Mělník [ˈmɲɛlɲiːk] (deutschMelnik, älter auch Melnick[2]) ist eine Stadt in der Region Mittelböhmen in Tschechien. Die ehemalige Königsstadt an der Elbe (Labe), in welche hier die Moldau (Vltava) mündet, ist seit der Jungsteinzeit besiedelt. Die Kleinstadt war im 9. und 10. Jahrhundert die Hauptsiedlung des slawischen Stammes der Pschowanen – so befand sich an Stelle des Schlosses die Burgstätte Pšov, der Geburtsort der Königsgroßmutter Ludmilla von Böhmen. In der Nähe der Stadt befindet sich der, ebenso wie die Königsgroßmutter, sagenumwobene Berg Říp.
Mělník liegt etwa 30 km nördlich von Prag am Zusammenfluss von Moldau und Elbe. Die Stadt liegt auf der rechtselbischen Seite gegenüber der Einmündung der Moldau. Der in Mělník angebaute Wein ist die bedeutendste Weinbaulage in Böhmen; er ist jedoch nicht mit dem Melniker-Wein aus dem bulgarischen Melnik zu verwechseln.
Geschichte
An der Stelle des späteren Mělníks stand ursprünglich eine slawische Burgstätte der Pschowanen. Die Tochter des letzten Pschowanenfürsten Slavibor, die später heiliggesprochene Ludmilla von Böhmen, wurde um 880 mit dem christlichen PřemyslidenfürstenBořiwoj verheiratet. Nach Slavibors Tod fielen dessen Besitzungen an die Přemysliden.
Anstelle der älteren Ortsbezeichnung „Psow antiquitus“ kam Ende des 10. Jahrhunderts der neue Name „Myelnik“ auf. Emma, die zweite Frau des böhmischen Fürsten Boleslav des Frommen, nahm hier ihren Witwensitz. Sie ließ als erste Fürstin im Reich eigene Münzen in „Melnic civitas“ prägen.
Der böhmische König Ottokar II. Přemysl erhob Mělník 1274 zur Königsstadt und verlieh ihr das Magdeburger Stadtrecht. Für 1328 ist vor den Toren der Stadt ein Spital nachgewiesen. Kaiser Karl IV. verlieh Mělník zahlreiche Privilegien. Auch der Mělníker Weinbau geht auf ihn zurück: an den dortigen Elbhängen ließ er Weinreben aus Burgund anbauen. In den Hussitenkriegen war Mělník, das sich politisch dem Prager Städtebund angeschlossen hatte, nach 1436 wiederholt Tagungsort der Utraquisten.
Nachdem 1753 die Czernin-Tochter Maria Ludmilla mit August Anton Lobkowitz verheiratet wurde, gingen Herrschaft und Schloss Mělník an die Lobkowitz über.
Eine wirtschaftliche Entwicklung Mělníks, das 1848 Sitz des Bezirks Mělník wurde, setzte erst im 19. Jahrhundert ein. 1874 erhielt die Stadt Eisenbahnanschluss; 1884 wurde hier die erste Weinbauschule Böhmens gegründet.
Mit dem Ausbau der Elbschifffahrt wurde 1897 ein Frachtschiffhafen errichtet und Anfang des 20. Jahrhunderts die Strecke Aussig (Ústí nad Labem)–u Mělník kanalisiert. Ebenfalls wurde der Moldaukanal südwestlich der Stadt errichtet. Wirtschaftliche Bedeutung haben heute neben dem Weinbau der Maschinenbau und die Nahrungs- und Genussmittelindustrie.
Sehenswürdigkeiten
Das Schloss Mělník wurde im 16. Jahrhundert aus einer mittelalterlichen Burg umgebaut und im 17. Jahrhundert unter den Czernin verändert. Die heutige Anlage im Stil des Barock schufen die Herren von Lobkowicz.
Die Propsteikirche St. Peter und Paul (Kostel sv. Petra a Pavla) entwickelte sich aus der ehemaligen Burgkapelle des 11. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit stammt noch der viereckige Turm.
Das Prager Tor aus dem 15. Jahrhundert ist das einzige noch vorhandene Fragment aus der ehemaligen Stadtbefestigung.
Die St.-Ludmilla-Kirche stammt von 1583.
Das Rathaus von 1398 wurde im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts barockisiert.
In der Nähe von Mělník befindet sich eine Sendeanlage für Mittelwelle, die als Antennenträger einen freistehenden Stahlfachwerkturm verwendet. Hier wurde früher der Sender Prag II bzw. Reichssender Böhmen mit 60 kW Leistung auf 1113 kHz betrieben. Das RKS Mělník-Chloumek ist eine leistungsfähige Sendeanlage für Rundfunk im Mittelwellenbereich. Als Antennenträger wird ein geerdeter, 152 Meter hoher freistehender Stahlfachwerkturm verwendet, der eine Reusenantenne verwendet.
Außerdem befindet sich in der Nähe von Mělník das Kraftwerk Mělník, das die Stadt auch mit Fernwärme versorgt.
Stadtteile
Malý Borek
Chloumek
Mlazice
Pšovka
Rousovice
Vehlovice
Nach 1921 wurden die Gemeinden Mlazice (Mlasitz), Pšovka (Schopka) und Rousovice (Rausowitz) eingemeindet, nach 1945 folgte die Gemeinde Vehlovice (Wehlowitz).
Schulbezirk
Mit folgenden Gemeinden hat die Stadt Mělník eine Vereinbarung über einen gemeinsamen Schulbezirk abgeschlossen: Hořín, Býkev, Velký Borek, Malý Újezd, Želízy, Lhotka, Střemy und Řepín.
Erhard Gorys: DuMont Kunst-Reiseführer Tschechische Republik. Kultur, Landschaft und Geschichte in Böhmen und Mähren. DuMont, Köln 1994, ISBN 3-7701-2844-3, S. 124–126.
Weblinks
Commons: Mělník – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien