Tait wurde geboren und wuchs in Kirkwall auf, dem Hauptort der Insel Mainland, einer der Orkney-Inseln. Als Jugendliche ging sie nach Edinburgh in die Schule.[1]
1952 kehrte Tait nach Schottland zurück und gründete in Edinburgh die Filmgesellschaft Ancona Films, genannt nach der Straße, in der sie in Rom gelebt hatte. In Edinburgh wohnte sie in der Rose Street, wo sie in Kontakt mit den sogenannten Rose Street Poets, u. a. Hugh MacDiarmid, Sorley Maclean und Norman MacCaig kam.[3][4] Von 1955 bis 1961 war sie Ratsmitglied der The Cockburn Association, einer Nichtregierungsorganisation, die eine aktive Rolle in der Stadtplanung und beim Erhalt von Architektur in Edinburgh spielt.[5]
In den 1960er Jahren lebte Tait in der Nähe von Helmsdale in Sutherland,[6] bis sie endgültig auf die Orkney-Inseln zurückkehrte.
Filmemacherin und Dichterin
Ab Ende der 1960er Jahre begann Tait in Orkney Filme zu drehen, in denen sich die Landschaft und die Kultur dieser Inselgruppe widerspiegelt. Die meisten ihrer 32 Kurzfilme und ihr einziger Langspielfilm, Blue Black Permanent, wurden dort gedreht. Außerdem schrieb sie Prosa und Gedichte, die sie in drei Bänden veröffentlichte: origins and elements, The Hen and the Bees, and Subjects and Sequences. In einem 1983 für Channel Four Television gedrehten Dokumentarfilm mit dem Titel Margaret Tait: Film Maker, beschrieb Tait ihr Lebenswerk als das Schaffen von filmischen Gedichten (film poems).[7]
Lyrik spielt in ihren Filmen eine bedeutende Rolle. Ihr Film The Leaden Echo and the Golden Echo ist nach einem Gedicht von Gerard Manley Hopkins benannt, das Tait darin selbst vorliest. In Hugh MacDiarmid, A Portrait liest MacDiarmid einige seiner eigenen Gedichte vor. Über ihren Film Colour Poems erklärte Tait: „A poem started in words is continued in images “ (deutsch: Ein Gedicht, das in Worten anfängt, setzt sich in Bildern fort)[8].
Bei der Analyse ihrer Filme werden immer wieder die lyrischen Qualitäten der Werke hervorgehoben. Die Schriftstellerin Ali Smith sagte beispielsweise über den Film Aerial: „Here's a tiny poem of the relentlessness and beauty of the natural, all around us“ (deutsch: Hier ist ein kurzes Gedicht über die Unerbittlichkeit und die Schönheit der Natur, die uns umgibt)".[9] Der Schriftsteller George Mackay Brown, der auch aus der Orkney stammt, schrieb, ihr Film Place of Work erinnert an das Gedicht Burnt Norton von T. S. Eliot „Garden and house, a small enclave in time where gracious and lovely and stirring things have happened – love and birth and death“ (deutsch: Garten und Haus, eine kleine Enklave der Zeit, in der sich anmutige und schöne, bewegende Dinge ereignet haben – Liebe und Geburt und Tod.)[10]
Am 14. Juli 2022 wurde eine Gedenktafel an ihrem Geburtshaus in der 25 Broad Street, Kirkwall, eingeweiht.[18][19]
Zwischen 2004 und 2007 wurde ein Filmprogramm mit dem Titel Subjects and Sequences (nach ihrem Gedichtband benannt) an über 30 Orten in der ganzen Welt gezeigt. Das zweiteilige Programm („Film Poems“ und „Islands“) unter der Leitung von Peter Todd bestand zum Teil aus Neufassungen der originalen 16mm-Negative.[20][21][22]
Der Einfluss Margaret Taits auf andere Künstler und Filmemacher ist das Thema einer Ausstellung, die 2022 in Derry, Nordirland, gezeigt wurde[23] sowie eines Films von Luke Fowler. Beide heißen Being in a Place – A Portrait of Margaret Tait.[24] Die Filme von Tait sind in Großbritannien weiterhin im Vertrieb.[25]
Der Dokumentarfilm Being in a Place von Luke Fowler ist 2023 für den Caligari Filmpreis in der Sektion Forum des 73. Berlin International Film Festival (2023) nominiert.[26]
Ein im November 2022 erschienener Film, Aftersun, der schottischen Filmemacherin Charlotte Wells, entstand auch unter dem Einfluss von Margaret Tait.[27] Insbesondere erwähnt Wells den Film Blue Black Permanent als eine Inspiration für ihr Werk. Beide Filme handeln von Kindheitserinnerungen an einen Elternteil, der in der Gegenwart abwesend ist.[28]
Filmografie
1951: One Is One
1951: Three Portrait Sketches
1952: The Lion, The Griffin and the Kangaroo
1955: Happy Bees
1955: Orquil Burn
1955: A Portrait of Ga
1955: The Leaden Echo and the Golden Echo
1956: Calypso
1956: The Drift Back
1956: Rose Street
1956: Where I Am Is Here
1964: Palindrome
1964: Hugh Macdiarmid: A Portrait
1966: The Big Sheep
1966: Splashing
1969: A Pleasant Place
1970: He’s Back (The Return)
1970: John MacFadyen (The Stripes in the Tartan)
1970: Painted Eightsome
1974: On The Mountain
1974: Colour Poems
1974: Aeria
1974: These Walls
1976: Tailpiece
1976: Place of Work
1977: Aspects of Kirkwall : Shape of a Town
1977: Aspects of Kirkwall : Occasions
1981: Aspects of Kirkwall : The Ba, Over the Years
1981: Aspects of Kirkwall : The Look of the Place[29]
1981: Aspects of Kirkwall : Some Changes
1981: Landmakar
1982: Blue Black Permanent
1998: Garden Pieces
Werke (Auswahl)
The Grassy Stories: Short Stories from Children. M. C. Tait, Edinburgh, 1959
Lane Furniture: A Book of Stories. M.C. Tait, Edinburgh, 1959
origins and elements. M.C. Tait, Edinburgh, 1959
The Hen and the Bees: Legends and Lyrics. M.C. Tait, Edinburgh, 1960
Subjects and Sequences. M.C. Tait, Edinburgh, 1960
Poems, Stories and Writings, hg. von Sarah Neely. Carcanet Press, Manchester, 2012
Subjects and Sequences: A Margaret Tait Reader, hg. von Peter Todd and Benjamin Cook, LUX, London, 2004
↑Gavin Bell: A reel visionary. In: The Scotsman. 27. September 2000, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. August 2018; abgerufen am 28. Februar 2023.
↑Gerda Stevenson: Margaret Tait. In: Glasgow Herald. 18. Mai 1999, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. August 2018; abgerufen am 19. Februar 2022 (englisch).
↑Nick Roddick: Tait of Grace. In: Sight & Sound. Band25, Nr.6, Juni 2015, S.54.
↑Peter Todd und Benjamin Cook (Hrsg.): Subjects and Sequences: a Margaret Tait Reader. LUX, London 2004 (164 S.).
↑Ali Smith: The Margaret Tait Years in Subjects and Sequences: a Margaret Tait Reader. LUX, London 2004.
↑George MacKay Brown zitiert in: Sarah Neely: Between Categories The Films of Margaret Tait. Portraits, Poetry, Sound and Place. 2016, ISBN 978-3-0343-1854-9, S.153–154.
↑Gerda Stevenson. In: www.gerdastevenson.co.uk. Abgerufen am 10. April 2020.