Die Liste der Stolpersteine in Budapest enthält die Stolpersteine, die in Budapest verlegt wurden. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, welche von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden von Gunter Demnig verlegt und liegen im Regelfall vor dem letzten selbstgewählten Wohnsitz des Opfers. Stolpersteine heißen auf Ungarisch Botlatókő.
Der erste Stolperstein in Budapest wurde am 27. April 2007 verlegt und erinnert an Béla Ronai.
Nach der Sowjetunion, Polen und Rumänien liegt, was die absoluten Opferzahlen betrifft, Ungarn mit rund 270.000 Holocaust-Opfern an vierter Stelle.[1] Diese Zahl bezieht sich auf die heutigen Staatsgrenzen Ungarns, das sogenannte Trianon-Ungarn, sie beinhaltet nicht jene 233.700 Opfer der von Ungarn damals besetzten Landesteile der Tschechoslowakei, Rumänien und Jugoslawien. Innerhalb Ungarns gab es deutliche Unterschiede: Während die Juden aus den ländlichen Regionen größtenteils in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort in den Gaskammern ermordet wurden, konnten mehr als die Hälfte der Budapester Juden die Shoah überleben. Dies lag an mehreren Faktoren. Die Deportationen begannen an der Peripherie. Als Reichsverweser Miklós Horthy am 7. Juli 1944 die Beendigung der Deportationen verfügte, waren 182.300 Juden aus der Provinz und 85.500 aus Budapest deportiert worden. Genaue Zahlen über die in Budapest verbliebenen Juden liegen nicht vor. Die Enzyklopädie des Holocaust schätzt die Zahl nach dem Fall der Stadt auf rund 120.000, davon 70.000 ghettoisiert im jüdischen Viertel, 25.000 unter diplomatischen Schutz und weiteren 25.000 in Verstecken.[2]
Das Ende der Deportationen bedeutete aber noch keinesfalls Sicherheit, denn Häuser, in denen Juden lebten, waren mit dem Judenstern gekennzeichnet. Bewaffnete Pfeilkreuzler „streiften durch die Straßen, überfielen und töteten Juden.“[3] Tausende, überwiegend Frauen, wurden Richtung Westen getrieben und mussten Schanzen für die Verteidigung von Wien ausheben. Viele der Budapester Juden wurden durch Dokumente der neutralen Staaten Schweiz und Schweden gerettet, ausgestellt von den Diplomaten Carl Lutz und Raoul Wallenberg, weitere von Dokumenten des Vatikans, Portugals, Spaniens, christlichen Orden oder vom Internationalen Roten Kreuz. Die meisten Budapester Juden, die gerettet werden konnten, verdankten ihr Überleben jedoch den zionistischen Jugendorganisationen, die rund 100.000 gefälschte Schweizer Pässe herstellten und verteilten. Selbst nach der Befreiung von Budapest im Februar 1945 durch die Rote Armee starben noch Tausende Juden durch Krankheiten, Kälte und Hunger.[4]
Verlegte Stolpersteine
I. Bezirk
Im I. Bezirk von Budapest wurden zumindest sieben Stolpersteine an vier Adressen verlegt.
Stolperstein
Übersetzung
Verlegeort
Name, Leben
HIER WOHNTE GYULA AVENDER GEB. 1906 ZWANGSARBEIT ERSCHOSSEN 8.10.1944 ZOMBOR
Batthány utca 56 I. Bezirk
Gyula Avender (1906-1944)
HIER WOHNTE LÁSZLÓ FORBÁT (FRIEDMANN) GEB. 1910 DEPORTIERT 1944 MAUTHAUSEN BEFREIT 8.6.1944
Batthány utca 56 I. Bezirk
László Forbát (Friedmann) (1910-)
HIER WOHNTE ÁRMIN ANDRÁS FORBÁTH GEB. 1903 DEPORTIERT BUCHENWALD ERMORDET 8.2.1945
Várfok út 14 I. Bezirk
Ármin András Forbáth wurde 1903 geboren. Er wurde in das KZ Buchenwald und dort am 8. Februar 1945 ermordet.
HIER WOHNTE EDIT VERONIKA KLEIN GEB. 1920 AN DER DONAU ERSCHOSSEN 15.12.1944
Szirtes utca 5 I. Bezirk
Edit Veronika Klein wurde 1920 geboren. Sie wurde am 15. Dezember 1944 von Pfeilkreuzlern am Ufer der Donau erschossen.[5]
HIER WOHNTE ERZSÉBET KLEIN GEB. 1896 AN DER DONAU ERSCHOSSEN 15.12.1944
Szirtes utca 5 I. Bezirk
Erzsébet Klein wurde 1896 geboren und am 15. Dezember 1944 am Ufer der Donau von Pfeilkreuzlern ermordet.
HIER WOHNTE ÖDÖN KLEIN GEB. 1892 AN DER DONAU ERSCHOSSEN 15.12.1944
Szirtes utca 5 I. Bezirk
Ödön Klein wurde 1892 geboren und am 15. Dezember 1944 am Ufer der Donau von Pfeilkreuzlern ermordet.
HIER WOHNTE ATTILA PETSCHAUER GEB. 1904 ZWANGSARBEIT KZ DAVIDOVKA GESTORBEN 30.1.1943
Attila út 65/c I. Bezirk
Attila Petschauer wurde am 14. Dezember 1904 in Budapest geboren. Er wurde erfolgreicher Fechter, galt als Wunderkind und gewann ab 1923 mehrere Medaillen bei den Europameisterschaften. Bei dem Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam gewann er mit seiner Mannschaft Gold, als Einzelkämpfer Silber, seine Mannschaft holte sich auch vier Jahre später in New York den Sieg. Auf Grund seines Bekanntheitsgrades als gefeierter Sportler, wurde Petschauer während einer Kontrolle, bei der sein „Ausnahme-Papier“ fehlte, weil er es zu Hause vergessen hatte, verhaftet und 1943 zur Zwangsarbeit in das KZ Davidovka deportiert, wo er Zwangsarbeit leisten sollte. Kommandant dort war Kalman Cseh, ein ehemaliger Freund und ebenfalls Olympionike, doch schützte dies Petschauer nicht. Cseh forderte die Lagerwachen auf den olympischen Fechter zu verspotten und zu quälen. Petschauer musste sich entkleiden und nackt auf einen Baum klettern, wo er wie ein Hahn krähen musste. Schließlich wurde er mit kaltem Wasser übergossen und mit Eimern voll gefrorenen Wassers beworfen. Attila Petschauer verlor am 30. Januar 1943 sein Leben auf Grund dieser Folter.[6][7]
II. Bezirk
Im II. Bezirk von Budapest wurden zumindest siebzehn Stolpersteine an neun Adressen verlegt.
Stolperstein
Übersetzung
Verlegeort
Name, Leben
HIER WOHNTE DIE WITWE NACH MÓRIC ARTNER ERZSÉBET ABELESZ GEB. 1883 DEPORTIERT ERMORDET 1944 AUSCHWITZ
Lövőház utca 32 II. Bezirk
Erzsébet Artner, geborene Abelesz, wurde 1883 geboren. Sie heiratete Móric Artner. Erzsébet Artner wurde deportiert und 1944 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.
HIER WOHNTE HENRIK BIRÓ GEB. 1885 ZWANGSARBEIT ERMORDET DEZEMBER 1944
Frankel Léo uta 21-23 II. Bezirk Koordinaten fehlen! Hilf mit.
Henrik Biró wurde am 28. November 1885 geboren. Seine Eltern waren Ferenc Bruck und Rozalia, geborene Kohn. Er musste Zwangsarbeit leisten. Henrik Biró wurde am 15. Dezember 1944 ermordet.[8]
HIER WOHNTE ISTVÁN GARAI GEB. 1888 ZWANGSARBEIT ERMORDET 20. JANUAR 1945
Árpád Fejedelem útja 3-4 II. Bezirk
István Garai wurde am 4. oder am 14. September 1888 in Budapest geboren. Seine Elten waren Jakab Garai und Janka.[9] Er versuchte nach El Salvador zu emigrieren und stellte entsprechende Visa-Anträge. Es gelang ihm nicht. Er musste Zwangsarbeit leisten. Istvan Garai wurde am 20. Januar 1945 ermordet.[10][11][12][13]
Magdolna Greiner wurde 1925 geboren. Ihre Eltern waren Mór Greiner und Aranka, geborene Ziegler. Sie hatte eine jünger Schwester, die 1928 geborene Livia, später verheiratete Révész. Magdolna Greiner wurde Textilfärberin. Sie wurde 1944 verhaftet und in Kistarcsa interniert. Von dort wurde sie in das Vernichtungslager Auschwitz überstellt. Magdolan Greiner wurde im Mai 1945 in Malchow ermordet.[14]
HIER WOHNTE REZSŐ HARSÁNYI GEB. 1895 DEPORTIERT NEUENGAMME ERMORDET MÄRZ 1945
Frankel Léo uta 21-23 II. Bezirk
Rezső Harsányi wurde am 24. Mai 1895 in Nagyharsány geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Benö Kraus und Ilona, geborene Phoben. Harsányi diente in der Infanterie während des Ersten Weltkrieges und wurde Elektromonteur. Er heiratete Ilona, geborene Borno. Das Paar hatte ein Kind. Harsányi wurde am 8. Dezember 1944 von der Polizei verhaftet und in das KZ Buchenwald deportiert, wo er am 25. Dezember 1944 als politischer Häftling mit der Nummer 27998 registriert wurde. Rezső Harsányi wurde am 30. März 1945 ermordet.[15][16][17]
HIER WOHNTE DIE FRAU VON IMRÉ KUN AMÁLIA UPRIMNY GEB. 1900 VON PFEILKREUZLERN ERMORDET 15. OKTOBER 1944
Buday László utca 2 II. Bezirk
Amália Kun, geborene Uprimny, wurde 1900 geboren. Sie heiratete Imre Kun. Amália Kun wurde am 15. Oktober 1944 von Pfeilkreuzlern ermordet.
HIER WOHNTE DIE ÉVA LÁSZLÓ GEB. 1920 VON PFEILKREUZLERN IN BUDAPEST AN DER DONAU ERSCHOSSEN 1945
Árpád Fejedelem útja 3-4 II. Bezirk
Éva László wurde 1920 geboren. Sie studierte. Éva László wurde 1945 am Ufer der Donau von Pfeilkreuzlern erschossen.
HIER WOHNTE ANDRÁS LUKÁCS GEB. 1917 IN FELIXDORF ERMORDET 1. April 1945
Kavics utca 2/a II. Bezirk
András Lukács wurde 1917 in Felixdorf geboren und am 1. April 1945 ermordet.
HIER WOHNTE ARTHUR RADÓ GEB. 1895 ZWANGSARBEIT TODESLAGER DOROSICS ERMORDET 5. MAI 1943
Árpád Fejedelem útja 3-4 II. Bezirk
Arthur Radó (1895-1943)
HIER WOHNTE FEDOR RAFFAEL GEB. 1923 ZWANGSARBEIT HARKA ERMORDET 25. JANUAR 1945
Frankel Léo uta 21-23 II. Bezirk
Fedor Raffael (1923-1945)
HIER WOHNTE TIVADAR RAFFAEL GEB. 1882 VON DEUTSCHEN IN BUDAPEST ERMORDET 9. DEZEMBER 1944
Frankel Léo uta 21-23 II. Bezirk
Tivadar Raffael (1882-1944)
HIER WOHNTE JENŐ REJTŐ GEB. 1905 DEPORTIERT AUSCHWITZ ERMORDET 1944
Bimbó út 3 II. Bezirk
Jenő Rejtő wurde als Jenő Reich geboren. Er magyarisierte seinen Familiennamen, brach 19-jährig seine Schauspielausbildung ab und verließ das Elternhaus. Er reiste nach Wien, Berlin, Zürich, Paris, Marseille und Lyon, wo er unter Packern, Fischern, Matrosen und Zirkusleuten lebte. Nach seiner Rückkehr versuchte er sich als Schriftsteller. Zunächst verfasste er Theaterstücke und hatte mit der Operette Wer wagt, gewinnt Erfolg. Es folgten Kriminalgeschichten, Western und Abenteuerromane oder Parodien auf diese Genres, denn seine Texte sind geprägt von skurrilen Gestalten, running Gags und irrwitzigem Humor. Die Geschichten spielen rund um die Welt, oft auf hoher See, auch in der Fremdenlegion. Rejtő schrieb rund fünfzig Bücher, die weltweit übersetzt wurden. Zumindest neun Titel sind auf Deutsch erschienen, drei seiner Geschichten wurden in den Nachkriegsjahren verfilmt. Er war auch als Übersetzer tätig. Während des Zweiten Weltkrieges erkrankte er schwer. Das Horthy-Regime rekrutierte ihn aus dem Krankenhaus zur Zwangsarbeit in einem besetzten Teil der Sowjetunion. Jenő Rejtő verlor dort, interniert in einem Lager, am Neujahrstag 1943 sein Leben.[18]
HIER WOHNTE IZIDOR RUBEL GEB. 1893 DEPORTIERT 1941 ERMORDET KAMJANEZ-PODILSKYJ
Kelemen László utca 8/a II. Bezirk
Izidor Rubel (1893-1941/45)
HIER WOHNTE DIE FRAU VON IZIDOR RUBEL SZIDÓNIA KÜNSTLINGER GEB. 1895 DEPORTIERT 1941 ERMORDET KAMJANEZ-PODILSKYJ
HIER WOHNTE IGNÁC ADLER GEB. 1896 AUF EINEM TODESMARSCH GETÖTET FRÜHJAHR 1944 KÖSZEG
Október 6. utca 11 V. Bezirk
Ignác Adler (1896-1944)
HIER WOHNTE LÁSZLÓ BÁLINT GEB. 1891 VERHAFTET 26.3.1944 DEPORTIERT 7.11.1944 ERMORDET MAUTHAUSEN
Szemere utca 8 V. Bezirk
László Bálint wurde 1891 geboren und war Rechtsanwalt. Wenige Tage nach dem deutschen Einmarsch wurde er von der Gestapo aus seiner Wohnung abgeholt und in das Gefangenenhaus in der Fő utca verschleppt. Er wurde in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert. László Bálint verlor dort am 7. November 1944 sein Leben.
Seine Ehefrau erfuhr nie, was ihrem Mann widerfuhr. Sie starb 1999 im Alter von 92 Jahren.[22]
HIER WOHNTE BÉLA BÉRCZI GEB. 1905 ZWANGSARBEIT AN DER OSTFRONT ERMORDET JANUAR 1943
Báthory utca 24 V. Bezirk
Béla Bérczi (1905-1943)
HIER WOHNTE ALFRÉD BRÜLL GEB. 1876 DEPORTIERT 1944 SCHICKSAL UNBEKANNT
HIER WOHNTE OTTÓ WALDHAUSER GEB. 1930 VON PFEILKREUZLERN IN DER STEFÁNIA UT ERSCHOSSEN IM DEZEMBER 1944
Ilka utca 36 XIV. Bezirk
Ottó Waldhauser (1930-1944)
XV. Bezirk
Im XV. Bezirk von Budapest wurden zumindest zwei Stolpersteine an einer Adresse verlegt.
Stolperstein
Übersetzung
Verlegeort
Name, Leben
HIER WOHNTE ÁGNES ÉLIÁS GEB. 1936 DEPORTIERT ERMORDET 1944
Rákos út 197 XV. Bezirk
Ágnes Éliás (1936-1944)
HIER WOHNTE MÁRTÁ SALAMON FRAU DES BÉLA ÉLIÁS GEB. 1911 DEPORTIERT ERMORDET 1944
Rákos út 197 XV. Bezirk
Márta Salamon, verheiratete Éliás (1911-1944)
XXII. Bezirk
Im XXII. Bezirk von Budapest wurden zumindest zwei Stolpersteine an einer Adresse verlegt.
Stolperstein
Übersetzung
Verlegeort
Name, Leben
HIER WOHNTE ÁRMIN KOHN GEB. 1879 DEPORTIERT NACH AUSCHWITZ ERMORDET IM JULI 1944
Szentháromság utca 13 XXII. Bezirk
Ármin Kohn (1879-1944)
HIER WOHNTE DIE FRAU DES ÁRMIN KOHN TERÉZ SORGER GEB. 1885 DEPORTIERT NACH AUSCHWITZ ERMORDET IM JULI 1944
Szentháromság utca 13 XXII. Bezirk
Teréz Kohn, geborene Sorger (1885-1944)
Diebstahl
Im September 2012 kam es zum Diebstahl des gerade frisch verlegten Stolpersteines für Magdolna Laub.[26]
Verlegedaten
27. April 2007: Ráday utca 5
18.-22. Juni 2007
August 2007
21. bis 23. August 2008
27/28. Juni 2009
28. September 2012: Greguss utca 9 (Magdolna Laub)
23. Juli 2013
20. September 2014
20. Juli 2015: Balzac utca 3/a und 20 und 44/b, Csanády utca 18, Hegedűs Gyula utca 8, Hollán Ernő utca 7/b, Katona József utca 21, Kelenhegyi út 12, Lövőház utca 32, Pacsirtamező ut 32, Pozsonyi utca 12 und 24, Raoul Wallenberg utca 9, Szőlő ut 12, Tél utca 52, Várfok út 14, Victor Hugo utca 29
21. Juli 2015: Akadémia utca 7, Alkotmány utca 21, Erzsébet körút 9-11, Falk Miksa utca 24-26, Huszár utca 6, Király utca 34 und 51, Nagy Diófa utca 25, Október 6. utca 11 und 13, Reáltanoda utca 19, Ráday utca 8, Rákóczi út 56, Zichy Jenő utca 35
12. August 2016
26. September 2017
26. September 2017
11. August 2018: Auróra utca 10, Hegedűs Gyula utca 8 (Jolán Buchsbaum, Maros Vilmos), István utca 38 und 47, Pozsonyi út 1, Szondi utca 42/c, Tátra utca 20/b[27]
16. April 2019
3. September 2019
13. September 2019
14. September 2019
20. Januar 2020: Attila út 65/c
15. Oktober 2021: Batthyány utca 56
22. August 2022: Szirtes utca 5
27. Januar 2023: Bulcsú utca 5-7, Hegedűs Gyula utca 68