Ludwig Güttler bekam als Fünfjähriger eine Ziehharmonika geschenkt und konnte bereits nach wenigen Tagen die ersten Lieder spielen. Er lernte außerdem Klavier, Flöte und Cello. Als Oberschüler begeisterte er sich für die Trompete. Bei der Wahl, ob er Cellist oder Trompeter werden sollte, half ihm sein Lehrer mit dem Hinweis, dass der Markt für sehr gute Cellisten wesentlich umkämpfter sei als für sehr gute Trompeter.[1]
Seit Mitte der 1970er Jahre war Güttler überwiegend als Solist und später auch Dirigent im In- und Ausland tätig. Er widmet sich dabei hauptsächlich der Trompetenliteratur des 18. Jahrhunderts. Sein besonderer Arbeitsschwerpunkt ist die hochgestimmte Piccolotrompete für die Wiedergabe von Partien für die eigentliche Barocktrompete. Ferner war er an der Entwicklung eines modernen Blechblasinstrumentes beteiligt, das zur Wiedergabe von Partien für das historische Corno da caccia dienen sollte. Hergestellt wurde das Instrument durch den Blechblasinstrumentenbaumeister Friedbert Syhre in Leipzig.
Güttler spielte zusammen mit dem Neuen Bachischen Collegium Musicum unter Max Pommer zahlreiche Trompetenkonzerte ein, auch mit seinem langjährigen Orgel- und Cembalopartner Friedrich Kircheis verbindet ihn eine Zusammenarbeit und Konzerttätigkeit. Eine große Zahl von Schallplatteneinspielungen Güttlers entstanden bei Eterna, viele in Koproduktion mit „Capriccio“, nach 1990 dann bei Berlin Classics, später auch bei Carus. Insgesamt sind rund 100 Tonträger mit Ludwig Güttler als Bläser oder Dirigent erschienen.[1]
Güttler gründete 1976 das Leipziger Bach-Collegium, 1978 das Blechbläserensemble Ludwig Güttler und 1985 das Kammerorchester Virtuosi Saxoniae, dessen Leiter er ist. Außerdem ist er musikalischer Leiter der Festivals „Sandstein und Musik“ in der Sächsischen Schweiz und der „Musikwoche Hitzacker“.
Ludwig Güttler hat fünf Kinder: drei Söhne aus erster Ehe, u. a. den Dirigenten Michael Güttler und den Tonmeister und Produzenten Bernhard Güttler, und zwei Töchter aus zweiter Ehe. Er ist in vierter Ehe verheiratet. Er lebt in Dresden-Altstadt und in Kärnten (Österreich).[3][4]
„Stasi“-Vorwurf
1992 sah sich Güttler in der Presse mit Vorwürfen konfrontiert, er sei Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit gewesen. Demnach soll er im September 1979 als IM „Friedrich“ angeworben und bis Januar 1983 für die Staatssicherheit aktiv gewesen sein.[5] Den Inhalt der aufgefundenen Akte bezeichnete Güttler damals als gefälscht, da die dort protokollierten Treffen gemäß seinen eigenen handschriftlichen Unterlagen und auch aus dem Grund, dass er zu den in den Akten genannten Zeiten öffentlich zugängliche Konzerte gab, zeitlich und auch geographisch nicht möglich gewesen seien. Außerdem waren Personenangaben in den Akten fehlerhaft. Eine von ihm erstattete Strafanzeige stellte die Staatsanwaltschaft ein. Es wurde festgestellt, dass die Akten von der Stasi angelegt waren. („Das Papier war echt.“) Zum Wahrheitsgehalt der in den Akten beschriebenen Vorgänge konnte die Staatsanwaltschaft Leipzig kein Urteil abgeben.[6] Nach Einschätzung der BStU handelt es sich bei der insgesamt 266-seitigen Akte „eindeutig um Unterlagen zu einem Inoffiziellen Mitarbeiter“. Güttler wurde von 1969 bis 1989 dauerhaft durch Operative Vorgänge (OV) von der Staatssicherheit überwacht – inkl. Operativer Personenkontrolle (OPK). Nach Einschätzung der BStU handelt es sich bei der insgesamt 5000-seitigen Akte „eindeutig um eine Opferakte“.
↑ abBernd Klempnow: Startrompeter Ludwig Güttler beendet nach 65 Jahren seine Karriere. In: Sächsische Zeitung. 23. Dezember 2022 (kostenpflichtig online [abgerufen am 23. Dezember 2022]).
↑Michael Ernst: Die Kirchen sind doch immer Besonderes gewesen. Abschied von der Trompete: Ludwig Güttler gibt seine letzten Konzerte vor dem Ruhestand. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Dezember 2022, S. 4.