Die Schütte-Lanz-Luftschiffe wurden in die Typen a bis f eingeteilt.
Zu Typ a gehörte nur S.L.I, der Prototyp. An ihm wurden viele Entwicklungen realisiert und getestet. Die Konstruktion bestand im Gegensatz zu den Zeppelinen aus einem rautenförmigen Gerippe aus Sperrholz. Die Längsträger liefen dabei schraubenförmig um den Rumpf herum. Durch diese Ausführung sollte ein besonders fester und gleichzeitig stoß- und schwingungsabsorbierender Rumpf geschaffen werden. Die Praxis bestätigt die Vorhersagen jedoch nicht.
Ab S.L.II wurde ein klassisches Ring- und Längsträger-Gerippe gebaut. Die Gerippe-Träger von S.L.I wie auch späterer Schiffe wurden mit Hilfe von auf den Trägern aufgenieteten Laschen und Stahldrähten verspannt.
Alle Schütte-Lanz-Luftschiffe besaßen ein Gerippe aus Sperrholz. Eine Eigenschaft des Holzes, die Feuchtigkeitsaufnahme und damit Festigkeitsabnahme je nach Witterung, wurde durch mehrfaches Lackieren der Struktur verringert, was eine nicht unerhebliche Gewichtszunahme mit sich brachte, konnte jedoch nie ganz verhindert werden.
Die Gaszellen waren bei S.L.I als Kugelballone ausgebildet. Auch der Raum zwischen den Ballonen wurde mit sogenannten Ringballonen genutzt. Diese bewährten sich jedoch nicht und wurden bei den späteren Schiffen weggelassen. Der Ballonstoff stammte von der Augsburger Firma Riedinger. Er war relativ gasdicht und bestand aus zwei Lagen Baumwollstoff, deren Kettfäden schräg zueinander verliefen und gummiert waren. Die Vorgabe an den Lieferanten lag bei einem Flächengewicht von maximal 330 g/m² und einer Gesamtmasse aller Tragkörper von 5850 kg. Die Nähte der Gaszellen waren doppelt ausgeführt und von beiden Seiten abgeklebt. Jede Gaszelle besaß ein Füll- und Ablassventil sowie ein Sichtfenster. Weiterhin war ein Überdruckventil vorhanden.
Gebaute Luftschiffe
Lediglich die Luftschiffe SL I und SL II führten eine römische Ziffer im Namen, alle anderen sprich nachfolgenden Bautypen hießen SL plus arabische Ziffer. Haupttyp war der Typ „E“ (SL 8–SL 19) mit 170 m Länge. Dieser entsprach in etwa den Zeppelin-Militärluftschiffen Typ „Q“. Die letzten SL-Luftschiffe entsprachen dann eher den Zeppelinen der Klasse „R“ mit 200 m Länge.
30 Aufklärungen über Nord- und Ostsee; ein erfolgloser Angriff gegen England mit 150 kg Bomben; ein Gefecht mit brit. Unterseeboot
am 1. Mai 1916 auf dem Mauersee bei Steinort (Masuren/Ermland) notgelandet, abgewrackt.
SL 4
Marine
25. April 1915 in Sandhofen
21 Aufklärungen über Nord- und Ostsee; zwei Angriffe gegen die Insel Ösel mit 600 kg Bomben
am 14. Dezember 1915 in der Halle Seddin durch Sturm zerstört
SL 5
Heer
21. Mai 1915
keine
am 15. Juli 1915 nach Notlandung in Gießen durch Gewitter zerstört
SL 6
Marine
9. Oktober 1915
6 Aufklärungen
am 10. November 1915 kurz nach dem Start in der Nähe von Seddin verbrannt
SL 7
Heer
3. September 1915
drei Aufklärungen über der Ostsee; drei Angriffsfahrten mit 2958 kg Bomben (La Neufville, Dünamünde, Wenden)
am 6. März 1917 als veraltet außer Dienst gestellt; abgewrackt in Jüterbog
SL 8
Marine
30. März 1916
34 Aufklärungen über Nord- und Ostsee; drei Angriffsfahrten mit 4600 kg Bomben (Werder, Moon, Pernau)
am 20. November 1917 als veraltet außer Dienst gestellt; demontiert in Seddin
SL 9
Marine
1. November 1916
13 Aufklärungen; drei Angriffsfahrten mit 4230 kg Bomben (Mariehamn, Sworbe, Arensburg); erfolglose Teilnahme an einem Geschwaderangriff gegen England am 24. August 1916
bei versuchter Angriffsfahrt auf Sewastopol am 28. Juli 1916 über dem südwestlichen Schwarzen Meer verschollen
SL 11
Heer
1. August 1916
drei versuchte Angriffsfahrten gegen England; zwei davon mussten abgebrochen werden
Am 3. September 1916 während des dritten Angriffs unter Hauptmann Wilhelm Schramm über London von einem Flugzeug (William Leefe Robinson) in Brand geschossen und abgestürzt
SL 12
Marine
9. November 1916
9 Aufklärungen über Nord- und Ostsee
am 28. Dezember 1916 durch ein verfangenes Halteseil abgestürzt
SL 13
Heer
19. Oktober 1916
keine
am 8. Februar 1917 durch Halleneinsturz in Leipzig zerstört
SL 14
Marine
23. August 1916
zwei Aufklärungen über der Ostsee; zwei Angriffsfahrten mit 2960 kg Bomben gegen Papensholm.
4. November 1916 Probefahrt, 9. November 1916 Fahrt nach Sandhofen. 9./11./24./27. und 28. November 1916 Abnahme des neuen Schiffes durch Hptm. la Quiante u. Herrn Helferich von Schuette Lanz. 28./29. Januar 1917 Fahrt nach England. Bei Rückkehr nach Mannheim-Sandhofen infolge eingefrorenen Wasserballastes Zerstörung der vorderen Gondel. Erkundungsfahrten über den Atlantik wegen der amerikanischen Flotte im Mai 1917. Drei Tage später Wiederholung der Erkundungsfahrt; der Flottenverband war bei Le Havre.
Ende August 1917 unter Aufsicht von Obermaschinist Schöner in Mannheim-Sandhofen abgewrackt.
SL 16
Heer
18. Januar 1917
keine
im August 1917 ausgemustert weil veraltet; abgewrackt unter Aufsicht von Obermaschinist Schöner in Spich. Führte auch die Bezeichnung E 9 (siehe auch Betrachtungen u. Tabellen von Dr. Dieckerhoff)
SL 17
Heer
22. März 1917
keine
im August 1917 ausgemustert weil veraltet; abgewrackt in Allenstein
SL 18
Heer
nicht fertiggestellt
keine
wurde während des Baus durch einen Einsturz der Halle in Leipzig zerstört
SL 19
Heer
nicht fertiggestellt
keine
Auftrag nach Aufgabe der Heeresluftschiffahrt storniert
SL 20
Marine
10. September 1917
zwei Aufklärungen über der östlichen Ostsee im Zuge des Unternehmens Albion, ein Angriffsversuch bei der Ösel-Invasion am 8. Oktober 1917 (3 von 5 Motoren ausgefallen)
(neuer Typ F, Baunummer F-1), am 5. Januar 1918 (neun Wochen nach Abnahme) bei Brand und Explosion in Doppelhalle in Ahlhorn mit weiteren Luftschiffen zerstört. Brandursache ungeklärt; es wird von einem Unfall ausgegangen, Sabotage konnte jedoch nicht ausgeschlossen werden.
SL 21
Heer
26. November 1917
keine; weitere Probefahrt am 28. November 1917.
Trägerbrüche zwangen zur Überholung, nicht wieder in Dienst gestellt, erwogene Entsendung in den Jemen nicht umgesetzt,[2] 1918 demontiert
SL 22
Marine
5. Juni 1918
nicht übernommen
im Sommer 1920 in Jüterbog abgebrochen
SL 23
unklar
nicht fertiggestellt
keine
(neuer Typ G, Baunummer G-1) erstes SL-Schiff, das nicht mehr aus Sperrholz, sondern aus Duraluminium gefertigt wurde.
SL 24
unklar
nicht fertiggestellt
keine
(neuer Typ H, Baunummer H-1)
Technische Daten Typ E (SL 8 bis SL 19)
Länge: 174 m
Durchmesser: 20,1 m
Gasvolumen: 38.780 m³
Geschwindigkeit: 91,8 km/h
Tragkraft: 21 t
Antrieb: 4× Maybach HS-Lu zu je 240 PS (ca. 180 kW)
Geplante Luftschiffe
Die geplanten Luftschiffe waren abhängig von der späteren Route ausgelegt worden.
Nr.
Name
Technische Daten
Bemerkungen
SL 101
Atlantic
95.000 m³, L = 230 m, D = 29,5 m, vmax = 130 km/h, 10 Motoren mit zusammen 2200 kW
Nutzlast: 98 Passagiere, 20 t Fracht
SL 102
Panamerika
205.000 m³, L = 298 m, D = 38,5 m, vmax = 130 km/h, 18 Motoren mit zusammen 3970 kW
SL 103
Pacific
150.000 m³, L = 274,5 m, D = 35 m, vmax = 128 km/h, 13 Motoren mit zusammen 2870 kW,
Nutzlast: 100 Passagiere, 38 t Fracht
Kentucky
114.000 m³, L = 244 m, D = 31,5 m, vmax = 128 km/h, 10 Motoren mit zusammen 2200 kW
Fram
wie SL 103
geplantes Forschungsschiff, das sich durch eine verstärkte Konstruktion auszeichnete, um auch widrigeren Wetterbedingungen standzuhalten
Der Bau von LZ 126/ZR-3 „USS Los Angeles“ als Reparationsluftschiff beendete Prof. Schüttes Traum von Verkehrsluftschiffen.
Bleibler, J. (2002): Starrluftschiffprojekte in Deutschland 1908 bis 1914, in: Meighörner, W. (Hrsg.): Luftschiffe die nie gebaut wurden, Friedrichshafen, S. 31–53.
Deutschlands Krieg in der Luft; Ernst von Hoeppner; Berlin 1921
Der Traum vom Fliegen Johann Schütte-Ein Pionier der Luftschifffahrt; versch. Autoren; Isense Verlag 2000; ISBN 3-89598-693-3
Im Schatten des Titanen Schütte-Lanz; versch. Autoren; Verlag Robert Gessler, Friedrichshafen 2001; ISBN 3-86136-063-2
Der Luftschiffbau Schütte-Lanz – Mannheim-Rheinau (1909–1925); Dorothea Haaland (Dissertation); Südwestdeutsche Schriften (4); Institut für Landeskunde und Regionalforschung der Universität Mannheim 1987; ISBN 3-87804-186-1
Der Luftschiffbau Schütte-Lanz 1909–1925; Dr. Ing. e. h. Johann Schütte; Verlag von R. Oldenbourg München und Berlin 1926; hier: Reprint von 1984, herausgegeben von Johann Friedrich Jahn, Oldenburg i.O.
Ludwig Friedrich, Hans Weihe: Schütte-Lanz. Vom Luftschiff zum Sperrholz. In: Verein für Heimat- und Brauchtumspflege Brühl/Rohrhof (Hrsg.): Brühl und Rohrhof: Das Heimatbuch. Brühl 2007
Manfred Griehl: Typenkompass. Deutsche Luftschiffe seit 1871. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-613-03226-2, S. 43 ff.
Sonja Steiner-Welz, Schütte-Lanz-Luftfahrzeuge aus Mannheim: Band 1, Reinhard Welz Vermittler Verlag e.K., 2006, ISBN 3-936041-94-6 (online)
↑Wolfgang Meighörner-Schardt: Wegbereiter des Weltluftverkehrs wider Willen. Die Geschichte des Zeppelin-Luftschifftyps „w“. Zeppelin-Museum Friedrichshafen, Friedrichshafen 1992, ISBN 3-926162-58-9, S. 80 f.