Nach verschiedenen Lehrtätigkeiten an Hochschulen und Universitäten in Linz, Freiburg, Salzburg und St. Pölten lehrte er ab dem Wintersemester 2000/2001 als ordentlicher Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät Trier.
In der Österreichischen Bischofskonferenz ist Scheuer derzeit für die Ökumene und Kontakte zum Judentum verantwortlich. Er ist Mitglied der Glaubenskommission und der Theologischen Kommission und des Kontaktkomitees mit den Theologischen Fakultäten sowie zuständig für das Mauthausen Komitee, den Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus, die Missionsverkehrsarbeitsgemeinschaft/MIVA und das Studentenförderungswerk „Pro Scientia“.
Am 10. Juni 2020 wurde Bischof Manfred Scheuer bei der Sommervollversammlung in Mariazell zum Stellvertretenden Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz gewählt.
Manfred Scheuer hat sich zudem als diözesaner Postulator in Linz für die Seligsprechung von Franz Jägerstätter eingesetzt.[1] In seine Zeit als Innsbrucker Diözesanbischof fielen die Seligsprechungen des von den Nationalsozialisten hingerichteten Innsbrucker Provikars Carl Lampert (1894–1944) und des in Tirol wirkenden Kapuzinerpaters Thomas von Olera (1563–1631).
Mitte 2015 erneuerte Scheuer das von Bischof Reinhold Stecher ausgesprochene Verbot des antijüdischen Kultes um Anderl von Rinn.[2]
Im November 2015 wurde bekannt, dass er Nachfolger von Ludwig Schwarz als Bischof von Linz werden soll.[3] Die Ernennung zum Bischof von Linz durch Papst Franziskus erfolgte am 18. November 2015.[4] Am 17. Jänner 2016 wurde Bischof Manfred Scheuer im Linzer Mariendom in sein Amt eingeführt.[5]
Im Juni 2017 trat er als Präsident von Pax Christi Österreich zurück. Als Grund nannte er einen antisemitischen Vorfall im Mai 2017. Bei einem Auftritt des palästinensischenBotschaftersSalah Abdel-Shafi in Linz seien die Schriftstellerin Anna Mitgutsch, Vertreterin der dortigen Israelitischen Kultusgemeinde, und zwei weitere Personen beschimpft worden. Pax Christi hatte israelkritische Standpunkte bezogen, wehrte sich aber gegen Antisemitismusvorwürfe; Kritik an der Politik Israels gegenüber den Palästinensern sei ein Einfordern von Menschenrechtsstandards.[6][7] Seit 16. Juni 2020 ist Scheuer stellvertretender Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, innerhalb derer er Mitglied der Glaubenskommission ist, sowie sich den Aufgabenfeldern Ökumene und Kontakte zum Judentum, Missionsverkehrsarbeitsgemeinschaft/MIVA, Mauthausen Komitee, Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus, Pro Scientia widmet.[8]
Im Zuge der von Scheuer umgesetzten Strukturreform der Diözese Linz[9] werden die bisher in der Diözese vorhandenen Dekanate schrittweise als kirchliche Verwaltungseinheit aufgelöst und durch neue (Groß-)Pfarren ersetzt, denen die bisher eigenständigen Pfarren als Pfarrteilgemeinden angehören. Als erste dieser neuen Seelsorgeeinheiten wurden zum 1. Jänner 2023 die Pfarren Braunau, Eferdinger Land, Ennstal, Schärding und Urfahr neu gegründet.
Positionen (Auswahl)
Im November 2018 befürwortete Scheuer in einem Brief an den Papst, dass neben zölibatären Priestern auch verheiratete Männer zum Priester geweiht werden sollen und Frauen zur Diakonin geweiht werden können.[10][11]
Bischof Scheuer befürwortet eine Veränderung bei der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion und verweist auf die Notwendigkeit von entsprechenden Voraussetzungen.[12][13] 2011 respondierte Scheuer den medialen Aufruf der Pfarrer-Initiative Österreichs und regte an, ob es nicht „pastoral notwendig sei, Laien auch innerhalb der Eucharistiepredigen zu lassen“,[14][15] eine Option, die das Kirchenrecht unter keinen Umständen vorsieht[16] und von der Österreichischen Bischofskonferenz 2002 reglementiert wurde[17]. Er sprach sich dafür aus, das „Paket“ der österreichischen Pfarrer-Initiative „aufzuschnüren“, bezeichnete aber manche Forderungen als nicht auf Diözesanebene lösbar.[15]
Im März 2021 befürwortete Scheuer die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.[18]
Schriften (Auswahl)
Autor
Der Bischofshof im Visier der NS-Gauleitung. Die Bischöfe von Linz und ihre verfolgten Mitarbeiter des Bischöflichen Ordinariates 1938-1945, Hg von Manfred Scheuer, Klaus Birngruber und Bernhard Zopf, Wagner Verlag, Linz 2019.
Kraft zum Widerstand. Glaubenszeugen im Nationalsozialismus, Tyrolia Verlag, Innsbruck und Wien 2017.
Wider den kirchlichen Narzissmus. Ein spirituell-politisches Plädoyer, Tyrolia Innsbruck 2015.
Selig die keine Gewalt anwenden. Das Zeugnis des Franz Jägerstätter, Tyrolia-Verlag, Innsbruck und Wien 2007.
Weiter-Gabe. Heilsvermittlung durch Gnadengaben in den Schriftkommentaren des Thomas von Aquin, Echter Verlag, Würzburg 2001.
↑Johannes Paul II. (Hrsg.): Codex des kanonischen Rechtes. Lateinisch-deutsche Ausgabe mit Sachverzeichnis. 8. Auflage. Butzon & Bercker, Kevelaer 2017, ISBN 978-3-7666-2298-3 (vatican.va – can. 767, § 1).
↑Gesetze und Verordnungen. Decretum Generale über die Ordnung des Predigtdienstes von Laien (Canon 766). In: Generalsekretariat der Österreichischen Bischofskonferenz (Hrsg.): Amtsblatt Österreichische Bischofskonferenz. Band33, 1. Juni 2002, ZDB-ID 1100279-7, S.4 (bischofskonferenz.at [PDF]).