Sifu Lo Man-kam – „Bai Si Lai“ mit seinem chinesischen (in heller Kleidung) und französischen (in dunkler Kleidung) Schüler (v. l. nach r.), Taiwan 1975
Ursprünglich sind die familiären Wurzeln und Ahnen Lo Man-kams aus Foshan. Die Familie waren kaiserlicheBeamten zur Zeit der Qing. Dort sammelte er erste Erfahrungen mit verschiedenen Kampfkünsten und lernte auch von seinem Onkel Yip Man, mit dem er auf einem Hof zusammenlebte. Später, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, ging er nach Hongkong, wo er weitere Jahre bei seinem Onkel trainierte. 1956 ging er, von seinem Onkel ermutigt, nach Taiwan. Er repräsentierte dort das junge Volk Hongkongs und erhielt private Ratschläge von Präsident Chiang Kai-shek. Später kehrte er nach Hongkong zurück, ging aber auf Anraten seines Onkels 1960 wieder nach Taiwan und besuchte dort die Shihpai-Militärakademie. [Anm. 1][1]
1975 eröffnete er nach Absprache mit seinem Cousin Ip Chun (auch Yip Chun) [Anm. 2] eine Wing-Chun-Schule in Taipeh. Zur Zeit der Eröffnung war Lo Man-kam der einzige Wing-Chun-Trainer in Taiwan. Dort unterrichtete er die SWAT-Teams als Nahkampfausbilder seit mehreren Jahren im waffenlosen Kampf. Im Auftrag der Regierung Taiwans ist er aktuell immer noch der zuständige Trainer im Ausbildungszentrum in Taipeh.[2][3] Aufgrund seiner Leistung beim Aufbau und Bekanntmachung des Wing Chuns in Taiwan, wird Lo Man-kam respektvoll auch als Vater des Wing Chuns in Taiwan[Anm. 3] genannt.
Erst die Aufnahme in den inneren Kreis der Kung-Fu-Familie durch eine traditionelle Teezeremonie zur Initialisierung des Meister-Schüler-Verhältnissis, das sogenannte Bai Si Lai („Zeremonie zur Aufnahme des Meister-Schüler-Verhältnisses“) [Anm. 4], werden langjährigen Schüler von „Meister Lo“ (盧師傅) [Anm. 5] zur „Schüler des inneren Kreis“ (englischclosed door disciple) [Anm. 6]. Damit folgt er weiterhin der chinesischen Tradition, die durch diese Zeremonie die enge Bindung zwischen dem Meister – „Sifu“ [Anm. 7] und dem Schüler bzw. Lehrling – „Toudai“ [Anm. 8] aufzeigt. „Schüler des inneren Kreises“ lernen das Kung-Fu-System bis zum Ende und sind vom „Sifu“ (deutschMeister) aus berechtigt, bzw. in der Lage, das System auf traditionelle Art weiterzugeben.[4]
In seiner Schule werden heute Schüler aus der ganzen Welt das unveränderte ursprüngliches Wing Chun nach Yip Man unterrichtet.[5] In kleinen Workshops, beispielsweise einer Universität, gibt Lo Man-kam sein Wissen zum Wingchun-Kungfu weiter. Auch wurde er mehrfach ins Ausland eingeladen, um sein Wissen zum Wingchun weiterzugeben.[6] Der Sohn von Lo Man-kam, Gordon Lu (盧國靜) [Anm. 9], unterrichtet bereits über zehn Jahren in Virginia Beach an der US-amerikanischen Ostküste Wing Chun.[7] Lo Man-kam besucht seine Vereine (englisch“Associations”) in den verschiedenen Nationen, darunter seit 1996 auch die heutige „Lo Man Kam Wing Chun Association Germany“, so oft er Gelegenheit dazu hat. Bei seinen Aufenthalten gibt er Unterricht für die Schulleiter und trainiert auch die Gruppen in den einzelnen Schulen persönlich. Ebenso werden zusammen mit den deutschen Schulleitern verbandsoffene Seminare durchgeführt, die von jedem an Wing Chun Interessierten besucht werden können.[8]
In Zusammenarbeit mit Los Schüler Marc Debus erschienen im Laufe der letzten Jahre verschiedene Bücher zum „Wing-Chun-System nach Lo Man-kam“.
In der Schweiz bekannt wurde Lo Man Kam Wing Chun durch Christian Hauser, Philipp Müggler und Johnny Eisenreich. Sie gründeten 2013 die Swiss Lo Man Kam Wing Chun Association.
↑Gordon Lu (盧國靜 / 卢国静, Lú Guójìng, JyutpingLou4 Gwok3zing6), der Sohn von Lo Man-kam.
Literatur
Lo Man-kam: Police Kung Fu. The Personal Combat Handbook of the Taiwan National Police. Tuttle Publishing, Boston 2001, ISBN 0-8048-3271-4 (englisch, Volltext in der Google-Buchsuche – Übersetzer: Bradley Temple und Nicholas Veitch; Werktitel in WorldCat bzw. in Apple Books).
Marc Debus: Das Lo Man Kam Wing Chun System – Geschichte, Berichte und Techniken. Schreibstark, Neu-Anspach 2016, ISBN 978-3-946922-23-0 (englischsprachige Ausgabe unter: ISBN 978-3-946922-30-8).
Marc Debus (Hrsg.): Siu Lim Tao – Die kleine Idee: Die erste Form des Lo Man Kam Wing Chun Systems in Wort und Bild. Schreibstark-Verlag, Neu-Anspach 2017, ISBN 978-3-946922-21-6 (englischsprachige Ausgabe unter: ISBN 978-3-946922-24-7).
Marc Debus: Biu Tze – Die dritte Form des Lo Man Kam Wing Chun Systems. Schreibstark Verlag, Neu-Anspach 2018, ISBN 978-3-946922-28-5 (englischsprachige Ausgabe unter: ISBN 978-3-946922-15-5).
↑盧文錦 – Lo Man-kam: 盧文錦詠春拳: 歷史、思想與方法 – „Lo Man-kam Wing Chun: Geschichte, Denkweise und Methodik“. 新銳文創出版社 – Xinrui Wenchuang Chubanshe, Taipeh 2015, ISBN 978-986-5716-51-6 (chinesisch, Volltext in der Google-Buchsuche – E-Book-Version in Google Play).
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Lo Man-kam: Police Kung Fu. The Personal Combat Handbook of the Taiwan National Police. Tuttle Publishing, Boston 2001, ISBN 0-8048-3271-4, Prologue – LIU Shou-de, Peace Preservation Corps, Taipei, Summer 1993 (englisch, Volltext in der Google-Buchsuche).
↑Lo Man Kam Wing Chun Kung Fu School. Here is the list of certified schools are acknowledged by Lo Man Kam Wing Chun Kung Fu Federation (*1). In: lomankamwingchun.blogharbor.com. Lo Man Kam Wing Chun Kung Fu Federation, archiviert vom Original am 27. September 2007; abgerufen am 11. November 2020 (englisch, Liste der direkten Schüler und Schulen von Lo Man-kam.).
↑許博少Xu Boshao: 活動花絮:【微型課程工作坊】武益天下——詠春功夫的歷史源流與運用技巧. In: ge.yzu.edu.tw.元智大學 – Yuan Ze University, 25. November 2020, abgerufen am 11. Januar 2023 (chinesisch, Namen mittels Pinyin-Umschrift erzeugt und muss nicht der amtliche Namensschreibung entsprechen; das Datum 109年11月25日 nach dem Minguo-Kalender entspricht dem 25. November 2020 nach dem Gregorianischen Kalender; Wingchun-Workshop in der privaten Yuan Ze University in Taoyuan, Taiwan).
↑About Ip Man Wing Chun. In: vbwingchun.com. Abgerufen am 15. Dezember 2020 (englisch, offizielle Website von Gordon Lu, Lo Man-kam Shifus Sohn).
↑Sifu Lo Man-kam, Sifu Gorden. About Sifu. In: lomankamwingchun.blogharbor.com. Lo Man Kam Wing Chun Kung Fu Federation, archiviert vom Original am 27. September 2007; abgerufen am 11. November 2020 (englisch).
Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Vornamen der Person gesetzt. Das ist die übliche Reihenfolge im Chinesischen. Lo ist hier somit der Familienname, Man-kam ist der Vorname.
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