Das geologische Alter der Marès-führenden Gesteinsformationen liegt zwischen spätem Miozän und Quartär, wobei der überwiegende Teil der Vorkommen pleistozänen Alters ist.[2]
Empirischen Erkenntnissen folgend, wurden die für architektonische Zwecke hergestellten Werksteine überwiegend so verwendet, dass der darauf einwirkende Druck vom Gebäude senkrecht zur oft gut sichtbaren Sedimentationsebene verläuft, denn diese Form des Einbaus gibt dem Natursteinmauerwerk höhere Festigkeit. Aus diesem Grund kann die Schichtenlage des Gesteins und die darin bestehende Korngrößenverteilung gut beobachtet werden. Bei einigen Lagerstätten ist die Sedimentationsabfolge weniger deutlich ausgeprägt, die Dimensionen der Einzelbestandteile kleiner und das Gestein deshalb dichter und kompakter. Die in den verschiedenen Regionen gewonnenen Werksteine zeichneten sich durch unterschiedliche Festigkeiten und Farbgebungen aus und können damit den entsprechenden Gewinnungsorten zugeordnet werden.
Mitte des letzten Jahrhunderts wurden maschinelle Abbaumethoden mit Steinsägen eingeführt.
PicadÃs (feines Marèsgranulat zur Putzherstellung)
Grava de marès
Vorkommen
Oft steht das errichtete Bauwerk gleich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Steinbruch, der ausschließlich zur Errichtung eines Bauwerks angelegt wurde, wie zum Beispiel beim Bau des Castell de sa Punta de n’Amer im Gemeindegebiet von Sant Llorenç des Cardassar, Mallorca, oder des entlegenen Leuchtturms am Cap de Cavalleria auf der Insel Menorca.
Das Gestein aus dem Abbau auf Menorca wurde bereits in den Naveta- und Taula-Bauten der Talaiot-Kultur verwendet. In weiterer Folge bedienten sich die Römer und alle nachfolgenden Völker des weichen Kalksteins zur Errichtung ihrer Gebäude. Aus den ausschließlich küstennahen Steinbrüchen wurden sie verschifft und kamen so zum Beispiel im vergangenen Jahrhundert mit den menorquinischen Auswanderern an die Nordküste Afrikas nach Algerien, auch ist die Kathedrale von Cádiz in Andalusien aus Kalksteinen der Insel Menorca gebaut.
Im 18. und 19. Jahrhundert war der menorquinische Marès ein wesentlicher Exportartikel. Die Export-Quader hatten auf Grund der Schichtenlinien und vertikalen Schnittlinien in den aufgelassenen Gruben ein Steinmaß von 33 × 40 × 60 cm und wurden vor Ort an den Baustellen weiter behauen. Auf Menorca wurde der Stein auch unter Tage abgebaut. Heute können diese Untertagehallen im Steinbruch Pedreres Robadones in Maó besichtigt werden. Erst in den letzten Jahren nimmt die Bedeutung des Marès als Baustein ab, und er wird zunehmend durch Beton und Ziegel verdrängt. So wurden in den letzten Jahren immer mehr aktive Steinbrüche geschlossen.
Santa Ponça, Gemeindegebiet Alaior, (Canteras de s’Hostal)
Abbau und Bearbeitung
Der Abbau und die Bearbeitung von Marès ist aufgrund seiner geringen Härte im Vergleich zu den Hartgesteinen relativ einfach. Da er vor allem als Mauerstein verwendet wurde, waren die Anforderungen hinsichtlich einer Maßhaltigkeit nachrangig. Werden filigrane, ornamentale oder bildnerische Werkstücke herstellt, können Techniken der Weichgesteinbearbeitung wie Raspeln verwendet werden. Zum Einebnen der steinernen Oberflächen werden sogenannte Flächen, sowohl die Glatt- oder die Zahnfläche verwendet.
Traditioneller Abbau
Da es sich beim Marès um ein Weichgestein handelt, konnte es unschwer traditionell mit speziellen Werkzeugen gewonnen werden. Der Quader wurde mit einer Hacke, die an ihren Enden – quer zur Bearbeitungsrichtung – zwei Schneiden hat, an vier Seiten freigeschlagen. Dabei entsteht eine etwa 3 Zentimeter breite umlaufende Nut, die die Größe des Quaders begrenzt. Ist die erforderliche Tiefe im Gestein erreicht, wurden in die Unterseite Keillöcher mit unterschiedlichem Abstand mit der Hacke eingeschlagen. In diese Keillöcher wurden Keile eingesetzt, die die Spaltrichtung durch Einlegen von zwei sogenannten Federn optimierten. Im deutschsprachigen Raum wird diese Technik als Schroten bzw. Spalten bezeichnet. Auf das Ende der Keile wurde mit einem Vorschlaghammer geschlagen, bis sich der Quader von der Gesteinsschicht löste. Die abgespaltene Unterseite, die uneben, rau oder ungenau war, wurde mit einer Zahnfläche geglättet oder aufs Maß gebracht.
Die gewonnenen Quader konnten, sofern andere Abmessungen gefertigt werden sollten, mit einer Handsäge, die von zwei Steinmetzen bedient wurden, aufgeteilt werden. Dabei musste zur Kühlung des Sägeblatts kein Wasser verwendet werden.
Maschineller Abbau
Zum maschinellen Abbau von Marès bedient man sich einer Steinsäge, die ein horizontales und ein vertikales Sägeblatt antreibt. Der Maschinenkörper wird auf Schienen bewegt und formatiert die Quader auf das Standardmaß hinsichtlich der Breite und Höhe der Mauersteine. Maschinell wird wie mit der Handsäge „trocken“, ohne kühlendes Wasser, gesägt, wobei sich eine Staubentwicklung einstellt. Werden andere Formate als das Standardformat gefordert, werden diese auf einer anderen Steinsäge, die sich zumeist im Steinbruch befindet, hergestellt.[6]
Typische Anwendungen sind zum Beispiel: Fenster- und Türgewände, Gesimse, Bauornamente, Balustraden. Im Kunsthandwerk bei der Herstellung von Skulpturen, Statuen. Zierbrunnen und Säulen. Die Herstellung der Kunststeine erfolgt meist in handwerklichen Kleinserien. Bekannte Kunststein-Hersteller befinden sich im Gebiet von Artà , Porreres und Petra. Das Versetzen wird von Steinmetzbetrieben in Mörteltechnik ausgeführt.
Sehenswertes
Marès-Steinbruch Santa Ponça (Menorca), eine der bedeutenden Abbaustellen der Balearen erreicht man nach der Ausfahrt von Alaior in Richtung Ciutadella über eine kleine ausgeschilderte Abzweigung auf der linken Straßenseite.
Kathedrale Palma die vorwiegend aus Kalkstein gebaut wurde
Gotisches Eingangsportal der Kirche San-Pere Petra (Mallorca) mit filigranen Details und einer Skulptur aus Marès. Das Portal wurde teilweise mit Kunststein ergänzt.
Francesc Florit Nin, Laetitia Lara Sauleau: Canteras de Marès. Editorial LÃthica, Menorca 1999, ISBN 84-87128-86-6 (EA 1995).
Ramón Sánchez-Cuenca: El Marès. Su origen, historia, propiedades, canteras y calidades. Selbstverlag, Palma de Mallorca 2010, ISBN 978-84-613-8577-5.
Neus GarcÃa Inyesta, Guillem Oliver Sunyer: Construir en Marès. Colegio Oficial de Arquitectos de Baleares, Palma de Mallorca 1997, ISBN 84-921036-6-3.
↑Rosa Maria Mateos, Juan J. Durán, Pedro A. Robledo: Marès Quarries on the Majorcan Coast (Spain) as Geological Heritage Sites. In: Geoheritage. Band 3, Nr. 1, 2011, ISSN1867-2485, S. 41–54, doi:10.1007/s12371-010-0026-5.