Ludger Pries (* 28. Mai 1953 in Füchtorf, Nordrhein-Westfalen) ist ein deutscher Soziologe.
Ludger Pries machte nach Abitur am Staatlichen Gymnasium Laurentianum Warendorf 1972 und Wehrdienst von 1974 bis 1977 eine Ausbildung zum Maschinenbauer und arbeitete dann als Werkzeugmacher bis 1980. Von 1980 bis 1985 studierte er Diplom-Sozialwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum und der Universidad Autónoma de Puebla in Mexiko. Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter von 1985 bis 1987 am Landesinstitut Sozialforschungsstelle Dortmund und von 1987 bis 1990 am Institut für Soziologie der Universität Erlangen-Nürnberg.[1] Dort promovierte er 1989 mit einer Arbeit zum Thema „Betrieblicher Wandel in der Risikogesellschaft“. Von 1990 bis 1996 lebte und arbeitete er in Mexiko. Mit einem PostDoc- und einem Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft studierte er Erwerbsverläufe und Arbeitsorientierungen von abhängig und selbständig Beschäftigten in der formellen und informellen Ökonomie und habilitierte sich 1995 mit diesem Thema an der Universität Erlangen-Nürnberg. Von 1994 bis 1996 hatte er den ‚Stiftungslehrstuhl Pierre Naville‘ an der Universidad Autónoma Metropolitana in Mexiko-Stadt inne. Zurück in Deutschland war er zwischen 1996 und 2001 Leiter eines DFG-Forschungsprojektes, arbeitete auf einer Forschungsprofessur und in Lehrstuhlvertretungen an den Universitäten Saarbrücken und Göttingen. Seit 2001 ist er Inhaber des Lehrstuhls Soziologie/Organisation, Migration, Mitbestimmung an der Ruhr-Universität Bochum.[2]
Ludger Pries bemüht sich in seiner Arbeit um eine innovative Integration unterschiedlicher theoretisch-konzeptioneller Diskussionsstränge mit fundierter quantitativer und qualitativer empirischer Forschung. In seiner Dissertation verknüpfte er die vor allem von Ulrich Beck entwickelte Theorie reflexiver Modernisierung mit arbeits- und industriesoziologischen Konzepten des Wandels betrieblicher Arbeit und Organisation. In der Habilitation führte er die europäische Lebensverlaufs- und Biographieforschung mit der für Länder des Südens entwickelten Theorie des informellen Sektors in der Analyse von über 600 Lebensverläufen und 30 Biographien zusammen. Die klassische Industrial-Relations-Forschung verband er in dem Konzept der Erwerbsregulierung mit neueren Forschungen zu neuen sozialen Akteursgruppen und transnationalen Governance-Strukturen.[3][4] Er leistete innovative Beiträge zur Transnationalisierungs- und Migrationsforschung und integrierte diese mit organisations-, globalisierungs- und raumsoziologischen Konzepten.[5]
Ludger Pries weilte zu Forschungs- und Lehraufenthalten in Brasilien, Deutschland, Mexiko, Spanien und den USA. Er warb für über zwanzig vorwiegend grundlagenorientierte und international vergleichende Forschungsprojekte Mittel im Umfang von mehreren Mio. Euro ein.[6] Seit 1987 führt Ludger Pries regelmäßig universitäre Lehrveranstaltungen in den Bereichen Allgemeine Soziologie, Arbeits-, Industrie- und Techniksoziologie, Soziologie der Erwerbsregulierung, Migrationssoziologie und Raumsoziologie, Organisationssoziologie, Globalisierungs- und Transnationalisierungsforschung, Biographie- und Lebenslaufforschung, Methodologie und Methoden (international) vergleichender Sozialforschung durch, wobei er forschendes Lehren und lehrendes Forschen als wichtige Prinzipien anwandte. Er organisierte über zehn Summer Schools für Postgraduierte in Bochum, Mexiko und Costa Rica und hatte Kurzzeitdozenturen an der UFMG / Brasilien und der UAM-/Mexiko inne. Er war Visiting Fellow an der University of Pennsylvania/USA, der Columbia University/USA und der Cornell University/USA.
Als Leiter bzw. Ko-Direktor mehrerer großer internationaler und international vergleichender Forschungsprojekte in den Themenbereichen Migration/Ethnizität/Migrantenorganisationen, kultur- und ländervergleichende (Profit- und Non-Profit-) Organisationen sowie kultur- und ländervergleichende und transnationale Erwerbsregulierung und Beschäftigtenpartizipation kooperierte er unter anderem mit folgenden Universitäten und Forschungseinrichtungen: Centre national de la recherche scientifique (CERI)-Paris,[7] Centre of Migration Research-Warschau,[8] Centro Brasileiro de Analise e Planejamento (CEBRAP)-Sao Paulo, Chinese Academy of Science/Institute of Ethnology and Anthropology-Beijing, University of Oxford / International Migration Institute-Oxford,[9] Universidad Autónoma Metropolitana / Estudios Sociales-Mexiko,[10] Universidad de Granada / Laboratorio de Estudios Interculturales-Granada,[11] Universidad Nacional de Colombia / Instituto de Sociología-Bogotá,[12] Universität Amsterdam / Institute for Migration and Ethnic Studies-Amsterdam,[13] University of Warwick / Institute for Employment Research(IER)-Warwick[14] und University of Sussex / School of Social Sciences and Cultural Studies-Sussex.[15]
Ludger Pries ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) und war Vorstandsmitglied und Sprecher der DGS-Sektion Migration und ethnische Minderheiten (2005–2011). Er war Sprecher des Organisationskomitees des 36. Kongresses der DGS 2012[16] in Bochum. Er war Dekan der Fakultät für Sozialwissenschaft (2004–2006) und Berufungsbeauftragter des Rektorats (2008–2011) an der Ruhr-Universität Bochum. Er ist Rektoratsbeauftragter für die Kooperation RUB-IG Metall[17] seit 2001 und Direktoriumsmitglied des Instituts für Friedenssicherungs- und Humanitäres Völkerrecht seit 2007. Von 1994 bis 2000 war er Mitglied der Latin American Studies Association (LASA).[18] Er ist Mitglied der International Sociological Association (ISA)[19] und Mitglied in deren Research Committee 30 (Sociology of Work) sowie im RC 31 (Sociology of Migration). Er ist Mitglied in der European Sociological Association (ESA) und Gründungsmitglied von deren Research Network 35 (Sociology of Migration).[20] Seit 1996 ist er Mitglied im Forschungs-Netzwerk Groupe d'Etudes et de Recherche Permanent sur l'Industrie et les Salariés de l'Automobile GERPISA/Paris. Er ist Gutachter für mehr als 30 größtenteils wissenschaftliche Fachzeitschriften und über zehn wissenschaftliche Stiftungen und Fördereinrichtungen.
Bis 2017 war Ludger Pries Mitherausgeber der Zeitschrift Soziologische Revue.[21] Von 2011 bis 2015 war er Mitglied und seit 2012 Stellvertretender Sprecher des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR).[22]
Er ist Mitglied des Rats für Migration.[23]
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