Die Liste der Feldzüge im Großen Nordischen Krieg enthält alle militärischen Operationen, die sich während der Zeit von 1700 bis 1721 im nordöstlichen Europa ereigneten. Mithin sind für die aufgeführten Feldzüge ein andauernder Zeitraum von mehreren Monaten, Operationsreichweiten von mehreren hundert Kilometern sowie mehrere Gefechte und Schlachten typisch. In der Epoche der Kabinettskriege (etwa 1650 bis 1800), in der die Kriegshandlungen im Winter unterbrochen wurden, bedeute dies, dass ein „Feldzug“ die Kriegsoperationen zwischen zwei Winterlagern bezeichnete.
Einzelne Operationen detailliert auf taktischer Ebene nachzuvollziehen ist mit der vorhandenen Literatur nicht möglich. Einerseits weist die Historiographie des 19. Jahrhunderts den Mangel auf, Militärzüge nur von einer Seite aus zu betrachten und die Handlungen des Kriegsgegners zu vernachlässigen. Andererseits gibt es kaum oder nur sehr wenige aktuelle Publikationen zum Großen Nordischen Krieg, in der versucht wird, eine vollständige Operationsgeschichte zum Krieg nachzuzeichnen. Aus diesem Grund gibt es bis heute keine vollständige Nomenklatur oder Zeitangaben für die einzelnen Feldzüge. Es überwiegt die Bezeichnung nach den einzelnen Regionen in zusammengesetzter Form, also beispielsweise Pommernfeldzug oder Livlandfeldzug.
Dies zeigt aber auch die enge des Betrachtungswinkels auf, da sich die Einteilung nach geografischen Regionen nur auf die begrenzte Zielsetzung der aktiven Kriegspartei bezieht, die ihrerseits aber in einem größeren Gesamtzusammenhang operierte. So kommt in dem Begriff Livlandfeldzug zwar das Feldzugsziel einer Kriegspartei zum Ausdruck zum Beispiel diese Provinz zu erobern, die reagierende gegnerische Partei entwickelte aber ebenso eigene Pläne und Zielsetzungen, so dass im weiteren Verlauf des Feldzugs ein ganz anderer Operationscharakter entsteht, der bei jetziger Betrachtungsweise dazu führt, vernachlässigt zu werden. Insbesondere die russischen Feldzugsoperationen werden so nicht adäquat berücksichtigt und bleiben bisher im Dunkeln der Geschichte zurück.
Neben der offenen Problematik der einseitigen Feldzugsanalysen in der Literatur gibt es darüber hinaus die ungelöste Thematik zur geografischen Eingrenzung einzelner Feldzüge. Die Geschichtsschreibung hierzu betrachtet vorwiegend den örtlichen Bezugspunkt, also beschreibt die rationalen Handlungen der Kommandeure aus lokaler und nicht strategischer Sicht. So entschieden Kommandeure aufgrund von Nahrungsmangel oder aufgrund des Fehlens bestimmter Ausrüstungsgegenstände und nicht aufgrund übergeordneter Beweggründe. Dieses Denken der Kommandeure kann so nicht stattgefunden haben, da sie den elementaren Wesenszügen von Militärs, die geschult im taktischen Denken sind widerspricht. Diese Geschichtsmethodik führt aber im Ergebnis dazu, dass fast alle thematisch auffindbaren Publikationen Schlachten und Belagerungsdarstellungen häufig detailliert dokumentieren. Taktische Analysen, die die Grundlage für Feldzugsbeschreibungen sind, finden auf einem ganz rudimentären Level statt. Die übergeordnete Ebene, also die Aufstellung einzelner Truppenkontingente, die damit verbundene Deckung von Territorien oder strategischen Punkten blieb bisher in der Betrachtung ausgeklammert und bilden schwarze Flecken in der Historiographie zum Großen Nordischen Krieg. Die Analyse der taktischen Operationsführung steckt daher in den Kinderschuhen. Die hier benutzten Feldzugseinteilungen sind daher zwar konform mit der vorhandenen Geschichtsliteratur, sind aber aus taktischer Sicht unzureichend und aus Forschungsperspektive noch nicht final eingeteilt.
Herzogtum Kurland
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