im gleichnamigen Film anzunehmen. Ende August 1939 fuhr sie zu ihren Eltern nach Zürich. Eigentlich wollte sie nur für eine Woche Ferien machen, doch wenige Tage später brach der Krieg aus.[1]
Karriere
Eine kaufmännische Ausbildung brach Schell ab, als ihr Talent von Sigfrit Steiner entdeckt worden war und sie 1942 eine Filmrolle in dem Film Steibruch an der Seite von Heinrich Gretler erhielt. Damals noch unter dem Namen Gritli Schell spielte sie zunächst ohne besondere Ausbildung. Erst danach nahm sie Schauspielunterricht und erhielt mehrere Theaterengagements. Ab 1948 wandte sie sich wieder dem Film zu. Ihre erste Hauptrolle spielte Schell 1948 in Der Engel mit der Posaune. Es folgten Filme mit Dieter Borsche(Dr. Holl) und immer wieder O. W. Fischer.
An der Eröffnung der Komödie in Basel 1950 spielte im Gründungsensemble die damals 24-jährige Maria in der Premierenvorstellung und der ersten Spielzeit.[2]
Ihre Rolle in die Die letzte Brücke unter der Regie von Helmut Käutner bescherte Schell 1954 den Großen Preis der Internationalen Filmfestspiele von Cannes als beste Schauspielerin. Im gleichen Jahr wurde sie auch in Venedig mit der „Coppa Volpi“ für die Titelrolle der Wäscherin in Gervaise geehrt, der als bester ausländischer Film auch für den Oscar nominiert wurde. Während ihres Aufenthaltes in Hollywood anlässlich der Preisverleihung wurde sie von Yul Brynner in einer Hotellobby „entdeckt“; dieser setzte sich für sie als Besetzung der „Gruschenka“ in der Verfilmung von Dostojewskis Roman Die Brüder Karamasow ein. Schell drehte danach u. a. mit Gary Cooper den Western Der Galgenbaum und mit Glenn Ford den von Anthony Mann inszenierten Western Cimarron. Bekannt wurde auch der 1953 entstandene Film Solange du da bist. In den 1960er Jahren trat Schell vermehrt auf Theaterbühnen und im Fernsehen auf.
In den 1970er Jahren war sie häufig in Fernsehserien wie Tatort, Derrick und Der Kommissar sowie in einer Folge der US-amerikanischen Serie Kojak als Sister Lepar Angelica / Princess Viva Dushan zu sehen. Am Broadway erlebte die fünfzigjährige Schell 1976 ein außergewöhnlich erfolgreiches Bühnendebüt: Ihre Darstellung in Pavel KohoutsArmer Mörder rief überschwängliches Lob hervor.[3]
Maria Schell war von 1957 bis 1965 mit dem RegisseurHorst Hächler und von 1966 bis 1986 mit dem Regisseur Veit Relin verheiratet. Beide Ehen wurden geschieden. Aus der ersten Ehe stammt ihr Sohn Oliver (* 1962), der als Regisseur, Musiker, Bühnenbetreiber und Schauspieler aktiv ist, und aus der zweiten ihre Tochter Marie Theres Kroetz-Relin (* 1966), die ebenfalls Schauspielerin ist.[4]
Von ihrem Schauspielerkollegen Oskar Werner erhielt sie den Spitznamen „Seelchen“, der ihr zeitlebens missfiel („Weil Seelchen die Verkleinerung von Seele ist. Nicht ganz ernst zu nehmen.“).[5]
Krankheit und Tod
Im Jahr 1991 unternahm Schell einen Suizidversuch. In ihren späten Lebensjahren bis kurz vor ihrem Tod lebte sie zurückgezogen auf einer von den Eltern ererbten Alm in Kärnten. Verarmt[6][7] und gesundheitlich bereits angeschlagen erlitt sie zudem zwei Schlaganfälle. 2002 drehte ihr Bruder Maximilian über sie den DokumentarfilmMeine Schwester Maria, der auch ihre Altersdemenz thematisierte.[8] Beide erhielten dafür jeweils den Fernsehpreis Bambi. Bei der Premiere des Films im Februar 2002 zeigte sich Maria Schell zum letzten Mal in der Öffentlichkeit.[9]
2005 kam sie vor Ostern wegen Atembeschwerden ins Krankenhaus. Sie starb an Herzversagen als Folge einer Lungenentzündung. Ihre Grabstelle befindet sich auf dem Friedhof Preitenegg in Kärnten.[10]
Hermann Josef Huber: Heitere Starparade. 300 Anekdoten von Hans Albers bis Maria Schell. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 1989, ISBN 3-451-08640-9.
Maja Keppler, Hans-Peter Reichmann (Red.): Maria Schell [Katalog zur Ausstellung des Deutschen Filmmuseums 31. Januar bis 17. Juni 2007 Frankfurt am Main, Juli bis Oktober 2007 auf dem Schloss Wolfsberg, Kärnten (Österreich)]. Schriftenreihe des Deutschen Filmmuseums (= Kinematograph 22). Henschel Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-89487-551-0 // ISBN 3-89487-551-8.
Herbert Spaich: Maria Schell – ihre Filme – ihr Leben (= Heyne-Bücher, 32). Heyne-Filmbibliothek, 99, München 1986, ISBN 3-453-86101-9.
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 603.
Mato Weiland: Maria Schell. Die autorisierte Maria Schell-Story. 24 ganzseit. Kunstdruck-Bilder. Massimo-Verlag, Wien 1959, ÖNB.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 91 ff.